Gesammelte Werke
während des Zeitraums, der das Erscheinen der »Dialektik der Aufklärung« von dem des Kierkegaardbuches trennt. Schließlich: über eine noch ältere, anscheinend verschollene Fassung des Mannheim-Aufsatzes schrieb Adorno an Walter Benjamin, sie stelle »die schärfste marxistische Arbeit« dar, »die ich bisher unternahm«; doch wohl auch ein gewichtiger Grund, wenigstens die früheste erhaltene Fassung zugänglich zu machen.
Die Texte wurden in den »Gesammelten Schriften« jeweils in der letzten, zu Adornos Lebzeiten veröffentlichten Form abgedruckt. Wo immer sie von dieser Form abweichen – was nicht selten der Fall ist –, sind Änderungen und Korrekturen berücksichtigt worden, die Adorno in seinen Handexemplaren vorgenommen und von denen er oft ausdrücklich angeordnet hatte, sie »wären bei einer Neuauflage zu berücksichtigen« – so etwa eine Eintragung auf dem Vorsatzblatt des Handexemplars der Berg-Monographie. Weiter sind selbstverständlich Druckfehler – bei den in der Ausgabe zum erstenmal publizierten Arbeiten: Schreibfehler – und seltene offenkundige Irrtümer stillschweigend berichtigt sowie nach Möglichkeit die Zitate und Verweise kontrolliert worden. Zu einer Vereinheitlichung der Adornoschen Zitation, gar zu einer Umstellung der Zitation auf neuere Ausgaben, wie sie gelegentlich von der Kritik gefordert wird, glaubte der Herausgeber sich nicht berechtigt. So zweifellos derartige Editionshilfen manchem Benutzer der Ausgabe Arbeit abnehmen würden, so unzweifelhaft gehört es zu den Impulsen des Adornoschen Denkens, seine Arbeiten positivistischer ›Benutzbarkeit‹, ihrer Integration in den verabscheuten akademischen Betrieb zu entziehen. Hinzu kommt, daß Adorno idiosynkratisch darauf beharrte, etwa Kant und Hegel meist nach philologisch längst überholten Ausgaben zu zitieren, mit denen er selber seit seiner Jugend gearbeitet hatte. Auch weigerte er sich, Anmerkungen einheitlich entweder als Fußnoten zu bringen oder sie am Schluß einer Arbeit zusammenzustellen; noch darin drückt ein dem Adornoschen Denken Wesentliches sich aus: seine prinzipielle Kritik am Zwangscharakter von Einheit und System. So mag manche Arbeiten Adornos eine heute leise antiquarische Aura umgeben, die auf den ersten Blick dem Penchant Benjamins fürs Antiquarische recht verwandt erscheint. In der Tat jedoch besitzt dies antiquarische Element in Adornos Schriften einen völlig anderen Stellenwert als bei Benjamin: kontrapunktiert es doch der Radikalität des Adornoschen Denkens, um dieser nur desto stärker zum Ausdruck zu verhelfen. An Adornos Schriften jene Aura tilgen, bedeutete zugleich, etwas von der Substanz seiner Philosophie anzutasten.
Mit der Edition der »Gesammelten Schriften« ist versucht worden, ein Paradoxes zu verwirklichen: so etwas wie eine Ausgabe ›letzter Hand‹ darzustellen, die gleichwohl erst posthum erschienen ist; die Ausgabe strebt an, kritisch revidierte Texte vorzulegen, ohne doch sich mit einem philologischen Apparat zu belasten. – Die »Gesammelten Schriften« Adornos sind die früheste begonnene und die als erste zum Abschluß gebrachte Gesamtausgabe eines zum Kreis der Kritischen Theorie zählenden Philosophen. In ihr konnte die kritische Revision der Texte nur unterschiedlich weit vorangetrieben werden. So viele Jahre der Abschluß der Ausgabe auch beanspruchte: die Zeit, welche der Herausgeber an sie zu wenden vermochte, war nicht unbegrenzt. Auch stand dem Herausgeber der literarische Nachlaß Adornos nicht von Anfang an vollständig zur Verfügung; und als er ihm nach und nach zugänglich geworden war, zwangen äußere Gründe dazu, ihn an nicht weniger als fünf verschiedenen Orten aufzubewahren. Allererst der letzte Band der Ausgabe konnte im Theodor W. Adorno Archiv unter veränderten, endlich sachgerechten Umständen erarbeitet werden.
Zur digitalen Ausgabe
Die digitale Ausgabe der Schriften Adornos basiert auf der im Suhrkamp Verlag erschienenen Buchausgabe der »Gesammelten Schriften« in zwanzig Bänden, auf Texten von drei, in der edition text + kritk erschienen Bänden der »Frankfurter Adorno Blätter« sowie auf zwei Artikeln der »Frankfurter Zeitung« von 1925. Die Texte der digitalen Ausgabe sind mit einer wortgenauen Seitenkonkordanz zu den gedruckten Ausgaben versehen worden. Die genauen bibliographischen Angaben der zugrunde gelegten Ausgaben sind dem Sigelverzeichnis zu entnehmen.
In der vorliegenden Ausgabe wurden vom Herausgeber
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