Gesetze der Lust
gesagt, und Nora war aus dem Bett geklettert und hatte einfach nur gesagt: „Okay, wann und wo?“
„Gut“, willigte sie ein. „Wann soll ich wohin?“
„So bald wie möglich, fürchte ich. Und das Wohin überlasse ich dir. Ich würde nur vorschlagen, dass du weit genug wegfährst, sodass niemand auf die Idee kommt, dir zu folgen.“
„England?“, fragte sie. „Zach und Grace versuchen, ein Kind zu kriegen. Dabei könnte ich ihnen helfen. Oder sie zumindest, du weißt schon … unterstützen.“
„Auf gar keinen Fall“, sagte Søren. „Ich weiß, wie du dich in anderen Ländern benimmst. Dass du überhaupt noch einen Reisepass hast, zählt zu den großen Mysterien des Universums.“
„Das war nicht meine Schuld“, erwiderte sie. „Das Konsulat hat mich von allen Vorwürfen freigesprochen.“
„Eleanor …“
„Gut. Wir fahren zu Griffin“, sagte sie. „Er hat die Pferdefarm seiner Großeltern geerbt und drängt mich schon seit Monaten, dass ich ihn mal besuchen komme. Was hältst du davon?“
Søren stieß einen gequälten Seufzer aus. „Ausgerechnet Griffin …“
Nora unterdrückte ein Lachen. „Komm schon, Griffin ist in Ordnung. Sonst wäre er nicht einer meiner besten Freunde.“
„Er ist verwöhnt, kindisch und ein Feigling.“
Außerdem reich, umwerfend und toll im Bett … aber daran erinnerte sie Søren lieber nicht.
„Du nennst ihn immer einen Feigling. Verrätst du mir, wieso?“ Sie drehte sich zu ihm um.
„Nein. Aber ich schätze, Griffin hat eine zweite Chance verdient.“
Obwohl sie zu gerne gewusst hätte, was Søren mit zweiter Chance meinte, wusste Nora, dass sie ihn besser nicht danach fragen sollte. Einen Moment lang stand Søren schweigend da. Er tippte sich ans Kinn, wie immer, wenn er irgendeinen Plan ausheckte.
„Ich erlaube dir, den Sommer mit Griffin zu verbringen“, sagte er schließlich. „Aber er darf Michael nicht anrühren, sonst werde ich ihm seinen Schlüssel zum 8. Zirkel wegnehmen und ihm den Kontakt zu dir verbieten! Verstanden?“
Nora erbleichte. Das war eine ernst zu nehmende Drohung. „Ja, Meister.“
„Wo liegt die Farm seiner Großeltern?“
„Nördlich von hier“, sagte sie. „In der Nähe von Guilford.“
Søren schaute sie scharf an, seine Mundwinkel zuckten vor unterdrückter Schadenfreude.
„Lebt deine Mutter nicht ganz in der Nähe?“, fragte er. „Vielleicht könntest du dir einen Tag freinehmen und sie besuchen?“
„Denk nicht einmal daran.“ Die Angst, dass Søren ihr befehlen könnte, ihre Mutter zu besuchen, ließ sie schaudern. „Ich würde lieber in der Hölle joggen gehen. An einem heißen Augusttag, auf Stilettos …“
„Eleanor.“
„Ja, Meister?“
„Dein Dekolleté zwitschert.“
Nina schluckte und zog ihr Handy aus dem BH, wo sie es vor der Messe hingesteckt hatte.
„Tut mir leid. Ich habe vergessen, es auszustellen.“ Nora schaltete es schnell stumm.
Søren starrte sie an. Sie starrte zurück. Wie immer wandte sie als Erste den Blick ab.
„Ja, das war Wes“, gestand sie, ohne dass sie auf die Nummer hätte schauen müssen. Sonntagnachmittags war es immer Wesley.
Søren musterte sie. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen.
„Ruft Wesley dich oft an?“
Nora nickte. „Einmal in der Woche“, gab sie zu. „Jeden Sonntag nach der Kirche.“
„Und warum höre ich heute zum ersten Mal davon?“
„Weil es egal ist. Ich gehe nie ran.“
„Warum gehst du nicht ran, wenn Wesley anruft?“ Søren stellte die Frage in dem gleichen Ton, den er im Beichtstuhl benutzte – mit einer leichten Neugierde, die sie unbändig wütend machen konnte.
„Weil du mir nicht die Erlaubnis dazu gegeben hast.“
„Du hast mich nie darum gebeten. Hattest du Angst, ich würde ablehnen?“
Nora biss sich auf die Unterlippe, eine nervöse Angewohnheit, die Søren versuchte ihr abzugewöhnen, seitdem sie fünfzehn gewesen war. Zärtlich strich er mit seinem Daumen über ihren Mund. Nora schaute ihn an.
„Ich hatte Angst, du würdest mir die Erlaubnis erteilen.“
Søren nickte langsam.
„Ich liebe dich.“ Sie straffte die Schultern. „Und ich werde dich diesen Sommer über verlassen, aber nur, weil du es so verlangst. Aber wenn sie dich zum Bischof ernennen, werde ich nach L. A. ziehen und Scientology beitreten. Nur damit du gewarnt bist.“
Beim Anblick seines strahlenden Lächelns verspürte sie große Erleichterung. Doch sie wusste, dass sie mit der Unterhaltung über Wesley noch nicht
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