Gesammelte Werke 1
muntere Notiz zwischen zwei ausgesprochen düsteren vom 12. und 13. Juni 1967, in denen es um die Ablehnung unserer langen Erzählung »Das Märchen von der Troika« durch den Kinderbuchverlag und den Verlag Molodaja gwardija geht. 2 Ich erinnere
mich noch gut, wie wir beide, entmutigt und wütend, zueinander sagten: »Ach, ihr wollt keine Satire? Gegenwärtige Probleme kümmern euch nicht? Sehr gut! Ihr kriegt einen geistlosen, hirnlosen, absolut harmlosen und von keinerlei Idee infizierten Unterhaltungsroman über die Abenteuer eines Komsomolzen im 22. Jahrhundert …« Es war, als hätten wir die Machthaber dafür bestrafen wollen, dass sie unsere Ernsthaftigkeit und die Probleme, die wir thematisierten, zurückgewiesen hatten. Komisch. Aber damals, im Sommer und Herbst 1967, als alle Redaktionen in Verlagen und Zeitschriften - eine nach der anderen, darunter sogar die uns besonders wohlgesonnenen - »Das Märchen von der Troika« und »Die hässlichen Schwäne« ablehnten, fanden wir das ganz und gar nicht komisch.
Wir machten uns ohne Begeisterung an den Roman, doch bald fesselte uns die Arbeit. Es erwies sich als äußerst spannende Angelegenheit, einen harmlosen, geistlosen, rein der Unterhaltung dienenden Roman zu schreiben! Zumal er uns schon bald nicht mehr so harmlos vorkam. Die Strahlentürme, die Entarteten, die Kämpfende Garde - alles rastete an seinem Platz ein wie die Patronen in einem Magazin; alles fand sein Vorbild in der Wirklichkeit; hinter allem zeigte sich eine verborgene Bedeutung. Und das unabhängig von unserem Willen, wie von selbst, wie die bunten Glassplitter in einem magischen Kaleidoskop, das aus Chaos und Zufall ein elegantes, geordnetes und durchaus symmetrisches Bild hervorbringt.
Das war schön - eine neue, nie dagewesene Welt zu erfinden. Und noch schöner war es, diese Welt mit wohlbekannten Attributen und Realien auszustatten. Ich sehe jetzt unser Arbeitsjournal durch:
November 1967, das Schriftstellerheim in Komarowo. Wir arbeiten nur tagsüber, aber wie wir arbeiten - sieben, zehn, elf (!) Seiten pro Tag. Und dabei handelt es sich nicht um
die Reinschrift eines schon vorhandenen Textes, sondern um einen Entwurf, erschaffen und extrahiert aus dem Nichts … In diesem Tempo schlossen wir die Rohfassung in nur zwei Arbeitstreffen ab, 296 Seiten in 32 Arbeitstagen. Und die Reinschrift ging sogar noch schneller: zwölf bis sechzehn Seiten pro Tag, so dass wir schon im Mai das fertige Manuskript in die Moskauer Filiale des Kinderbuchverlags brachten und fast gleichzeitig zu der Leningrader Zeitschrift Newa .
So wurde »Die bewohnte Insel«, der im Vergleich zu unseren anderen Romanen sehr umfangreich war, im Laufe eines halben Jahres geschrieben. Und die ganze weitere Geschichte handelt allein davon, wie wir ihn mühevoll polierten, glätteten und ausstaffierten. Wie wir die ideologischen Stolpersteine entfernten, den Text anpassten, ihn in Übereinstimmung mit den unterschiedlichen, oft völlig unvorhersehbaren Forderungen der großmächtigen Zensurmaschine brachten.
»Was ist ein Telegrafenmast? - Eine gründlich bearbeitete Kiefer.« In den Zustand eines Telegrafenmasts konnten sie »Die bewohnte Insel« nicht bringen: Die Kiefer blieb immerhin eine Kiefer, ungeachtet aller Anstrengungen der Ausäster in Zivil. Aber Späne fielen trotzdem mehr als genug - und noch mehr litten die Nerven und die Stimmung der Autoren. Dieser zermürbende Kampf um die endgültige und restlose Desinfizierung dauerte fast zwei Jahre.
Es würde den Rahmen sprengen, in allen Einzelheiten vom Kampf um die Bewahrung des ursprünglichen Textes zu erzählen. Nur so viel:
Bei der Newa verlangte man, alles zu kürzen; Wörter wie »Heimat«, »Patriot« und »Vaterland« zu streichen; Mak durfte nicht vergessen haben, wie Hitler hieß; wir sollten die Rolle des Wanderers genauer umreißen; das Vorhandensein sozialer Ungleichheit im Land der Unbekannten Väter betonen; die Kommission für Galaktische Sicherheit durch
einen anderen Begriff mit einer anderen Abkürzung ersetzen … 3
Im Kinderbuchverlag verlangte man (zunächst): unbedingt kürzen; den Naturalismus bei der Schilderung des Krieges entfernen; die Gesellschaftsordnung im Land der Unbekannten Väter undeutlicher machen; den Begriff »Garde« konsequent entfernen (und ihn beispielsweise durch »Legion« ersetzen); Wörter wie »Sozialdemokraten«, »Kommunisten« usw. streichen.
Und wie in jenen Jahren Wladimir Wyssozki in seiner Ballade
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