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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Venetia und der Wuestling
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– soviel ich mich erinnere – waren vollkommener als die
Ihren, aber Ihr Haar ist goldener, Ihre Augen sind tiefer blau und Ihr Lächeln
ist bei weitem süßer.»
    «Oh, Lieber, nun sind Sie wieder bei
Ihrem Unsinn! Sie können sich unmöglich nach so langer Zeit erinnern, wie blau
ihre Augen waren oder wie golden ihre Haare,
daher hören Sie auf, mich anzuschwindeln!»
    «Ja, Ma'am», sagte er nachgiebig.
«Ich sollte wirklich bei weitem eher von Ihren Augen oder sogar von Ihren
hübschen Lippen reden, die Sie ganz falsch als ein blasses Rot beschrieben
haben.»
    «Ich begreife nicht», unterbrach sie
ihn etwas streng, «warum Sie so hartnäckig immer wieder eine Episode in
Erinnerung rufen, die Sie lieber vergessen sollten!»
    «Sie begreifen das nicht?» Er
streckte die Hand aus, nahm ihr Kinn in seine langen Finger und hob es.
«Vielleicht um Sie daran zu erinnern, meine Liebe, daß dies, obwohl ich derzeit
gezwungen bin, mich mit allem Anstand eines Gastgebers zu benehmen, nur Tünche
ist – und Gott allein weiß, warum ich Ihnen das eigentlich sage!»
    Sie schob seine Hand weg, sagte aber
mit einem Kichern: «Ich glaube nicht, daß Ihre Vorstellung von Schicklichkeit
in den ersten Kreisen wirklich ankommen würde! Und weiter, mein teurer Freund,
ist es höchste Zeit, daß Sie damit aufhören, jeden glauben zu lassen, daß Sie
viel schwärzer sind, als Sie gemalt werden. Das ist eine Gewohnheit, in die Sie
verfallen sind, als Sie noch jung und dumm waren, und unter den damaligen
Umständen auch wirklich vollkommen verständlich. Auch sehr ähnlich Conway, wenn
er mir vorprahlte, was für entsetzliche Streiche er in Eton spielte. Münchhausengeschichten,
das meiste.»
    «Danke! Aber das habe ich nie getan
– es bedurfte keiner Münchhausengeschichten. Mit was für unwahrscheinlichen
Tugenden versuchen Sie mich eigentlich auszustatten? Exquisite Empfindsamkeit?
Gefühlvolle Prinzipien?»
    «O nein, nichts dergleichen!»
antwortete sie und stand auf. «Ich erlaube Ihnen alle Laster, die Sie sich
zulegen wollen – ja, ich weiß, daß Sie ein Spieler sind und ein entsetzlicher
Wüstling und ein Mann von traurig unbeständigem Charakter! Aber so grün bin ich
nicht, daß ich an Ihnen nicht wenigstens eine Tugend erkenne, und eine gute
Eigenschaft.»
    «Was, ist das alles? Wie
enttäuschend! Und was sind die?»
    «Ein gebildeter Verstand und sehr
viel Güte», sagte sie, legte ihre Hand auf seinen Arm und schlenderte mit ihm
zum Haus zurück.

7
    Edward Yardley kehrte zwar in einer
unzufriedenen Stimmung heim, befürchtete aber nicht mehr, daß sich Damerel als
sein Rivale erweisen könnte. Er hatte ihm nicht gefallen, und Edward konnte
weder in seinen Manieren noch in seiner Erscheinung etwas erblicken, das
vernünftigerweise Venetias Gefallen erregen hätte können. Da Edward selbst
peinlich genau in allen Höflichkeitsformen war, fand er, daß Damerels legere
Sorglosigkeit einem Mann von Rang nicht entsprach, und seine ziemlich abrupte
Art zu reden einen nur anwidern konnte. Was seine Erscheinung betraf, so war da
schließlich auch nicht viel los – er hatte eine gute Gestalt, aber sein Gesicht
war hart, die Züge durchaus nicht regelmäßig, und er hatte einen dunklen Teint;
seine Kleidung war nicht besonders modisch. Hätte Damerel enge gelbe Hosen
getragen, blitzblanke Schaftstiefel, eine taillierte Jacke, ein monströses
Halstuch, übertrieben hohe Kragenspitzen, Ringe an den Fingern und baumelnde
Berlocken, dann hätte er Edward vielleicht als ein gefährlicher Bursche erscheinen
können. Aber Damerel trug eine gewöhnliche Reitjacke und wildlederne Reithosen,
ein ziemlich bescheidenes Halstuch und keinen anderen Schmuck als einen
schweren Siegelring und ein Einglas – ein Modegeck war er nicht. Er sah nicht
einmal sehr nach einem Meilenfresser aus, obwohl man ihm nachsagte, daß er ein
erstklassiger Fahrer sei – ja, ein richtiger Raser. Edward, der einen
«Korinther» erwartet hatte, neigte dazu, ihn für ziemlich schäbig zu halten –
mehr Bellen als Beißen, meinte er, als er sich an einige der ausgefallenen
Geschichten erinnerte, die ins Yorkshire durchgesickert waren. Er schmeichelte
sich, daß er ja nie auch nur die Hälfte davon geglaubt hatte – so zum Beispiel
die Sache mit der römischen Edeldame, von der es hieß, sie hätte Gatten und
Kinder verlassen, um mit Damerel an Bord der Jacht im Mittelmeer zu kreuzen,
die er die Frechheit gehabt hatte, «Korinth» zu taufen. Oder jene

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