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Gesichter im Nebel (German Edition)

Gesichter im Nebel (German Edition)

Titel: Gesichter im Nebel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Feyerabend
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lohte auf und sein flackernder Schein tauchte die Gesichter der finster entschlossenen Männer in ein geradezu teuflisches Rot.
    Die Verschworenen wiederholten fast andächtig die Worte. Es war ein erhebender Moment. Die gute Cathleen hatte sogar Tränen in den Augen.
    „Lang lebe das Königreich Oiléan Ciarán!“
    Neil, wohl der hellste Kopf von allen, sah im Geiste bereits die neue Flagge des Inselchens vor sich: blau-weiß gestreift mit einer großen goldenen Leier und einem Anker in der Mitte. Zum Schluss mahnte er noch äußerste Verschwiegenheit an. Nichts von dem eben Geschehenen durfte vorzeitig nach außen dringen. Die sieben Verschworenen des nächtlichen Treffs gelobten auch das feierlich. Draußen kam vom Atlantik her plötzlich Wind auf, trieb die Nebelfelder auseinander, verwirbelte den Rauch aus Neils Kamin und ließ seine Fetzen weit über die Insel wehen. Nun konnte ein jeder riechen, dass da jemand schon früh auf den Beinen war.
    Die aufgehende Sonne – sie färbte bereits den östlichen Horizont mit einem zarten Rosa und leicht grünlichen Schleiern ein – würde den Rest der Suppe auflösen und auf ein Eiland am Rande der Brüllwasserbucht strahlen, das sich soeben anschickte, Geschichte zu schreiben.
    Als das Treffen beendet war und alle Flaschen geleert, trat Xirian aus der Tür des Ledermachers und saugte die frische Morgenluft mit geblähten Nasenflügeln in seine Lungen. Er hatte das Gefühl, dass seine unsichtbaren Schatten sehr zufrieden mit ihm und den Insulanern waren.
    „Lang lebe das Königreich Oiléan Ciarán auf Oiléan Chléire“, wiederholte er für sich und verwendete dabei die gälische Bezeichnung für dieses von der Außenwelt fast abgeschnittene Fleckchen Erde inmitten des blauen, im Winter weiß schäumenden Atlantischen Ozeans, der bis an die Gestade des fernen amerikanischen Kontinents brandet.
    Ciarán war ein wahrhaft würdiger Name, wurde er doch von den meisten Insulanern neben dem Nationalheiligen St. Patrick verehrt Es war tatsächlich so, wie es Xirian trotz seiner Blindheit fühlte: Die nächtlichen Nebelbänke waren verschwunden und der Blick öffnete sich auf ein geradezu berauschendes Panorama.
    Nach Westen hob sich die steile Silhouette des „Fastnet Rock“ vom Himmel ab, an dessen Fuß die Brandung meterhoch aufschäumte, nach Süden breitete sich nur die unendliche Wasserwüste des Ozeans aus, die sich in die natürliche Einbuchtung des Südhafens verengte und dort von zerklüfteten Felsen bekränzt wurde. Hier zeichneten sich auch die Umrisse der flachen Jugendherberge ab und eine kleine Pier mit einer von hellgrünen Algen bewachsenen Treppe ins Wasser, der Anlegeplatz für das Boot des Lobsterkings, wenn er seine Körbe ausbrachte oder einholte. Nur ein schmaler Isthmus verband diesen Teil der Insel mit dem Nordhafen, der die einzige Verbindung zum viele Meilen entfernten „Mainland“ darstellt.
    Trotz seines beträchtlichen Dullos ruderte Lobster gerade in den Südhafen hinein, um etwas verspätet seinem Tagwerk nachzugehen. Er selbst mochte die bräunlich-grauen, manchmal bläulichen und für ihn ekligen Krabbelviecher nicht, war aber gleichwohl froh, dass dies die Franzosen taten und alles für gutes Geld aufkauften. Sein brandroter, wilder Haarschopf sah aus der Ferne wie eine Leuchtboje aus. Lobster hatte an diesem gesegneten Tag gute Beute gemacht, bestückte seine geleerten Hummerkörbe mit neuen Ködern und ließ sie sofort wieder aufspritzend ins Wasser platschen.
    Im Nordhafen von Cape, mit seinen zwei kleinen Becken und kräftigen Steinpiers, bemühten sich gerade ein paar Männer, eine von Driscolls Kühen an Bord der kleinen, bulligen Fähre „Naomh Cirian“ zu zerren. Das Tier sollte auf dem Festland verkauft werden. Und natürlich versaute die blöde Kuh aus lauter Angst mit ihren Fladen das ganze Deck des schmucken Schiffchens. Fluchend versuchte die Besatzung immer wieder, mit einer Zinkpütz den Dreck über Bord zu spülen und ebenso häufig sorgte das Rindvieh für ordentlich Nachschub. Es war schon eine besondere Kunst, ein großes Tier so fest zu zurren, dass es bei Seegang nicht über Bord ging oder sich gar erdrosselte. Landeier könnten die kunstvollen und sehr praktischen Knoten in „Ashley’s book of 1000 knots“ nachlesen, aber da waren sie nur für Kamele gezeichnet und beschrieben. Letztlich war es allerdings dasselbe, nur dass eine europäische Kuh eben keine Höcker hat.
    Dann ging die „Naomh Cirian“ laut

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