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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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können, stellte er sich sogar auf seine Kiste mit den Bürsten, Lappen und verschiedenen Schuhcremes.
    Auf dem Dach des himmelblau lackierten Lieferwagens hielt der Mann in seiner Kamelhaarjacke gerade mit ausgestrecktem Arm ein Taschentuch in die Luft.
    „Achtung — Probe - los!“ war zu hören, und dann sauste der ausgestreckte Arm nach unten.
    Ganz plötzlich war es auf dem weiten Platz ruhiger als sonst. Es schien wenigstens so. Man hörte kaum noch etwas von den Straßenbahnen und den Autos. Die Menschen, die dicht gedrängt standen, waren ohnehin vor Neugierde sprachlos.
    Das ganze Interesse und alle Blicke richteten sich auf den Eingang der „Internationalen Handels- und Creditbank“, der im Licht der Scheinwerfer aussah, als schiene die heißeste Augustsonne. Dabei war der Himmel doch bedeckt, und es konnte jeden Augenblick wieder zu regnen anfangen.
    Und jetzt geschah es:
    Eine schwere schwarze Limousine, die wohl mit laufendem Motor etwas abseits auf das Zeichen gewartet hatte, kam in einem Höllentempo angebraust. Direkt vor der Drehtür der Bank stoppte sie, daß die Bremsen nur so quietschten. Vier Männer, die schon kurz vorher die Wagentüren aufgerissen hatten, stürzten ins Freie. Sie trugen schwarze Gesichtsmasken und hatten natürlich schußbereite Pistolen in den Händen. In einem Sprung waren sie über den Gehsteig hinweg in der Drehtür der Bank verschwunden.
    Es sah alles so echt aus, daß den Zuschauern für mehrere Sekunden die Luft wegblieb.
    In diesen Sekunden schalteten die Filmleute bereits wieder ihre Scheinwerfer ab.
    „Ein toller Otto!“ sagte diesmal der Sheriff, Peters Redewendung benutzend.
    „Wie im verrücktesten amerikanischen Gangsterfilm“, meinte Peter.
    Er war für einen Augenblick aufgestanden und hatte ebenfalls zugeschaut.
    „Vielleicht spielt das Ganze auch gar nicht hier, weil die Limousine eine ausländische Nummer hat.“
    Da wandte sich der Kerl im Ledermantel um. Fast ruckartig. Aber er sagte nichts. Er holte sich nur eine Zigarette aus der Tasche, zündete sie an und sah dann wieder zu den Scheinwerfern und den Menschen hinüber. Ziemlich nervös, dieser Herr im Ledermantel, dachte Peter. Beim Anzünden seiner Zigarette hatte der Kerl zwei Streichhölzer abgebrochen. Aber was kümmerten Peter die Nerven seiner Kunden? Ihn hatten nur diese Schlangenlederschuhe zu interessieren.
    Hübsche Schuhe übrigens, allerdings ziemlich verkommen. Es fehlte an der nötigen Pflege. Die Absätze waren nach der Außenseite schon abgetreten, und links war am gezackten Profil der Gummisohle ein ganzes Stück herausgebrochen. Ein Stück so groß wie eine Schuhcreme-Schachtel -.
    Aus der Drehtür der „Internationalen Handels- und Creditbank“ traten die vier Männer mit ihren schwarzen Gesichtsmasken wieder ins Freie. Jetzt allerdings wie Sonntagsspaziergänger und so, als ob sie sich soeben nur ein kleines Sparkonto angelegt hätten. Sie wurden sogar von einem Herrn im schwarzen Anzug begleitet. Dieser Herr gehörte wohl zur Geschäftsleitung der Bank oder war gar ihr Direktor. Dieser Herr wollte sich fast ausschütten vor Lachen, als der Mann in der Kamelhaarjacke auf ihn zukam und offenbar eine sehr witzige Bemerkung machte. Zugleich gab die Kamelhaarjacke dem Chauffeur irgendwelche Anweisungen, und der ließ seine Limousine dann im Rückwärtsgang wieder auf ihre Anfangsstellung zurückfahren.
    Der Herr von der Bank wollte sich jetzt die Aufnahme der Szene von außen mit ansehen. Er kletterte also zusammen mit dem Filmmann auf das Dach des himmelblauen Lieferwagens, immer noch sichtlich vergnügt.
    „Achtung - wir drehen!“ rief jetzt eine Stimme, und die Scheinwerfer flammten auf wie vorher, einer nach dem anderen, bis das Strahlenbündel wieder vollständig war. „Kamera ab!“ rief es jetzt von einem Gerüst.
    „Kamera läuft!“ antwortete irgend jemand.
    Und jetzt hatte der Mann in der Kamelhaarjacke das letzte Wort, das heißt, eigentlich sein Taschentuch.
    Dieses Taschentuch sauste wieder wie eine Startfahne senkrecht durch die Luft.
    Und wie vorhin bei der Probe kam auch jetzt wieder die schwarze Limousine im Höllentempo angerast, und wieder stürzten die vier maskierten Männer durch die Drehtür der „Internationalen Handels- und Creditbank“.
    Allerdings dauerte es dieses Mal zwei oder drei Minuten länger, bis die „Gangster“ wieder ins Freie kamen. Jetzt, bei der eigentlichen Aufnahme, schienen die Filmleute ihre Sache noch ernster zu nehmen als

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