Georgette Heyer
gesagt?» Dann, als er bloß die Achsel zuckte, sagte sie:
«Das war infam, so etwas zu sagen! Und außerdem idiotisch!»
«Weit entfernt davon. Auf die
Nachricht von meinem Durchbrennen hin erlitt er einen Schlaganfall, von dem er
sich nie mehr erholte. Wußten Sie das nicht?»
«Das weiß doch jeder! Und auch, daß
er fast drei Jahre später an einem zweiten Schlaganfall starb. Waren Sie
vielleicht auch an dem schuld? Unglückseligerweise wußten Sie nämlich nicht,
daß er schlagflüssig war, und waren daher unwissentlich die Ursache. Aber wenn
Sie glauben, daß er den Schlaganfall nicht früher oder später doch erlitten
hätte, dann wissen Sie sehr wenig über die Sache! Mein Vater hatte auch einen
Schlaganfall – der seine war tödlich. Und er wurde nicht durch irgendeinen
Schock herbeigeführt, und es konnte nicht abgewendet werden.» Impulsiv legte
sie die Hand auf seine und sagte ernst: «Das versichere ich Ihnen!»
Er schaute sie an, seltsam lächelnd,
aber sie hätte nicht sagen können, ob er sich mokierte. «Es raubt mir nicht den
Schlaf meiner Nächte, meine Liebe. Selbst in den besten Zeiten wurde zwischen
uns beiden nicht viel Liebe verloren.»
«Ich habe den meinen auch nicht
geliebt. Ja, ich mochte ihn sogar nicht. Sie ahnen nicht, wie angenehm es ist,
das sagen zu können und nicht fürchten zu müssen, daß einem gesagt wird, das
könne ich doch nicht meinen, oder daß es meine Pflicht sei, ihn zu lieben! So
ein Unsinn, wo er doch niemals auch nur so tat, als läge ihm auch nur ein Deut
an einem von uns!»
«Der Ihre scheint Ihnen bestimmt
wenig Grund gegeben zu haben, ihn zu lieben», bemerkte er. «Die Ehrlichkeit
zwingt mich jedoch zu sagen, daß der meine mit seinem einzigen Sohn ein
schlechtes Geschäft gemacht hatte.»
«Nun, wenn ich einen einzigen Sohn
hätte – oder auch ein Dutzend Söhne! –, so wüßte ich etwas Besseres zu tun,
wenn er in einer Klemme ist, als ihn zu verstoßen!» erklärte Venetia. «Sie
nicht?»
«Gott ja! Aber wer bin ich schon,
daß ich einen Stein auf ihn werfen könnte? Ich würde mich vielleicht sogar
aufraffen und ihn davon abhalten, in die Klemme zu geraten – obwohl ich, wenn
er nur halb so verliebt wäre, wie ich es damals war, wahrscheinlich keinen
Erfolg damit hätte», sagte er nachdenklich.
Nach einer kurzen Pause, während der
er, schien ihr, über die Jahre zurückblickte, und das mit keiner großen Freude,
wagte sie zu fragen: «Ist sie gestorben?»
Seine Augen kamen zu ihrem Gesicht
zurück, etwas erschreckt. «Wer? Sophia? Nicht, daß ich wüßte. Wer hat Ihnen das
in den Kopf gesetzt?»
«Nur, weil niemand zu wissen scheint
– und Sie sie nicht geheiratet haben – nicht?»
«O nein!» Er sah ihren bekümmerten
Blick und zog eine Grimasse. «Sie wollen wissen, warum, nicht? Nun, wenn Sie
eine solche uralte Geschichte interessiert: sie lebte zur Zeit von Vobsters Tod nicht mehr unter meinem Schutz.
Oh, schauen Sie nicht so bestürzt drein!»
«Nicht bestürzt – das nicht!»
stammelte sie.
«Ach, Sie fühlen Mitleid?
Verschwendet, meine Liebe! Unsere gegenseitige Leidenschaft war heftig, solange
sie dauerte, aber nützte sich bald ab. Glücklicherweise blieb es uns erspart,
in einen Zustand gegenseitiger Langeweile einzuschrumpfen – durch das zeitgerechte
Auftauchen eines vollendeten Venezianers.»
«Eines vollendeten Venezianers?»
«Oh, erster Güte! Auch schön, und
alles wie gedruckt. Sein Gehaben und seine Gewandtheit gingen weit über meine
Möglichkeiten hinaus!»
«Und vermögend?» schob sie ein.
«Auch das. Es setzte ihn instand,
sich die ausgefallensten Launen zu leisten! Er fuhr und ritt nur graue Pferde,
trug nie andere als schwarze Röcke, und sommers und winters immer eine weiße Kamelie
im Knopfloch.»
«Guter Gott, was für ein Geck! Wie
konnte er ihr – Lady Sophia – nur gefallen?»
«Oh, täuschen Sie sich nicht! Er war
ein charmanter Bursche! Außerdem, armes Mädel, war ihr so verteufelt langweilig
geworden! Wer konnte es ihr verdenken, daß sie einen erfahrenen Weltmann dem
unreifen Tropf vorzog, der ich damals war? Für mein Leben kann ich nicht
begreifen, wie es ihr gelang, meine Glut und meine Eifersüchteleien so lange zu
ertragen, wie sie es tat. Meine Torheit kannte keine Grenzen – wenn Sie sich
Aubrey Hals über Kopf verliebt vorstellen, so war ich ziemlich der gleiche
Stil, stell ich mir vor. Bis an den Rand voll Gelehrsamkeit und so unvernünftig,
daß ich sie bis zum Schreien mit
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