Gespenster Kuesst Man Nicht
gefährlich, stimmte ich ihm zu.
Ich muss ein paar Warnleuchten aufstellen. Wenn doch der Streudienst endlich käme!
»Randy«, sagte ich laut. »Hören Sie mir bitte zu. Weihnachten ist vorbei.«
Bin froh, dass wenigstens Bruce da ist. Er soll die Gaffer weiterwinken, während ich die Warnleuchten aufstelle …
»Randy!«, rief ich scharf und fühlte, dass er mit einem Schlag aufmerksam wurde. »Letzte Weihnachten, als Sie die Warnlichter aufgestellt haben, da ist doch etwas passiert, oder?«
Randy schien zu zögern. Eine Frau hatte einen Unfall. Sie hatte eine große Platzwunde.
»Nein, Randy«, sagte ich geduldig. »Das meine ich nicht. Ich meine das, was passiert ist, während Sie die Warnlichter aufgestellt haben. Erinnern Sie sich?«
Da war ein Auto …, sagte er langsam und zuckte zusammen, als seine Erinnerung ihn zurücktrug. Es ist auf derselben vereisten Stelle ins Schleudern gekommen und hat mich erfasst.
Ich lächelte. »Sehr gut. Sie erinnern sich. Aber was als Nächstes kam, wissen Sie nicht mehr.«
Die Frau ist nicht mehr im Auto. Randy wurde wieder erregter. Wo ist sie hin? Ich habe einen Rettungswagen gerufen. Sie muss einfach weggefahren sein, während ich die Warnlichter aufgestellt habe!
»Nein, Randy, so war das nicht. Sie wurden von einem anderen Auto überfahren und sind gestorben.«
Guter Witz, sagte er. Stehe ich hier und rede mit Ihnen oder nicht?
»Ja, das tun Sie«, räumte ich ein. »Aber die Sache ist die: Ihre Seele hat den Unfall überlebt, Ihr Körper nicht. Sarah und das Baby haben Ihren Körper vor einem halben Jahr beerdigt, Randy.«
Ein heftiger Schauder durchlief ihn. Das kann nicht sein, sagte er, aber ich spürte, dass er es allmählich begriff.
»Randy«, sagte ich sanft. »Ihren Körper gibt es nicht mehr. Hier können Sie nichts mehr ausrichten. Wenn Sie auf mich hören und tun, was ich sage, kann ich Sie dorthin führen, wo Sie sein sollten. Möchten Sie das?«
Ich spürte, wie er nickte. Also fuhr ich fort. »Über Ihnen müsste ein helles Licht zu sehen sein. Wollen Sie mal nach oben schauen?«
Er staunte hörbar. Ja, ich seh’s!
»Sehr gut! Randy, jetzt kommt etwas sehr Wichtiges: Wenn ich es Ihnen sage, müssen Sie versuchen, dieses Licht geistig zu sich herabzuziehen. Sie werden sich dann vorkommen wie in einem Tunnel, oder vielleicht können Sie sogar einen Weg vor sich sehen. Der führt Sie nach Hause. Sie brauchen sich nur von dem weißen Licht tragen zu lassen. Dann sind Sie in null Komma nichts zu Hause.«
Aber Sarah …, protestierte Randy.
»Sie kommt schon klar«, versicherte ich ihm. »Ich glaube, Bruce wird sich darum kümmern, dass es ihr und eurer Tochter gut geht. Und von dort, wo Sie sein werden, können Sie jederzeit sehen, wie es ihnen geht. Würden Sie sie gern sehen, Randy?«
Ja, natürlich.
»Es ist sechs Monate her, dass Sie sie zuletzt gesehen haben, lieber Freund. Aber dort, wo Sie sein werden, können Sie Ihre Tochter aufwachsen sehen und sie beschützen, damit sie nicht in Schwierigkeiten kommt.«
Okay, sagte er. Ich bin bereit.
Ich trat einen Schritt zurück und schloss die Augen. Vor meinem inneren Auge sah ich, wie sich ein riesiger Lichtball über ihn stülpte und ihn verschluckte. Im nächsten Moment war Randy weg.
Auf der anderen Straßenseite gab es Applaus. Ich öffnete die Augen. Gilley, Steven und Teeko jubelten mir zu, während Officer Michelson starr die Wärmebildkamera umklammerte und aussah, als hätte er gerade einen Geist gesehen. Aber wen wundert’s?
2
Kurze Zeit später fuhren wir weiter. Officer Michelson blieb ein bisschen verstört zurück. Wahrscheinlich würde ihn sein Weg nach Dienstschluss diesmal in die Bar führen. Gilley war also um den Strafzettel und Steven sogar um die Verhaftung herumgekommen.
»In Zukunft behalte deinen Packen Scheine in der hinteren Tasche, wo er hingehört«, sagte ich noch ziemlich sauer, weil er uns fast in einen Riesenschlamassel gebracht hätte.
»Kann ich meine Rolle Münzen in der vorderen Tasche auch behalten?«, fragte er schlagfertig. Gilley lachte schallend, aber ich ließ mich nicht so leicht ablenken. »Du kannst von Glück reden, dass der Cop beide Augen zugedrückt hat«, schimpfte ich.
»Du hast da exzellente Arbeit geleistet, M. J.«, sagte Gil. »Ich meine, du hättest mal das Display der Kamera sehen sollen, als dieser Bulle ins Jenseits überwechselte. Das war atemberaubend!«
»Wie sah’s denn aus?«, erkundigte ich mich
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