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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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Kehllauten. Mit den widerhallenden Echos hörte es sich an, als heulten Tausende von Stimmen im Chor, als skandierten sie alle ein eigentümliches, viersilbiges Wort. Maxim glaubte Hohn herauszuhören, Spott oder Provokation. Dann verstummte der Chor so abrupt, wie er eingesetzt hatte. Sef atmete geräuschvoll aus und ließ den Granatwerfer sinken. Maxim sah sich das Skelett genauer an.
    »Ich denke, das ist ein Fingerzeig«, sagte er.
    »Das denke ich auch«, murmelte Sef. »Schnell weg!«
    Sie hasteten bis zu dem Spalt in der Decke, stiegen auf den Erdhaufen und sahen über sich Wildschweins beunruhigtes Gesicht. Bäuchlings lag er am Rand des Durchbruchs und hatte ein Seil mit einer Schlinge herabgelassen.
    »Was ist los bei euch?«, fragte er. »Habt ihr so geschrien?«
    »Wir erzählen es dir gleich«, erwiderte Sef. »Hast du das Seil gesichert?«
    Sie kletterten nach oben. Sef drehte für sich und den Einarmigen eine Zigarette, rauchte sie an und schwieg eine Weile; anscheinend wollte er sich erst eine Meinung über das Geschehene bilden.
    »In Ordnung«, begann er endlich, »kurz gesagt, Folgendes: Das ist die Festung. Schalttafeln, Elektronenhirn und so weiter.
Alles in jämmerlichem Zustand, aber wenigstens unter Strom. Wir werden es nutzen, müssen nur Leute finden, die etwas davon verstehen. Weiter.« Er zog an der Zigarette und stieß eine Rauchwolke aus, wie ein beschädigter Gaswerfer. »Also weiter. Allem Anschein nach leben dort die Hunde. Erinnerst du dich, ich hab dir von ihnen erzählt. Solche mit einem Kopf wie ein Bär. Sie waren es, die so geschrien haben. Vielleicht aber auch nicht, weil … Wie soll ich’s dir erklären … Während sich Mak und ich dort umschauten, hat jemand ein menschliches Gerippe in den Gang gelegt. Das ist alles.«
    Wildschwein blickte erst ihn, dann Maxim an.
    »Mutanten?«, fragte er.
    »Möglich«, räumte Sef ein. »Ich habe gar niemand zu Gesicht bekommen, doch Mak meint, er hätte Hunde gesehen, nur nicht mit den Augen. Womit hast du sie eigentlich gesehen, Mak?«
    »Auch mit den Augen«, sagte Maxim. »Ich möchte hinzufügen, dass außer diesen Hunden niemand dort war. Ich würde es wissen. Und eure Hunde sind nicht das, wofür ihr sie haltet. Das sind keine Tiere.«
    Wildschwein erwiderte nichts. Er stand auf, wickelte das Seil auf, knüpfte es sich an den Gürtel und setzte sich wieder neben Sef.
    »Weiß der Teufel«, brabbelte der. »Womöglich sind es tatsächlich keine Tiere. Hier ist alles denkbar, hier im Süden.«
    »Vielleicht sind die Hunde Mutanten?«, rätselte Maxim.
    »Nein«, widersprach Sef. »Mutanten sind einfach sehr missgestaltete Menschen. Kinder gewöhnlicher Leute. Mutanten! Weißt du überhaupt, was das bedeutet?«
    »Ich weiß es«, sagte Maxim. »Aber die Frage ist doch, wie weit Mutation gehen kann.«
    Für ein paar Minuten versanken sie in Gedanken. Dann meldete sich Sef zu Wort: »Da du schon alles weißt, müssen
wir ja nichts mehr sagen. Genug geschwatzt. Auf!« Er erhob sich. »Es bleibt nicht mehr viel zu tun, aber die Zeit drängt. Und meine Lust zu fressen« - er zwinkerte Maxim zu - »ist geradezu pathologisch. Weißt du, was das bedeutet, ›pathologisch‹?«
    »Ja«, sagte Maxim, und sie machten sich auf den Weg.
    Eigentlich hätten sie noch das südwestliche Viertel des Quadrats säubern müssen, aber es kam nicht dazu. Denn hier hatte sich vor einiger Zeit eine gewaltige Explosion ereignet: Vom alten Wald fanden sich nur noch umgestürzte, halb verfaulte Baumstämme und verkohlte Stümpfe, und dazwischen wuchsen schon vereinzelt junge Bäume. Die Erde war schwarz versengt und mit Rostsplittern gespickt. Nach so einer Detonation funktionierte keine Technik mehr … Und Maxim ahnte, dass Sef sie nicht zum Arbeiten hierhergeführt hatte.
    Aus dem Gebüsch kroch ihnen auf einmal ein behaarter Mann in schmutzigem Häftlingskittel entgegen. Maxim erkannte ihn: Es war Sefs ehemaliger Partner, der erste Mensch, den er auf diesem Planeten getroffen hatte, der wandelnde Weltschmerz.
    »Wartet«, sagte Wildschwein. »Ich will mit ihm reden.«
    Sef befahl Maxim, sich zu setzen, hockte sich neben ihn, wechselte die Schuhe und summte ein Liedchen der Kriminellen in seinen Bart: »Ich bin ein flotter Junge, mich kennt der ganze Kiez.« Wildschwein ging zu der traurigen Gestalt, beide zogen sich hinter die Sträucher zurück und flüsterten miteinander. Maxim konnte sie zwar ausgezeichnet hören, nicht aber verstehen, weil sie einen

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