Geraubte Herzen
»Also, da wären wir. Zurück bei Madam Nainci. Es war ein echtes Erlebnis, Sie kennen zu lernen, Hope. Wir telefonieren!« Er machte die Tür auf und wäre fast schon ausgestiegen, bevor der Wagen stand.
Coldfell stieg aus, reichte Keith sein Cello und blieb steif neben der Tür stehen.
»Ja, schön, Sie kennen gelernt zu haben, Hope. Kommen Sie, sobald es geht, zur Mission. Sie bekommen auch ein Abendessen.« Vater Becket floh, ohne sich noch einmal umzudrehen.
»Passen Sie gut auf sich auf, Liebes. Ich rufe Sie an, sobald ich in der nächsten Schneewehe stecke.« Dr. Curtis umarmte Hope und eilte davon.
»Wir zeigen Ihnen das Baby, sobald es Shelley besser geht«, versicherte Mr. Shepard und verschwand ebenfalls.
»Hilft mir jemand?«, rief Mrs. Monahan. Hände griffen ins Wageninnere, zogen sie heraus, und sie murmelte noch: »Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.«
Zack schob das Gehgestell hinaus.
Hope versuchte, nach vorne zu rutschen, zur anderen Tür hinaus. Aber Zack hinderte sie daran, indem er den Arm wie einen Riegel in die offene Tür stemmte.
Sie schaute den Arm an, dann ihn. »Lassen Sie mich durch.«
Er zog den Arm weg. »Wir können nicht einfach ignorieren, was geschehen ist.«
Sie starrte ihn an. Starrte das schöne, skrupellose Gesicht an. Sie hatte ihn als einen guten Menschen mit gutem Herzen gesehen. Einen Mann, den sie lieben konnte. Einen Mann, den sie respektieren konnte. Auch wenn ihre Affäre nicht ewig gedauert hätte, die Erinnerung wäre ihr wenigstens geblieben.
Er sagte mit sanfter, eindringlicher Stimme: »Als ich dich mit Baxter gesehen habe, habe ich vorschnell falsche Schlüsse gezogen.«
Jetzt kannte sie die Wahrheit. Zack war ein reicher Mann wie alle anderen reichen Männer auch. Er wollte sie - für eine Weile. Er würde sie benutzen - für eine Weile. Dann würde er gehen, und die Demütigung, die sie erdulden musste, würde er als unbedeutend abtun, denn nur seine Gefühle zählten, seine Bedürfnisse, seine Wünsche.
»Ich war ein Narr. Das weiß ich jetzt.« Er legte einfach alles in seinen Appell: die großen dunklen Augen, die verführerische Samtstimme, die eindringlichste Abbitte.
Sie brauchte ihn nicht. Sie hatte schon genug gelitten.
»Ich möchte, dass du zu mir zurückkommst«, sagte er.
Sie fing zu zittern an. »Wie können Sie es wagen? Wie können Sie es wagen, zu glauben, es sei mir egal, dass Sie mich darüber belogen haben, wer Sie sind? Wie können Sie es wagen, zu glauben, ich würde mir Ihre Floskeln anhören und in Ihre Arme sinken? Wir beide waren nie zusammen. Ich war mit einem Mann namens Griswald zusammen. Ich war mit einem Mann zusammen, der nicht existiert.«
»Du warst mit mir zusammen, Hope. Um Gottes Willen, Hope …« Zack streckte die Hand nach ihr aus.
»Nein. Nein, nein, nein!« Sie hastete aus dem Wagen. Sie wusste nicht, was für ein Wort sie sonst noch sagen sollte. Sie brauchte auch kein anderes Wort mehr. »Nein.«
Sie eilte in Madam Naincis Basement und verließ ihn - endgültig.
25
Lieber Mr. Givens,
vielen Dank für den neuen Computer, den Drucker und den Monitor. Obwohl es vermutlich richtig gewesen wäre, Ihr Geschenk abzulehnen, nehme ich es doch mit großer Dankbarkeit an, weil es mich bei der Suche nach meinen Geschwistern voranbringt. Sie wissen bereits, wie sehr mich die neuen Kleidungsstücke freuen, die Sie mir geschenkt haben, trotzdem möchte ich Ihnen nochmals dafür danken. Und natürlich möchte ich Ihnen danken, dass Sie solche Mühen auf sich genommen haben, um mich vor Mr. Janek zu retten. Zwar glaube ich, dass ich die Situation gut im Griff hatte, aber vielleicht bin ich mit dieser Einschätzung allzu optimistisch. Jedenfalls weiß ich Ihre Anstrengungen wirklich zu schätzen.
Hochachtungsvoll
Hope Prescott
P.S.: Bitte hören Sie auf, mir ständig Blumen zu schicken.
Zack starrte die gestelzten Phrasen auf der Innenseite der Hallmark-Karte an, dann warf er die Karte mit einem wütenden Fluch in den Mülleimer neben seinem Schreibtisch.
Er schaltete den Computer ein und machte sich bereit,
ihr eine geharnischte E-Mail zu schreiben, in der Hoffung, sie würde sich so darüber ärgern, dass sie antwortete, und zwar mit etwas echtem Gefühl und nicht in dieser flachen, beleidigenden Prosa.
»Sir!« Meredith stand in der Tür. »Was machen Sie da?«
»Wonach sieht es denn aus?«, geiferte er. »Ich arbeite meine E-Mails ab.«
Für eine Frau, die sich in ihren Job gut eingearbeitet
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