Gesammelte Werke
Chancen – die Chancen! Wahrlich verzweifelt; aber kaum weniger verzweifelt als der Duc. Doch kennt er nicht die Schliche und Kniffe? Ist er nicht mit Pierre le Brun fertig geworden? War er nicht Mitglied des Klubs Vingt-et-un? »Si je perds«, denkt er, »je serai deux fois perdu – dann habe ich eben voilà tout! doppelt verspielt –« (Hier zucken Seine Gnaden die Achseln.) »Si je gagne, je reviendrai à mes ortolans – que les cartes soient préparées!«
Seine Gnaden waren ganz Aufmerksamkeit; Seine Majestät war lässig. Ein Zuschauer würde an Karl und Franz gedacht haben. Seine Gnaden dachten ans Spiel, Seine Majestät dachte an nichts und mischte. Der Duc hob ab.
Die Karten werden ausgeteilt. Der Trumpf wird aufgelegt – es ist – es ist – der König? Nein – es ist die Dame. Seine Majestät fluchte über deren männliche Kleidung.
De l’Omelette legte die Hand aufs Herz.
Sie spielen. Der Duc zählt. Das Spiel ist zu Ende. Seine Majestät zählt aufmerksam, lächelt und trinkt. Der Duc lässt eine Karte verschwinden.
»C’est à vous à faire«, sagt Seine Majestät und hebt ab. Seine Gnaden verbeugen sich, geben und erheben sich en présentant le Roi.
Seine Majestät sieht verdrießlich aus.
Wäre Alexander nicht Alexander gewesen, so hätte er Diogenes sein mögen; der Duc versicherte beim Abschiednehmen seinem Partner, »que s’il n’eut été De l’Omelette, il n’aurait point d’objection d’être le Diable.«
* Montfleury. Der Autor des Parnasse Réformé lässt ihn im Hades folgendermaßen sprechen: »L’homme donc qui voudrait savoir ce dont je suis mort, qu’il ne demande pas si ce fut de fièvre ou de podagre ou d’autre chose, mais qu’il entende que ce fut de l’Andromaque.«
Eine Geschichte aus Jerusalem
Intonsos rigidam in frontem descendere canos passus erat
.
L UCAN , P HARSALIA , II, 375/6
…
eine borstige Last
– –
Ü BERSETZUNG
»Lasst uns zu den Wällen eilen«, sagte Abel-Phittim zu Bazi-Ben-Levi und Simeon dem Pharisäer, am zehnten Tag des Monats Thamuz dreitausendneunhundertundeinundvierzig, »lasst uns zu den Wällen am Tor des Benjamin in der Stadt Davids eilen, das auf das Lager der Unbeschnittenen niederblickt; denn es ist Sonnenaufgang und die letzte Stunde der vierten Wache, und die Götzendiener sollten uns, dem Versprechen des Pompejus gemäß, mit den Opferlämmern erwarten.«
Simeon, Abel-Phittim und Bazi-Ben-Levi waren die Gizbarim oder Unterempfänger der Opfergaben in der heiligen Stadt Jerusalem.
»Wahrlich, lasst uns eilen«, erwiderte der Pharisäer; »denn diese Großmut der Heiden ist ungewöhnlich, und Wankelmütigkeit ist den Vaalanbetern eigentümlich.«
»Dass sie wankelmütig und hinterlistig sind, das ist so wahr wie der Pentateuch«, sagte Bazi-Ben-Levi; »aber nur gegen das Volk des Adonai. Wann hätte es sich je gezeigt, dass die Ammoniter gegen ihre eigenen Interessen gehandelt hätten? Ich meine, es sei kein besonderes Zeichen von Großmut, uns für den Altar des Herrn Lämmer zuzugestehen, wenn sie statt dessen für den Kopf dreißig Silberschekel erhalten!«
»Du vergisst jedoch, Ben-Levi«, entgegnete Abel-Phittim, »dass der Römer Pompejus, der jetzt die Stadt des Allerhöchsten gottlos belagert, keine Gewissheit hat, ob wir nicht die derart für den Altar erworbenen Lämmer mehr zur Pflege des Leibes denn des Geistes verwenden.«
»Nun, bei den fünf Ecken meines Bartes«, rief der Pharisäer, der zu der Sekte gehörte, die man »die Werfer« nannte (jene kleine Gruppe von Heiligen, deren Art, die Füße aufs Pflaster zu werfen und daran zu zerfetzen, für die weniger eifrigen Gläubigen lange ein Stachel und ein Vorwurf war – ein Stein des Anstoßes für weniger begabte Erdenpilger), »bei den fünf Ecken des Bartes, den zu scheren mir als Priester verboten ist –, müssen wir den Tag erleben, da ein gotteslästerlicher und götzendienerischer römischer Emporkömmling uns beschuldigen soll, die heiligsten und geweihtesten Dinge fleischlichen Gelüsten zuzuführen? Müssen wir den Tag erleben, da –«
»Wozu uns um die Gründe des Philisters kümmern«, fiel Abel-Phittim ein, »denn heute ziehen wir zum ersten Mal Vorteil aus seinem Geiz oder seiner Großmut; lasst uns lieber zu den Wällen eilen, sonst könnte es an Opfergaben für den Altar fehlen, dessen Flammen die Wasser des Himmels nicht auslöschen und dessen Rauchsäulen kein Sturm zur Seite beugen kann.«
Der Stadtteil, dem unsere
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