Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006
unerhörten
Bilder, die dich feiern sollten,
da zerstörst du deinen Nachruhm
mit dem schnöden Satze: Rühr dich.
SIE:
Weichheit, Bilder, Nachruhm -
Worte, nichts als Worte!
ER:
Weißt du andres
nicht zu sagen
als dein »Worte,
nichts als Worte«?
Dann sag ich dir:
Hüte deine
Zunge, Liebling,
sonst passiert was.
SIE:
Worte,
Worte,
nichts – na
endlich!
VII
Kunst
Warum das Alles?
Respekt, Bewunderung und Liebe -
sie soll mein Dichten mir erringen:
Respekt für meinen Rigorismus,
von niemandem als mir zu singen,
Bewunderung für meine Kühnheit,
mein Thema direkt anzuspringen,
und Liebe dafür, daß mir Verse
so leicht und inspiriert gelingen,
daß jeder staunt: Der bringt es aber!
Und wie er's schafft, sich einzubringen!
Er nun wieder
Dann wieder hört man,
der Brecht, der habe
zwar viel ge---,
aber nicht gut.
Sei doch ein reichlich
einfallsloser
Hacker gewesen,
Typ Hahn,
so rasch runter
wie rauf.
Aber diese ganzen Frauen dann?
Alle so schön und so
klug und so
viele?
Immer gleich drei auf einmal. Während
er es der
dritten
noch besorgte, da tippte die
zweite
die Handschriften schon
des Tages, Gedichte,
die dann die
erste
jubelndem Saal sogleich
vortrug, in welchem
schon warteten die
vierte, die
fünfte, die
sechste, so
liest man es doch
dauernd.
Dann wieder hört man -
wo ist da nun Wahrheit?
Ich meine, das muß sich
doch feststellen lassen!
Man hat doch ein Recht
darauf zu erfahren,
womit und wodurch
und weshalb ihm die Frauen
derart. Man soll doch
von den Klassikern lernen!
Auch eine Ästhetik
Gefragt, was er eigentlich wolle, sagte er:
Will nicht das Theater erneuern.
Habe dergleichen auch niemals erwogen.
Weiß nämlich gar nichts vom alten Theater.
Kann also gar kein Theater erneuern.
Will nicht die Prosa revolutionieren.
Achte doch sonst auch auf Vorschrift und Regel.
Halte bei Rot und fahre bei Grün an.
Gebe Gas und bremse genauso beim Schreiben.
Will nicht das Gedicht vorwärtsbringen.
Denke immer, es sollte mir weiterhelfen.
Frage mich, wo vorn und hinten ist bei Gedichten.
Weiß nur, daß sie Anfang und Ende haben.
Will nicht die Grenzen der Kunst erweitern.
Habe eher Angst, mich in ihr zu verlieren.
Fühlte in kleinerer Kunst mich viel wohler.
Stapf' dennoch pfeifend querbeet durch die große.
So macht er sich Mut.
Kunst und Leben
Es gibt in Leben wie in Kunst
nur Schrott und allererste Sahne.
Zum Beispiel Markus. Der ist Schrott.
Doch Pablo: allererste Sahne.
Oder die Karin: eitel Schrott.
Die Marlen: allererste Sahne.
Der Johann Wolfgang dito. Aber
der Max? Der ist doch sahnemäßig
nicht allererste, folglich Schrott.
So, wie die Gabi nicht, der Günter
nicht alleraller-, ergo Schrott.
Schrott auch der Piet. Dagegen Pieter
die allerallererste. Aber
der Peter erst. Sowas von Schrott,
nein Sahne, nein, nicht Sahne, sondern
nein, nein, nicht Schrott, doch auch nicht Sahne,
nein, zwischen Schrott und Sahne irgend-
wo angesiedelt, dort, wo's grau wird
und Grenzen träge fließen, bis sie
zu einer Soße alles mengen:
In unsrer Welt aus Sott und Schrahne.
Keine Kunst ohne Künstler
Zum Beispiel Bilder:
So eine Zeichnung, die
kommt doch nicht von ungefähr!
Da schaut erst jemand hin,
und dann zeichnet er.
Oder Prosa:
So ein Roman, der
fällt doch nicht vom Himmel, Mann!
Da nimmt sich jemand Zeit,
und dann schreibt er dran.
Oder Lieder:
So ein Lied, das
wächst doch nicht von ganz allein!
Da denkt erst jemand nach,
und dann fällt's ihm ein.
Oder Lyrik:
So ein Gedicht, das
schreibt sich doch nicht selber hin!
Da formt jemand das Wort,
und das macht dann Sinn.
Oder Unsinn.
Ode an James Dean
Nein, Jimmy, wir werden dich nie vergessen.
Ja, Jimmy, du lebst in deinen Filmen weiter:
Wie du lächeltest, als Robert Mitchum, der Säufer,
wieder einen Revolver halten konnte.
Wie du auf die Desperados zugingst,
während Grace Kelly vom Fenster aus zuschaute.
Wie du die – Was Jimmy? -
die Claudia Cardinale – Wie Jimmy? -
hochhobst und – Ja, Jimmy?
Ach, das alles warst gar nicht du, Jimmy?
Nein, Jimmy? Ja, Jimmy -
wenn das so ist:
Das, Jimmy, werden wir dir nie vergessen!
Musikalisches Opfer
Musik! Du bist Musik für mich
Und nicht zu überhören
Dein Tatata und Bumdibum
Und all die andern Noten.
Musik! Du hast Musik im Blut
und Rhythmus in den Gliedern
Und Takt im Leib und Beat im Bauch
Und immer so harmonisch.
Musik! Dein Name ist Musik
Ist
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