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Gesang der Untoten

Gesang der Untoten

Titel: Gesang der Untoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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jetzt?«
    »Harry el-Zamen. Ich glaube, er
ist Araber.«
    »Du weißt es nicht genau?«
    »Wahrscheinlich weiß Harry es
selbst nicht genau.« Er hielt den Wagen an. »Na schön, fragen wir ihn.«
    Wir gingen die Treppe hoch und
in die Halle. Sie war leer bis auf ein Mädchen vor dem Cola-Automaten, das
außer einem durchsichtigen Nachthemd und einem knappen Schlüpfer darunter
nichts anhatte. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper, als wir vorbeigingen,
so daß ich mich einen kurzen Augenblick fragen mußte, ob sie vielleicht eine
Fata Morgana gewesen war.
    »Vermutlich vermietet Harry
seine Zimmer auch stundenweise, um dem Hotel ein wenig Kolorit zu geben«,
brummte Johnny.
    Und da saß dieser Bursche in
seinem großen Rohrsessel hinter dem Schreibtisch und las ein Magazin. Er mußte
so um die vierzig sein, dachte ich, und höchstens einsachtundsechzig, wenn er
aufstand, selbst mit seinen Plateausohlen.
    »Hallo, Harry«, sagte Johnny.
    »Zimmer 303 und 304«, sagte der
Mann freundlich. »Die Schlüssel stecken im Schloß, wenn sie inzwischen nicht
geklaut sind.«
    »Danke«, gab Johnny zurück.
»Könnte man uns vielleicht zwei Drinks aufs Zimmer bringen?«
    »Sie wissen doch, als Hotel
sind wir etwas Besonderes; deshalb haben wir auch keine Etagenkellner«,
erklärte Harry.
    »Und unsere Koffer sollen wir
auch selbst schleppen?«
    »Dumbo da drüben — «, Harry
richtete einen manikürten Finger auf die Colatrinkende — , »wird Ihnen gern
behilflich sein.«
    »Ist ja umwerfend«, stöhnte
Johnny.
    »Wenn sie funktioniert«, fügte
Harry hinzu, »und funktionieren tut sie nur zehn Minuten pro Tag. Heute hat sie
schon funktioniert. Aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, ein wenig auf Ihr
Gepäck zu warten...«
    »Ich hole die Koffer nachher«,
sagte Johnny rasch.
    »Wünsche einen angenehmen
Aufenthalt«, sagte Harry und verkroch sich wieder hinter seinem Magazin.
    Es gab zwei Aufzüge, die aber,
wie Johnny erklärte, wahrscheinlich irgendwo zwischen den Etagen hingen und
diverse Skelette beherbergten. So gingen wir zu Fuß in den dritten Stock und
suchten unsere Zimmer.
    Mein Zimmer war auf eine
schlampige Art gemütlich. Wenn man den Fuß zu fest auf den Teppich setzte,
stiegen kleine Staubwolken auf. Die Bettwäsche war sauber, ebenso das Bad, und
ich beschloß, mein Glück nicht weiter zu strapazieren. Lediglich die sehr
auffällige Tür zwischen meinem und dem angrenzenden Zimmer machte mir Sorgen.
Ich fragte Johnny danach.
    »Ich wohne gleich nebenan,
Mavis«, beruhigte er. »Du brauchst nur zu schreien, dann komme ich angerannt.«
    »Ich habe eher Angst, daß du
angerannt kommst, auch wenn ich nicht geschrien habe.«
    »Du kennst mich doch, Mavis«,
sagte er mit seiner Pfadfinderstimme. »Arbeit und Vergnügen bleiben bei mir
streng getrennt.«
    »Das Problem ist nur, bei dir
weiß man nie, ob du mich zur Arbeit oder zum Vergnügen rechnest.«
    »Reden wir von der Arbeit«,
sagte er geschäftsmäßig. »Harry ist in das große Geheimnis, daß du Sophie
Ventura bist, eingeweiht. Er weiß auch, daß Mavis Seidlitz dein Tarnname ist.
Er wird seinen großen Mund halten. Harry läßt sich nicht so schnell von Stars
beeindrucken. Mango Pickle und die Undead rollen morgen hier an,
um mit den Proben zu beginnen. Wenn du dich langweilst, kannst du ja bei ihnen
zuhören.«
    »Und vielleicht auch ein
bißchen singen?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Diese Venturarolle ist dir
wohl zu Kopf gestiegen«, sagte er kalt. »Ich habe dich mal unter der Dusche
singen hören. So etwas sollte man nicht mal einem tauben Hund zumuten.«
    »Und was fangen wir mit dem
Rest des Tages an?«
    »Mach, was du willst«, sagte
er. »Deine Arbeit beginnt erst morgen, wenn die anderen da sind. Wir rechnen
damit, daß die Gangster nach dem Versteck zu suchen beginnen, weil sie hoffen,
auf diese Weise an Sophie Ventura heranzukommen. Du bist schon einen Tag früher
hier, um dich mit dem Haus vertraut zu machen.«
    »Und es gibt keinen
Zimmerservice?«
    »Keinen«, meinte Johnny
fröhlich, »und auch kein Restaurant.«
    »Soll das heißen, daß wir hier
herumsitzen und langsam verhungern sollen?«
    »Wir können uns vom Restaurant
an der Ecke etwas schicken lassen. Kein Problem.«
    »Und was fängst du an?« fragte
ich.
    »Ich fahre zurück ins Büro und
erledige noch ein paar Sachen. Komme aber bald zurück, Mavis.«
    »Und was soll ich in der
Zwischenzeit anfangen?«
    »Du kannst dich ja irgendwie
beschäftigen. Wasch dir die Haare oder

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