Gesammelte Werke 1
Vertreter der KomKon 2 und bestreitet auch gar nicht deren Autorität - aber jede Erklärung dafür ist ihm lieber als die, dass auf seiner beschaulichen, heimatlichen Erde etwas nicht in Ordnung sein könnte. Dann aber, als man ihn überzeugt hatte, dass es sich tatsächlich um ein BV handelte, verlor er die Fassung wie ein kleines Kind, schmollte, presste die Lippen zusammen und ging beiseite. Seinen Sack mit den wertvollen Krabbenkrebsen schleifte er dabei über den Boden hinter sich her und setzte sich auf die Vortreppe seines Cottages, von allen abgewandt, wollte niemanden sehen, von nichts mehr etwas hören. Von Zeit zu Zeit zuckte er mit den Schultern und seufzte laut: »So was nennt sich nun Urlaub … Da kommt man einmal im Jahr hierher, und dann so was … unmöglich, gar nicht auszudenken …«
Toivo allerdings interessierte sich mehr für die Reaktion seines Freundes Lew Nikolajewitsch Tolstows, der ein Mitarbeiter Flemings war und Spezialist für die Entwicklung und Aktivierung künstlicher Organismen. Der Spezialist reagierte so: anfangs völliges Unverständnis, dann unstete, weit aufgerissene Augen und das unsichere Lächeln eines Menschen, der annimmt, dass man ihm einen ziemlich albernen Streich spielt. Dann Betroffenheit, die Augenbrauen fest zusammengezogen, der Blick geht ins Leere, beziehungsweise ist nach innen gerichtet, der Unterkiefer bewegt sich, er denkt nach. Und dann, am Ende, ein Ausbruch gekränkten Berufsstolzes. Wissen Sie eigentlich, wovon Sie da reden? Haben Sie überhaupt eine Ahnung, eine Vorstellung von der Thematik? Haben Sie jemals ein künstliches Wesen gesehen? Ach, nur in den Nachrichten? Also: Es gibt keine künstlichen Lebewesen, und es kann auch keine geben, die imstande wären, durch das Fenster zu Leuten ins Schlafzimmer zu kriechen. Zuerst einmal sind künstliche Lebewesen sehr langsam und schwerfällig, und wenn sie sich bewegen - dann nicht auf die Menschen zu, sondern von ihnen weg. Sie vertragen nämlich kein natürliches Biofeld, nicht einmal das einer Katze. Außerdem, was heißt »ungefähr so groß wie eine Kuh«? Haben Sie eine Vorstellung davon, wie viel Energie der Embryophor braucht, um sich zu so einer Masse zu entwickeln, selbst wenn er eine Stunde Zeit dazu hätte? Hier wäre nichts übrig geblieben, nichts, nicht einmal eine Kuh. Es hätte ausgesehen wie nach einer Explosion!
Ob er es für möglich halte, dass hier Embryophoren eines ihm unbekannten Typs in Gang gesetzt wurden?
Ausgeschlossen. Solche Embryophoren sind in der Natur nicht möglich.
Was denn seiner Meinung nach dann vorgefallen sei?
Lew Tolstow wusste es nicht. Er verstand nicht, was geschehen war. Er müsse sich umsehen, um zu einem Schluss zu kommen. Toivo ließ ihn sich umsehen.
Er und Basil machten sich auf den Weg zum Klub, um etwas zu essen. Jeder von ihnen nahm ein belegtes Brot mit kaltem Fleisch, und als Toivo ging, um Kaffee zu kochen, hörte er, wie Basil mit vollem Mund protestierte: »W-w-w!«
Dann schluckte er einen gewaltigen Brocken hinunter und rief, an Toivo vorbeisehend, laut und deutlich: »Maschine stopp! Wo willst du denn hin, Kleiner?«
Toivo wandte sich um und sah einen Jungen von etwa zwölf Jahren, mit abstehenden Ohren, braungebrannt, bekleidet mit Shorts und einem leichtem Anorak. Der schallende Ruf Basils ließ ihn unmittelbar am Ausgang des Pavillons stehen bleiben.
»Nach Hause«, sagte er herausfordernd.
»Komm doch bitte mal her!«, sagte Basil.
Der Junge kam näher und blieb stehen, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
»Wohnst du hier?«, fragte Basil freundlich.
»Wir haben hier gewohnt«, antwortete der Junge. »In der Sechs. Jetzt werden wir nicht mehr hier wohnen.«
»Wer sind ›wir‹?«, wollte Toivo wissen.
»Ich, Mama und Vater. Das heißt, wir sind immer hierher ins Grüne gefahren, aber wir wohnen in Petrosawodsk.«
»Und wo sind Mama und Vater?«
»Sie schlafen. Zu Hause.«
»Sie schlafen«, wiederholte Toivo. »Wie heißt du?«
»Kir.«
»Deine Eltern wissen, dass du hier bist?«
Kir druckste herum, trat von einem Fuß auf den anderen und sagte dann: »Ich bin nur kurz zurückgekommen, um die Galeere zu holen. Ich habe einen ganzen Monat daran gebaut.«
»Die Galeere …«, wiederholte Toivo und musterte den Jungen. Sein Gesicht ließ eigentlich nur Langeweile erkennen. Und es schien ihn nur eines zu beunruhigen: dass er
möglichst schnell seine Galeere holen und nach Hause zurückkehren konnte, bevor seine Eltern
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