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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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beruhigte sie. In diesem Teil des Waldes wucherten
unter den hohen Kiefern Brombeerbüsche, Brennnesseln und Heckenrosen zu einem
undurchdringlichen Dickicht zusammen. Efeu schlang sich in dicken Girlanden von
Baum zu Baum.
    An einer
Wegbiegung rostete ein Metallschild mit einem schwarzen Totenkopf vor sich hin.
»Betreten verboten! Privatgrund« stand in großen Buchstaben darauf. Die Farbe
war abgeblättert, Efeu umklammerte das Schild. Seit sie denken konnte, stand es
da.
    Wem der
Grund hier gehörte, wusste kein Mensch. Und es hatte sich wohl auch noch nie
jemand in das undurchdringliche dornige Dickicht hineingewagt.
    Clara
bemerkte ein paar geknickte Brombeerzweige. War da heute doch jemand ins
Unterholz eingedrungen? Sie achtete nicht weiter darauf, schleunigst wollte sie
zu Knut. Er konnte sie immer trösten und zum Lachen bringen.
    Die Sonne
stand schon tief, als sie die Lichtung im Kiefernwald erreichte. Das alte
Karussell mit den roten Holzelefanten und himmelblauen Schwänen drehte sich zu
Schlagermelodien. Ein Junge ritt stolz einen roten Elefanten.
    Pedro
wartete bereits auf sie, seine Gitarrentasche über die Schulter gehängt. Mitch
sprang ihr mit fliegenden Ohren entgegen und hopste japsend an ihr hoch.
    Clara
kraulte ihn am Hals. »Ist ja gut, Mitch, ist ja gut!«
    »Hast du
das mitgekriegt … auf der Ringstraße?«
    »Ja.« Sie
war ganz außer Atem.
    »Was war da
bloß los, Clara?«
    Er sah sie
verstört an.»Papa hat mich vorhin hergefahren … Und da hat sein Ferrari
plötzlich so komische Geräusche gemacht, stell dir vor, sein Superauto, sein
Hätschel-Ferrari … Ich hab erst gedacht, der Motor säuft ab, weil er so gewürgt
hat und dann gar keinen Mucks mehr gemacht hat. Papa hat das auch gedacht und
ist voll aufs Gaspedal getreten …«
    »Oh je!
Genau das ...«
    »Zum Glück
sind wir im Stau fast gestanden … und wir waren angeschnallt. Die Kühlerhaube
ist hin … und das Heck auch. Massenkarambolage.« Er seufzte. »Du hättest Papa
sehen sollen, wie er um seinen komplett eingedellten Wagen herum gegangen ist
und nur den Kopf geschüttelt hat. Kein Wort hat er gesagt. Stell dir vor, Papa
sagt kein Wort!«
    Clara stieg
auf ihr Fahrrad. »Hoffentlich ist Mama nichts passiert! Sie wollte ins
Konzerthaus! Komm, lass uns schnell zu Knut fahren. Vielleicht weiß er mehr!

Knut Osorgs Haus
     
    Hinter dem
Kiefernwald dehnte sich der weiße Dünenstrand bis zum Meer. Sie atmeten auf,
als sie das vertraute Fischerhäuschen sahen. Es war niedrig und geduckt gebaut
zum Schutz vor den Winterstürmen. Knut Osorg deckte das Dach immer selbst mit
Reet ein, auch das Seepferdchen, das als Giebelzeichen über dem Dach prangte,
hatte er selbst geschnitzt.
    Unweit
von seinem Haus ging der Dünenstrand in Felsen aus Kalkstein über. Dort machten
sie oft Feuer, grillten Heringe und erzählten sich gruselige Geschichten über
Zacken-Polly, die zerklüftete Insel aus Kreidefelsen, die in Küstennähe hoch
wie der Kirchturm der Dorfkirche aus dem Meer ragte. Hier hausten nur Möwen und
Kormorane.
    In
klaren Vollmondnächten reckte sie sich gespenstisch weiß in den Sternenhimmel
wie eine Geisterburg. Jetzt schimmerten die Felsen feuerrot im Licht der untergehenden
Sonne.
    Clara und
Pedro hielten an und horchten auf das Rauschen der See.
    »Wie gut,
dass der Geräuschtod das Meerwasser nicht angreift«, sagte Clara.
    Pedro
nickte. »Das schafft kein Virus dieser Welt.«
    Sie
lauschten auf die Brandung, wie sie rollte und zischte! In der Ferne hörten sie
die Wellen gegen Zacken-Polly donnern. So nannten die Einheimischen die Insel,
weil sie aussah wie ein riesiger bizarrer Kopf. Ihre Felszacken ähnelten den
gegelten Haarspitzen eines Punkers. Bei stürmischem Seegang spritzten die
Wellenbrecher hinauf bis zu der hexenkrummen Felsnase und schäumten um einen
Felsspalt, der wirkte wie eine böse verzerrte Fratze.
    Ein
paar Mal schon waren Clara und Pedro mit Knuts Fischkutter hinübergeschippert,
um die tiefen Spalten und Risse aus der Nähe zu betrachten. »Keiner, der die
Insel betreten hat, ist je wieder gesehen worden«, erzählte Knut gern und
machte dabei ein furchteinflößendes Gesicht. Dass er
dazu das Totenkopf-Tatoo in seiner Armbeuge spielen ließ, das bei ausgestrecktem
Arm seinen Rachen sperrangelweit aufriss und bei angewinkeltem Arm zuschnappte,
das ließ keinen Zweifel über das Schicksal der Verschollenen aufkommen. Zu
Seemannsgarn war der Fischer immer aufgelegt.
    »Ganz
so gutmütig und zahm,

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