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Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Titel: Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gernhardt
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unerhörten
    Bilder, die dich feiern sollten,
    da zerstörst du deinen Nachruhm
    mit dem schnöden Satze: Rühr dich.
    SIE:
    Weichheit, Bilder, Nachruhm -
    Worte, nichts als Worte!
    ER:
    Weißt du andres
    nicht zu sagen
    als dein »Worte,
    nichts als Worte«?
    Dann sag ich dir:
    Hüte deine
    Zunge, Liebling,
    sonst passiert was.
    SIE:
    Worte,
    Worte,
    nichts – na
    endlich!

VII
    Kunst
    Warum das Alles?
    Respekt, Bewunderung und Liebe -
    sie soll mein Dichten mir erringen:
    Respekt für meinen Rigorismus,
    von niemandem als mir zu singen,
    Bewunderung für meine Kühnheit,
    mein Thema direkt anzuspringen,
    und Liebe dafür, daß mir Verse
    so leicht und inspiriert gelingen,
    daß jeder staunt: Der bringt es aber!
    Und wie er's schafft, sich einzubringen!
    Er nun wieder
    Dann wieder hört man,
    der Brecht, der habe
    zwar viel ge---,
    aber nicht gut.
    Sei doch ein reichlich
    einfallsloser
    Hacker gewesen,
    Typ Hahn,
    so rasch runter
    wie rauf.
    Aber diese ganzen Frauen dann?
    Alle so schön und so
    klug und so
    viele?
    Immer gleich drei auf einmal. Während
    er es der
    dritten
    noch besorgte, da tippte die
    zweite
    die Handschriften schon
    des Tages, Gedichte,
    die dann die
    erste
    jubelndem Saal sogleich
    vortrug, in welchem
    schon warteten die
    vierte, die
    fünfte, die
    sechste, so
    liest man es doch
    dauernd.
    Dann wieder hört man -
    wo ist da nun Wahrheit?
    Ich meine, das muß sich
    doch feststellen lassen!
    Man hat doch ein Recht
    darauf zu erfahren,
    womit und wodurch
    und weshalb ihm die Frauen
    derart. Man soll doch
    von den Klassikern lernen!
    Auch eine Ästhetik
    Gefragt, was er eigentlich wolle, sagte er:
    Will nicht das Theater erneuern.
    Habe dergleichen auch niemals erwogen.
    Weiß nämlich gar nichts vom alten Theater.
    Kann also gar kein Theater erneuern.
    Will nicht die Prosa revolutionieren.
    Achte doch sonst auch auf Vorschrift und Regel.
    Halte bei Rot und fahre bei Grün an.
    Gebe Gas und bremse genauso beim Schreiben.
    Will nicht das Gedicht vorwärtsbringen.
    Denke immer, es sollte mir weiterhelfen.
    Frage mich, wo vorn und hinten ist bei Gedichten.
    Weiß nur, daß sie Anfang und Ende haben.
    Will nicht die Grenzen der Kunst erweitern.
    Habe eher Angst, mich in ihr zu verlieren.
    Fühlte in kleinerer Kunst mich viel wohler.
    Stapf' dennoch pfeifend querbeet durch die große.
    So macht er sich Mut.
    Kunst und Leben
    Es gibt in Leben wie in Kunst
    nur Schrott und allererste Sahne.
    Zum Beispiel Markus. Der ist Schrott.
    Doch Pablo: allererste Sahne.
    Oder die Karin: eitel Schrott.
    Die Marlen: allererste Sahne.
    Der Johann Wolfgang dito. Aber
    der Max? Der ist doch sahnemäßig
    nicht allererste, folglich Schrott.
    So, wie die Gabi nicht, der Günter
    nicht alleraller-, ergo Schrott.
    Schrott auch der Piet. Dagegen Pieter
    die allerallererste. Aber
    der Peter erst. Sowas von Schrott,
    nein Sahne, nein, nicht Sahne, sondern
    nein, nein, nicht Schrott, doch auch nicht Sahne,
    nein, zwischen Schrott und Sahne irgend-
    wo angesiedelt, dort, wo's grau wird
    und Grenzen träge fließen, bis sie
    zu einer Soße alles mengen:
    In unsrer Welt aus Sott und Schrahne.
    Keine Kunst ohne Künstler
    Zum Beispiel Bilder:
    So eine Zeichnung, die
    kommt doch nicht von ungefähr!
    Da schaut erst jemand hin,
    und dann zeichnet er.
    Oder Prosa:
    So ein Roman, der
    fällt doch nicht vom Himmel, Mann!
    Da nimmt sich jemand Zeit,
    und dann schreibt er dran.
    Oder Lieder:
    So ein Lied, das
    wächst doch nicht von ganz allein!
    Da denkt erst jemand nach,
    und dann fällt's ihm ein.
    Oder Lyrik:
    So ein Gedicht, das
    schreibt sich doch nicht selber hin!
    Da formt jemand das Wort,
    und das macht dann Sinn.
    Oder Unsinn.
    Ode an James Dean
    Nein, Jimmy, wir werden dich nie vergessen.
    Ja, Jimmy, du lebst in deinen Filmen weiter:
    Wie du lächeltest, als Robert Mitchum, der Säufer,
    wieder einen Revolver halten konnte.
    Wie du auf die Desperados zugingst,
    während Grace Kelly vom Fenster aus zuschaute.
    Wie du die – Was Jimmy? -
    die Claudia Cardinale – Wie Jimmy? -
    hochhobst und – Ja, Jimmy?
    Ach, das alles warst gar nicht du, Jimmy?
    Nein, Jimmy? Ja, Jimmy -
    wenn das so ist:
    Das, Jimmy, werden wir dir nie vergessen!
    Musikalisches Opfer
    Musik! Du bist Musik für mich
    Und nicht zu überhören
    Dein Tatata und Bumdibum
    Und all die andern Noten.
    Musik! Du hast Musik im Blut
    und Rhythmus in den Gliedern
    Und Takt im Leib und Beat im Bauch
    Und immer so harmonisch.
    Musik! Dein Name ist Musik
    Ist

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