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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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gehen, Clara.«
    »Wie oft?«
    »Vielleicht
einmal alle drei Monate... für ein verlängertes Wochenende.«
    »Wir
könnten doch auch dort hinziehen ... «
    »Nein,
Clara, ich habe meine Arbeit hier und... in Mumbai könnte ich nicht leben. Weißt
du, wir würden in einem Viertel für die Reichen wohnen, das Tag und Nacht
bewacht wird ... nur einen Steinwurf weit von den schlimmsten Elendsvierteln.
Wir könnten sauberes Wasser nur aus versiegelten Flaschen trinken. Und dann die
Berge von Abfall und Plastikmüll, wohin du schaust.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Schicken
sie Papa wegen dem Plastikmüll da hin?«
    »Ja,
Papas Firma wird eine Recyclinganlage in Mumbai bauen.«
    Ihr
Vater hatte ihr viel von seinen Geschäftsreisen nach Indien erzählt, über das
glitzernde Bollywood, die Märchenpaläste der Maharadschas, über freundliche
Menschen, die gerne lachten, und über die Armen, die halb nackt auf den Straßen
lebten und starben, und über die hungernden Straßenkinder, die mit streunenden
Hunden um ein Stück Brot im Dreck balgten.
    »Wann...
wann fährt Papa?«
    »In
einer Woche. Morgen früh fliegt er zu Vorgesprächen nach Frankfurt! Wenn er
zurückkommt, bleibt er noch ein paar Tage bei uns ... und dann ...«
    »So bald!«
    Clara würgte
die Tränen hinunter und schmiegte sich an ihre Mutter. Lange saßen sie so da.
Es war tröstlich die Wärme ihrer Mutter zu spüren, ihre Traurigkeit löste sich
auf in dieser Wärme, und sie drückte sich noch enger an sie.
    Es war
schon spät, als sie schließlich schweigend den Tisch abräumten.
    Bevor sie
ins Bett ging, lugte Clara noch einmal unter das Schlaftuch von Jule und
Pünktchen.
    Es war
alles wie immer.
    »Vergiss
nicht, die Zähne zu putzen!“, rief ihre Mutter ihr ins Bad nach.
    Als ob sie
das nicht selber wüsste! Sie drückte die Zahnpasta auf die Bürste, drehte den
Wasserhahn auf – und stutzte.
    Das
Plätschern des Wassers klang – eigenartig.
    Heute bin
ich nicht gut drauf, dachte sie. Sie ließ das Wasser laufen und bürstete sich
verdrossen die Zähne.
    Aber das
Wasser hörte sich
anders an als sonst.
    Sie nahm
die Zahnbürste aus dem Mund und lauschte. Es klang nicht wie Wasser, sondern …
wie etwas, was sie noch nie gehört hatte!
    »Das bilde
ich mir nur ein«, sagte sie laut zu sich.
    Sie drehte
den Wasserhahn ganz fest zu.
    Vielleicht
ein bisschen Kalk im Rohr, beruhigte sie sich. Aber überzeugt war sie nicht.
    Bevor sie
in ihren Pyjama schlüpfte schaute sie noch bei ihren Facebook-Freunden rein.
Kein Mensch erwähnte irgendwelche unheimlichen Geräusche. »Hi!«, postete sie an
ihre Pinnwand: »Habt ihr schon mal klirrendes Wasser gehört und Vögel, die
Asthma haben?« Aber zum Chatten war es zu spät. Die pennen schon alle, dachte
sie.
    An diesem Abend konnte
sie lange nicht einschlafen.

Das Wasser
     
    Am nächsten Morgen hatte Clara einen
schweren Kopf wie nach einem Albtraum. Sie kroch aus dem Bett, schlüpfte in die
Pantoffeln mit den Indianerfransen, die ihr Vater von einer Amerikareise
mitgebracht hatte, und schlurfte in die Küche.
    Von draußen
drang das Brummen eines Autos herein, aus dem Radio tönte die Hitparade, die
Wohnung duftete nach Kaffee und ihre Mutter saß summend in der Badewanne. Sie
hatte heute frei.
    Nur im
Vogelkäfig, wo sonst um diese Zeit die Wellensittiche lärmten und tschilpten,
rührte sich nichts. Clara lief zum Käfig und zog das Schlaftuch weg. Da saßen
Pünktchen und Jule und guckten sie verstört an.
    »Was ist
los, ihr Schlafmützen?«
    Jule machte
sich ganz dünn und drängte sich an die Käfigwand.
    »Noch nicht
ausgeschlafen?«
    Aber die
Vögel blieben stumm.
    »Ich muss
zum Ohrenarzt«, sagte Claras Mutter, als sie aus dem Badezimmer kam und das
Handtuch um die nassen Haare zu einem Turban schlang.»Ich höre das Wasser in
der Dusche nicht mehr. Wenn mit meinen Ohren etwas nicht stimmt, dann ist es
bald aus mit dem Singen.«
    Es läutete.
Frau Saiser, die Nachbarin, stand im Morgenmantel vor der Tür. Das war sehr
ungewöhnlich, sie verließ ihr Haus immer nur wie aus dem Ei gepellt.
    Sie war
ganz außer sich. »Das Wasser! Ich höre das Wasser nicht mehr. Das Wasser
sprudelt aus dem Hahn, aber es plätschert nicht!«
    »Sie hören
das Wasser auch nicht?«, fragte Anna.
    »Das
Wassergeräusch ist weg!«, kreischte Frau Saiser. »Das Geschirr hör ich
klappern, wieso kann ich das Wasser nicht mehr hören?«
    Clara
stürmte in die Küche und drehte den Wasserhahn voll auf. Und wirklich:

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