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Gesammelte Werke 1

Titel: Gesammelte Werke 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Strugatzki Boris
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Sergejewitsch und stand auf.
    »So einiges. Es waren tatsächlich Ungeheuer hier, aber in Wirklichkeit sind sie nicht gefährlich. Sie können einen erschrecken, aber nicht mehr.«
    »Sie wollen sagen, es kam aus dem Labor?«
    »Es sieht so aus.«
    »Aber wozu? Wer?«
    »Dem werden wir nachgehen«, sagte Toivo.
    »Während Sie dem nachgehen, werden sie andere in Schrecken versetzen.« Anatoli Sergejewitsch nahm den Mantel vom Geländer, blieb aber noch eine Weile stehen und starrte auf seine Fellstiefel. Fast sah es aus, als werde er sich gleich wieder hinsetzen und die Stiefel wütend von seinen Füßen
reißen, aber er sah sie wohl gar nicht … »Sie sagen - erschrecken können sie einen«, presste er hervor, ohne aufzusehen. »Wenn es nur das wäre! Wissen Sie … die können einen zerbrechen!«
    Er sah Toivo noch einmal kurz an, wandte sich dann ab und ging, ohne sich umzudrehen, die Stufen hinunter, schritt über das zerdrückte Gras, den demolierten Zaun, quer über den Platz - geduckt, und immer noch ziemlich albern in den hohen Fellstiefeln der Polarforscher und dem bunt gemusterten Hemd der Viehzüchter, ging immer schnelleren Schrittes zu dem gelben Klubpavillon. Auf halbem Weg aber wandte er sich scharf nach links, sprang in den Gleiter, der vor dem Nachbarcottage stand, und stieg damit steil in den blassblauen Himmel auf.
    Es ging auf fünf Uhr morgens.
     
    Das ist mein erster Rekonstruktionsversuch, und ich habe mir große Mühe gegeben. Er wurde allerdings dadurch erschwert, dass ich damals nicht in Malaja Pescha gewesen bin. Aber es standen mir viele Videos zur Verfügung, die Toivo Glumow, der Katastrophenschutz und die Mannschaft Flemings aufgezeichnet hatten. Insofern kann ich mich zumindest für die topografische Exaktheit verbürgen. Und was die Dialoge angeht, so kann ich mich, wie ich denke, für deren Genauigkeit auch verbürgen.
    Mit der Rekonstruktion habe ich unter anderem zeigen wollen, wie damals der typische Anfang einer typischen Untersuchung aussah. Der Vorfall. Die Einsatztruppe des Katastrophenschutzes. Die Entsendung eines Inspektors der Abteilung BV. Der erste Eindruck, der in den meisten Fällen stimmte: Jemand hat sich eine Schlamperei oder einen dummen Scherz erlaubt. Und die wachsende Enttäuschung: wieder nichts, wieder eine Niete … Wie schön es wäre, jetzt einfach Schluss zu machen und nach Hause zu gehen um
weiterzuschlafen. Davon ist zwar in meiner Rekonstruktion nicht die Rede, aber man kann es sich dazudenken.
    Jetzt ein paar Worte über Fleming.
    Sein Name wird in meinen Memoiren des Öfteren auftauchen - mit der Großen Offenbarung allerdings hatte er nichts zu tun. In der KomKon 2 war der Name Alexander Jonathan Fleming damals in aller Munde. Er war einer der wichtigsten Spezialisten für die Konstruktion künstlicher Organismen. In seinem Zentralinstitut in Sidney wie auch in den zahlreichen Filialen züchtete Fleming mit größtem Fleiß und Kühnheit eine ungeheure Zahl absonderlicher Wesen, für deren Erschaffung Mutter Natur nicht genügend Phantasie besessen hatte. Seine Mitarbeiter verletzten in ihrem Eifer ununterbrochen die bestehenden Gesetze und Beschränkungen des Weltrates auf dem Gebiet von Grenzexperimenten. Bei all unserer unwillkürlichen, menschlichen Begeisterung für Flemings Genie verabscheuten wir seine Kompromisslosigkeit, Hartnäckigkeit und Skrupellosigkeit, die auf seltsame Art und Weise mit der Fähigkeit verbunden waren, sich immer und überall herauszuwinden. Heute kennt jeder Schüler die Fleming’schen Biokomplexe oder seine lebenden Brunnen. Damals aber war er der breiten Öffentlichkeit eher durch Skandale bekannt.
    Für meine Darlegungen ist wichtig, dass eine der Subfilialen von Flemings Sidney-Institut just an der Mündung der Pescha lag, in der Wissenschaftlersiedlung Nishnaja Pescha, nur vierzig Kilometer von Malaja Pescha entfernt. Als er davon erfuhr, horchte Toivo zwangsläufig auf und nahm an: Aha, die stecken also dahinter!
    Apropos. Eine der nützlichsten Schöpfungen Flemings sind die Krabbenkrebse, die weiter unten erwähnt werden. Sie kamen zur Welt, als Fleming noch ein junger Mitarbeiter in einer Fischfarm am Onegasee war. Die Krabbenkrebse erwiesen sich als Geschöpfe mit phänomenalen Geschmackseigenschaften,
wurden aber im Hohen Norden nur in den kleinen Bächen heimisch, die in die Pescha münden. Warum, ist nicht bekannt.
     
     
    Malaja Pescha. 6. Mai ’99. 6 Uhr morgens
     
    Am 5. Mai gegen 23 Uhr brach in

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