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0630 - Minotaurus aus der Hölle

0630 - Minotaurus aus der Hölle

Titel: 0630 - Minotaurus aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Stygia starrte den Mann an, der wie aus einer anderen Welt wirkte. Er trug schwere Handschuhe und Stiefel, und über seinen Overall verlief eine Unzahl von dünnen Drähten, die an allen möglichen Stellen Kontaktflächen besaßen. Die Handschuhe sahen aus wie Hände von Robotern, wie man sie sich in den 50er und 60er Jahren vorgestellt hatte. Neben Rico Calderone lag auf einem flachen Tisch ein Helm, der beinahe den ganzen Kopf umschloß, wenn Calderone ihn trug.
    »Und das soll funktionieren?« fragte die Fürstin der Finsternis skeptisch.
    »Du wirst es sehen«, erwiderte er gelassen.
    Es verdroß sie, daß er jeglichen Respekt ihr gegenüber vermissen ließ. Was sie keinem Dämon hätte durchgehen lassen, ohne ihn unverzüglich für seine Frechheit und Unbotmäßigkeit zu bestrafen - Calderone erlaubte es sich regelmäßig.
    Er wußte genau, was er ihr wert war!
    Vor ihnen erstreckte sich eine fast endlose Fläche. Sie war völlig eben. Aber breite Linien führten in verwirrenden Zickzackmustern darüber hin. Eine Zeichnung, ein Grundriß. Ein Labyrinth…
    »Ich sehe nichts«, erwiderte Stygia.
    Calderone grinste. »Wir können tauschen«, schlug er vor. »Du brauchst nur diesen Anzug zu tragen. Setz den Helm auf, und du findest dich in einer völlig fremden Welt wieder, ohne deine eigene zu verlassen.«
    Sie lachte spöttisch. »Auf dieses großzügige Angebot werde ich lieber verzichten«, wehrte sie ab. »Ich traue dir nicht, Mensch. Vielleicht wird dieses Labyrinth dann zu einer Falle für mich, aus der ich nicht mehr herauskomme.«
    »Du bist wirklich zu mißtrauisch«, erwiderte Calderone. »Wie käme ich dazu, dir Schaden zufügen zu wollen? Ich sonne mich gern in deiner Gunst, Fürstin. Was wäre ich ohne dich?«
    »Ein Mann in einer Gefängniszelle, bis ans Ende deines Lebens«, sagte sie.
    »Eben. Warum also sollte ich mich gegen dich wenden? Um deinen Schutz zu verlieren und wieder im Gefängnis zu landen? Glaube mir, es hat mir da nicht gefallen. Du hast mich befreit, und ich bin dir zu Diensten.«
    »Du bist ein Halunke, durchtrieben bis auf den Grund deiner schwarzen Seele.«
    »Und deshalb so wertvoll für dich.« Er warf den Kopf zurück und lachte. Über ihm loderte ein rötlicher Feuerhimmel.
    Er griff nach dem Helm und setzte ihn auf. Dann bewegte er sich auf die Labyrinthfläche zu, schritt durch einen der ›Korridore‹ zwischen den ›Wänden‹. Stygia fragte sich, was er nun eigentlich sah.
    Es war etwas, das sie nicht verstand. Anderen hätte dieses Nichtverstehen vielleicht Furcht eingeflößt. Aber die Fürstin der Finsternis verspürte nur Verdrossenheit.
    Hier konnte sie mit Magie nicht viel ausrichten.
    Immer noch genug, sicher, aber sie hatte nicht die totale Kontrolle.
    Sie erinnerte sich, daß sie sich schon einmal auf so ein Spiel eingelassen hatte. Auch da war die Idee von Calderone gekommen. Und um ein Haar wäre es auch gelungen, wären Zamorra und Robert Tendyke in der virtuellen Realität umgekommen. [1]
    Das war es: virtuelle Realität. So hatte Calderone es genannt! Ein Begriff, unter dem Stygia sich nicht viel vorstellen konnte.
    Ihr war nur das Ergebnis wichtig.
    Deshalb versuchte sie es jetzt noch einmal. Calderone hatte die Vorarbeit geleistet. Jetzt war Stygias Magie gefordert. Aber noch wußte sie nicht, in welcher Form sie diese Magie einzusetzen hatte. Calderone würde es ihr mitteilen.
    Sie verabscheute es, sich nach den Anweisungen eines anderen richten zu müssen. Sie hatte sich noch nie unterordnen wollen. Deshalb hatte sie mit allen ihr möglichen Tricks versucht, an die Spitze der Machtpyramide zu gelangen.
    Und jetzt war sie fast oben.
    Fürstin der Finsternis! Herrin der Schwarzen Familie der Dämonen!
    Nur noch zwei Ränge standen über ihr.
    Und es war bedauerlich, daß sie sie wahrscheinlich niemals erreichen würde. Aber sie konnte mit dem zufrieden sein, was sie erreicht hatte.
    Zumindest in dieser Hinsicht.
    Und jetzt arbeitete sie daran, mit Calderones Unterstützung auch in anderer Hinsicht Zufriedenheit zu erlangen…
    ***
    Der Mann, der vor langer Zeit einmal Sicherheitschef eines Weltkonzerns gewesen war, bewegte sich durch das Labyrinth. Jetzt, da er den Helm trug, war es keine ebene Fläche mehr; die Wände existierten für ihn wirklich. Ein hochkarätiges Computersystem sorgte dafür.
    Unwillkürlich lächelte er.
    Computer und Magie zu verbinden, das war sein Ziel, seit er erkannt hatte, welche Chancen die Schwarze Magie ihm bot. Hier war

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