Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006

Titel: Gesammelte Gedichte: 1954 - 2006 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gernhardt
Vom Netzwerk:
Riesling.
    Weheklag
    Italiener sein, verflucht!
    Ich hab' es oft und oft versucht -
    es geht nicht.
    Bin doch zu deutsch, bin schlicht zu tief -
    wen's auch schon zu den Müttern rief,
    versteht mich.
    Die Mütter sind so tief wie doof,
    ich gäbe gerne Haus und Hof
    fürs Flachsein.
    Hab' weder Hof, hab' weder Haus,
    muß untergehn mit Faust und Maus
    und Ach! schrei'n.

VI
    Spiel
    Osterballade
    »Mimi Ostergeier suchen!«
    Lächelnd hört's der stolze Vater,
    innig schmunzelnd sieht's die Mutter,
    wie ihr Töchterchen, die Marlis,
    flehentlich zu ihnen hochschaut:
    »Mimi Ostergeier suchen!«
    »Marlis, es heißt Ostereier!«
    Angestrengt blickt Marlis aufwärts,
    doch nicht lange. Sonnig strahlend
    beugt sie sich der Elternweisheit,
    plappert nach, was sie gehört hat:
    »Mimi! Es heiß Ostergeier!«
    »Such nur deine Ostergeier!«
    Schallend lacht der Vater, während
    Mutter auf den nahen Waldrand
    deutet, dorthin, wo seit langem
    Köstliches sie wohl versteckt weiß:
    »Marlis, da sind Ostereier.«
    »Ostergeier! Diese Marlis!«
    Voller Freude warten beide,
    Vater sowie Mutter, auf die
    frohen Juchzer ihrer Tochter -
    ah! Da kommt auch schon der erste:
    »Mimi Ostergeier funden!«
    »Mami, Ostergeier böse!«
    Voller Schrecken eilen beide,
    Mutter sowie Vater, zu dem
    Waldrand, draus die Schreie dringen,
    inständig und herzzerreißend:
    »Ostergeier Mimi fangen!«
    »Untier, laß mir meine Marlis!«
    Hoch ins Blaue reckt der Vater
    noch die Hände, da die Mutter
    schon erbleichend ahnt, daß keine
    Macht der Welt sie je zurückholt,
    Mimi und den Ostergeier.
    Balin, Balin
    Ma wieda durch Balin jegangen,
    die Luft jeschnuppert, Atmosphäre einjefangen -
    Balin!
    Du – deine Hände sind abjearbeitet und blau
    wie bei eina – na! ich meine die Dingsda, die Frau,
    die wo immer die Kinda jebären tut – na!
    die Mutta!
    Balin!
    Einst jingste im Pelz.
    Nu hatta Löcha im Futta.
    Loch reiht sich an Loch -
    und doch!
    Und doch schleppste dia imma noch munta fort
    von Balin Süd bis Balin Nord,
    vom Kuhdamm bis zu 'n Linden -
    Balin!
    Wenn et dia nich jäbe,
    man müßte dia erfinden.
    Wenn de nich schon erfunden wärst,
    et müßte dia jeben.
    Balin!
    Muß ick ooch fern von dia leben,
    mein Herz wohnt imma noch in -
    Dortmund? Nee!
    Duisburch? Nee bewahre!
    Mannheim? Da doch nich!
    Köln, Bonn, Kiel, Hamm, Hof, Graz, Wien?
    Ach wat! Mein Herz wohnt imma noch in
    Dusseldorf.
    »Sie nannten ihn Walter Storchi«
    Eine Western-Trilogie
    I
    Showdown-Time in Tombstone-City,
    Walter Storchi steht im Schatten.
    Quietschend öffnet sich das Hoftor,
    Walter Storchis Hand fährt aufwärts.
    Licht schraffiert sein Gegenüber,
    Walter Storchis Finger spannt sich.
    Lippen klaffen, bartumstoppelt:
    »Walter, komm sofort nach Hause!«
    Kreischend dreht sich träg das Windrad,
    Storchis Hand erscheint im Lichtfeld.
    Hand greift Hand, da schreit es gellend:
    »Na, wo bleibt ihr denn, ihr beiden?«
    Showdown-Time. High Noon. Das Licht gleißt.
    Und bei Storchis gibt es Hammel.
    II
    Wer tritt die Tür zur Ox-Bar ein?
    Das kann nur Walter Storchi sein.
    Wer zieht blitzschnell den Colt heraus?
    Das sieht verdammt nach Storchi aus.
    Wer ruft: »Heb deine Flossen, Mann!«?
    Das hört sich sehr nach Storchi an.
    Wer hat dann keine Munition?
    Na, wer denn wohl! Na, wer wohl schon?
    III
    Seinen allerletzten Fight
    kämpfte er zur Kaffeezeit.
    Walter Storchis letzte Bitte:
    »Stell dich endlich, Käseschnitte!«
    Walter Storchis letzte Worte:
    »Wehr dich, feige Sachertorte!«
    Walter Storchis letzter Satz:
    »Mary, wein nicht, wenn ich platz!«
    Walter Storchis Grabinschrift:
    »Daß es stets die Dicksten trifft!«
    Duett im Bett
    SIE:
    Worte,
    Worte,
    nichts als
    Worte.
    ER:
    Wenn das Worte
    waren, die wir
    zwischen diesen
    Laken tauschten,
    frag ich mich denn
    doch, mein Liebling:
    Was verstehst du
    unter Taten?
    SIE:
    Laken, Liebling, Taten -
    Worte, nichts als Worte!
    ER:
    Lauter Worte, zugegeben,
    Worte aber, denen Taten
    deshalb nicht zu folgen haben,
    da sie selber Taten folgen,
    diese dergestalt verlängernd,
    daß die Süße unsrer Taten
    aufbewahrt in schönem Wort bleibt,
    bis ans Ende unserer Tage.
    SIE:
    Sag mal ehrlich: Bist du noch zu retten?
    Redest hier vom Ende unsrer Tage,
    dabei hat die erste unsrer Nächte
    kaum begonnen, Schatzi, also rühr dich!
    ER:
    Grade wollte ich die Weichheit
    deines warmen Leibs besingen,
    wollte dich in höchsten Tönen
    als der Weiber schönstes preisen,
    wußte schon die

Weitere Kostenlose Bücher