Gesammelte Werke 5: Vier Romane in einem Band
vorzubereiten. Heute ich Küchendienst, und es gibt Suppe. Essen Sie gern Suppe, Wanja?«
Shilin konnte nicht antworten, weil das Raumschiff plötzlich schlingerte und er an die Tür taumelte; mit knapper Not konnte er sich am Türpfosten festhalten. Jurkowski stolperte über die ausgestreckten Beine Mollards, der auf der Couch lag, und fiel auf Dauge. Dauge ächzte.
»Hoppla«, rief Jurkowski. »Ein Meteorit!«
»Steh auf, Mann!«, sagte Dauge.
3. Der Bordingenieur gerät in Begeisterung über
Helden, und der Steuermann entdeckt Waretschka
Das enge Observatorium war bis zum Äußersten mit den Geräten der Planetologen vollgestopft. Dauge hockte vor einem großen, glänzenden Apparat, der wie eine Fernsehkamera aussah und Exosphärenspektograf genannt wurde. Die Planetologen setzten große Hoffnungen auf ihn. Er war völlig neu, gerade vom Werk gekommen, und arbeitete synchron mit einer Bombenabwurfvorrichtung. Die mattschwarze Ladekammer der Vorrichtung nahm die Hälfte des Raums ein. Daneben lagen auf leichten Metallstellagen flache brünierte Ladestreifen mit Sondenbomben. Jeder Streifen enthielt zwanzig Stück und wog vierzig Kilo. Eigentlich sollte er automatisch in die Bombenabwurfvorrichtung eingeführt werden, aber der Photonentransporter »Tachmasib« eignete sich nicht für tiefergehende wissenschaftliche Untersuchungen – für den Ladeautomaten reichte der Platz nicht aus. Shilin bediente die Bombenabwurfvorrichtung.
Jurkowski kommandierte: »Laden!«
Shilin klappte den Verschluss der Ladekammer auf, ergriff den ersten Ladestreifen, hob ihn mühsam von der Stellage und schob ihn in die rechteckige Öffnung der Ladekammer. Lautlos glitt der Ladestreifen in die Kammer. Shilin klappte den Verschlussdeckel zu und ließ das Schloss einschnappen. »Fertig.«
»Auch fertig«, sagte Dauge.
»Michail, ist es bald so weit?«, fragte Jurkowski durchs Mikrofon.
»Noch ein halbes Stündchen«, antwortete der Steuermann mit heiserer Stimme.
Das Raumschiff schlingerte erneut. Der Fußboden sackte unter den Füßen weg.
»Wieder ein Meteorit«, stellte Jurkowski fest. »Das ist schon der dritte.«
»Ziemlich viel«, meinte Dauge.
Jurkowski fragte ins Mikrofon: »Michail, sind hier viele Mikrometeoriten?«
»Ja, Wolodja«, antwortete Krutikow. Seine Stimme klang besorgt. »Schon dreißig Prozent über der mittleren Dichte, und es werden immer mehr.«
»Mischa, mein Lieber, miss recht oft, ja?«, bat Jurkowski.
»Es wird dreimal pro Minute gemessen«, erwiderte der Steuermann; dann sagte er etwas, halb vom Mikrofon abgewandt, und man hörte Bykow mit seiner tiefen Stimme antworten: »Das geht.«
»Wolodja«, rief der Steuermann. »Ich schalte um auf zehn Messungen pro Minute.«
»Danke, Mischa«, sagte Jurkowski.
Das Raumschiff schlingerte abermals.
»Hör mal, Wolodja«, rief Dauge leise. »Das ist doch nicht normal.«
Shilin war der gleichen Meinung. In Lehrbüchern und Nachschlagewerken war nirgends von einer Zunahme der Meteoritendichte in unmittelbarer Nähe des Jupiters die Rede. Allerdings hatte sich bisher auch kaum jemand in unmittelbarer Nähe des Jupiters aufgehalten.
Shilin setzte sich auf die Ladekammer und warf einen Blick auf die Uhr. Bis zum Perijorium blieben noch zwanzig Minuten, nicht mehr. In zwanzig Minuten würde Dauge den ersten Sondensatz abschießen. Er fand, es sei ein ungewöhnliches Schauspiel, wenn ein Satz Sondenbomben explodierte. Vor zwei Jahren hatte er mit solchen Sondenbomben die Atmosphäre des Uranus untersucht. Shilin drehte sich zu Dauge um. Schwarzhaarig, hager, spitznasig und mit einer Narbe auf der linken Wange kauerte er vor dem Spektografen, seine Hände ruhten auf den Hebeln der Seitensteuerung. Von Zeit zu Zeit reckte er den langen Hals und hielt bald das linke, bald das rechte Auge ans Okular des Suchers, wobei jedes Mal ein orangefarbener Lichttupfen über sein Gesicht huschte. Shilin ließ den Blick weiterwandern … Die Augen am Periskop, trat Jurkowski unaufhörlich von einem Bein aufs andere. Auf seiner Brust pendelte an einem dunklen Band das eiförmige Mikrofon. Das waren sie, die bekannten Planetologen Dauge und Jurkowski …
Vor einem Monat hatte der Stellvertretende Direktor der Hochschule für Kosmonautik, Tschen Kun, den Absolventen Iwan Shilin zu sich gebeten. Die Interplanetarier nannten Tschen Kun den »eisernen Tschen«. Er war über fünfzig, doch Shilin fand, dass er in seiner blauen Jacke mit dem offenen Kragen viel jünger wirkte.
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