Gesucht - Ein Lord zum heiraten
erreicht hatten. Das Haus war vor einem halben Jahrhundert erbaut worden, als Weyham ein recht beliebtes Seebad gewesen war. Heutzutage kamen nur noch wenige Besucher an die schönen Strände, die wöchentlichen Gesellschaften indes fanden nach wie vor großen Zuspruch. In der Eingangshalle gestattete Belle den Herren voranzugehen. Sie blieb stehen und wandte sich an Chloe: „Ich weiß, dass du Brandt nicht sonderlich magst“, sagte sie leise, „aber versuch doch bitte, dir das nicht so deutlich anmerken zu lassen.“
„Es tut mir leid. Das kommt nur daher, weil er mich ständig ärgert. War es wirklich so offensichtlich?“
„Ich fürchte, ja. Du hast ihn äußerst finster angestarrt.“
„Oje.“ Chloe wusste, wie sehr Belle den Cousin mochte, der für Justin wie ein Bruder war. „Ich werde mich bemühen, zuvorkommender zu sein, das verspreche ich dir, und heute Abend sogar mit ihm tanzen.“ Sie brauchte ja nicht zu erwähnen, dass sie dazu erpresst worden war.
Belle schenkte ihr ein Lächeln.
„Ich weiß, dass du ein freundliches Wesen hast, und ich hoffe, du wirst es auch Brandt gegenüber zeigen. Er ist wirklich nicht so schlimm. Und er wird noch einige Zeit bei uns bleiben.“
Wie enttäuschend. Sie folgte Belle und beschloss, keinen Gedanken mehr an Brandt zu verschwenden. Mrs. Heyburn, die Gattin des örtlichen Friedensrichters, gesellte sich zu ihnen. Chloe hörte der Konversation nur mit halbem Ohr zu, während sie sich im Saal umsah, in der Hoffnung, Sir Preston zu finden. Schließlich entdeckte sie ihn in einer Gruppe von Gentlemen.
Sie entschuldigte sich bei Belle und Mrs. Heyburn und durchquerte den Saal, dann zögerte sie. Es würde schwierig sein, Sir Preston in Gegenwart seiner Freunde anzusprechen. Er war sehr zurückhaltend und brauchte immer sehr viel Ermutigung. Selbst eine Dame zum Tanz aufzufordern, schien ihm Unbehagen zu bereiten.
Bevor sie zu einem Entschluss gekommen war, was sie nun tun sollte, kam Lydia Sutton zu ihr. „Chloe! Weshalb hast du mir nicht erzählt, dass Lord Salcombe mitkommt!“
„Ich wusste es bis gestern Abend ebenfalls nicht. Er traf unerwartet ein“, erwiderte Chloe ohne große Begeisterung. Sie hatte keine Lust, über Brandt zu sprechen.
„Er ist so schneidig. Und ein Lebemann, nicht wahr?“ Lydia fächelte sich Luft zu. „Weißt du, ob er die Absicht hat, zu tanzen?“
„Das kann ich dir wirklich nicht sagen.“ Chloe bemerkte, dass Sir Preston den Ballsaal verließ. Sie hoffte, er würde sich nicht ins Kartenzimmer begeben. „In London hat er selten getanzt.“ Und er hatte sich keineswegs so skandalös verhalten, wie man ihm nachsagte.
Lydias Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem gefesselt. „Da ist Emily. Also wirklich! Man sollte meinen, ihr würde auffallen, wie grauenhaft Zitronengelb zu ihrem Teint passt.“
Chloe folgte Lydias Blick. Emily Coltrane stand wie gewöhnlich mit finsterem Gesichtsausdruck in einer Ecke des Saales, als wolle sie jedermann davor warnen, sich ihr zu nähern. Lydia hatte recht, das gelbe Kleid betonte ihre fahle Haut und das mausbraune Haar höchst unvorteilhaft. Obwohl Emily sie aus einem unerfindlichen Grund nicht leiden konnte, tat Chloe das junge Mädchen unwillkürlich leid.
Lydia klappte ihren Fächer zusammen. „Da! Lord Salcombe tanzt mit Lady Haversham. Er ist ein ausgezeichneter Tänzer, findest du nicht?“
Chloe sah zur Tanzfläche, wo Brandt gerade Lady Marguerite Haversham die Hand reichte, der Gattin eines Nachbarn. Die beiden schienen sich über irgendetwas zu amüsieren, und Chloe wandte den Blick ab. Sie musste Lydia unbedingt entkommen, nicht nur um Sir Preston zu finden, sondern weil sie nicht den ganzen Abend über den Viscount sprechen wollte. „Lydia …“, begann sie, doch ehe sie den Satz beenden konnte, kam Gilbert Rushton zu ihnen geschlendert.
„Guten Abend, Lady Chloe, Lydia“, begrüßte er sie grinsend. „Ich habe gesehen, wie Sie beide die Leute beobachten, und mich gefragt, über wen Sie wohl sprechen.“
„Wir haben nur festgestellt, wie gut Lord Salcombe tanzt“, sagte Lydia.
Mr. Rushton warf einen Blick auf die Tanzfläche. „In der Tat. Seine Anwesenheit ist eine Bereicherung für Weyham. Gerüchten zufolge hat er Waverly erworben.“
„Wie großartig!“, rief Lydia aus.
Chloe drehte sich der Magen um. „Das kann nicht sein!“, protestierte sie. Sir Preston war für den Moment völlig vergessen.
Mr. Rushton hob eine Braue. „Weshalb
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