Gesucht - Ein Lord zum heiraten
„Er mag Sie.“
„Das will ich hoffen, schließlich sind wir verwandt.“
„Ich glaube nicht, dass das der einzige Grund ist.“
„Und welchen Grund könnte es sonst dafür geben?“
„Ich …“ Sie wirkte verlegen. „Sie sind nett.“
„Ah. Ein Kompliment aus Ihrem Munde. Ich werde es hüten wie einen Schatz.“
Sie errötete heftig. „Sie brauchen nicht so sarkastisch zu sein.“ Ihr Gesichtsausdruck wurde wieder verschlossen, und sie senkte rasch den Blick.
Er verkniff sich einen Fluch. Er hatte keine Ahnung, weshalb er in ihrer Gegenwart so unbeholfen war.
Sie setzte sich an den Tisch. Sofort griff Julian nach einem Löffel. Als er ihm aus der Hand fiel, begann er zu weinen.
Brandt starrte den Jungen ratlos an. „Soll ich Belle holen gehen?“
„Nein. Heben Sie den Löffel auf.“ Chloe erhob sich, wiegte den Jungen sanft hin und her und sprach leise auf ihn ein.
Brandt holte den Löffel unter dem Stuhl hervor. Er hielt ihn Julian hin. Der Kleine hörte auf zu weinen, doch statt nach dem Löffel zu greifen, streckte er Brandt seine Ärmchen entgegen.
„Er möchte wieder zu Ihnen“, sagte Chloe. „Hier …“ Sie hielt ihm Julian hin.
Und wieder hielt Brandt das pummelige, glucksende Bündel in den Armen, das ihn mit einem strahlenden Lächeln ansah. Er erwiderte das Lächeln und hatte das höchst seltsame Gefühl, dass er nie mehr derselbe sein würde.
Er warf Chloe einen Blick zu und stellte fest, dass sie ihn beobachtete. Und was noch erstaunlicher war, sie lächelte ihn tatsächlich an. Zum zweiten Mal innerhalb einer Minute wurde ihm beinahe schwindlig. „Er ist … er ist entzückend.“ Das schien ihm völlig unzureichend zu sein.
„Das finde ich auch.“ Sie lächelte dieses warme Lächeln, das er erst ein- oder zweimal an ihr gesehen hatte. Es ließ ihr Gesicht aufleuchten, sodass sie unglaublich schön aussah.
Brandt fühlte sich, als habe er einen Schlag in die Magengrube bekommen. Ihr Lächeln schwand, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte. Julian begann zu strampeln und gab fröhliche, ungeduldige Laute von sich. Als Brandt sich von Chloes Anblick losriss, sah er, weshalb: Justin und Belle waren gerade hereingekommen.
Der Duke of Westmore blieb stehen. „Du scheinst ja erstaunlich gut mit unserem Sohn zurechtzukommen.“
„Glücklicherweise kam Chloe, kurz nachdem Belle gegangen war, und rettete mich.“
„Er hatte es nicht nötig, gerettet zu werden“, sagte Chloe.
Überrascht, dass sie ihn verteidigte, warf er ihr einen Blick zu, doch ihr Gesicht zeigte wieder den üblichen verschlossenen Ausdruck. Julian kreischte und streckte seine Ärmchen nach seinem Vater aus. Lächelnd nahm Justin seinen Sohn und drückte einen Kuss auf seinen Scheitel. Dann sah er seine Gattin an. Sie lächelte ihm zu, und für einen kurzen Moment schienen die drei auf eine Weise verbunden zu sein, die den Rest der Welt ausschloss.
Ein merkwürdiges Gefühl durchzuckte Brandt wie ein kurzer, heftiger Blitz. Er begegnete Chloes Blick. Sie starrten einander an, und er meinte das gleiche Sehnen in ihren Augen wahrzunehmen, das er selber empfand. Dann sah sie weg.
Irgendetwas an dieser Verbindung zwischen ihnen beunruhigte ihn, und er wollte flüchten. „Da ihr meine Dienste als Kindermädchen nicht mehr benötigt, werde ich mich verabschieden und meinen Anwalt aufsuchen.“ Er lächelte Belle an. „Ich fürchte, du wirst hier öfter über mich stolpern, als dir lieb sein könnte.“
Sie erwiderte sein Lächeln. „Das bezweifle ich. Ich bin froh, dass du uns endlich besuchst. Ich hatte schon Angst, dass du für Julian ein Fremder bleibst.“
Brandt sah das Kind an, das ihm so plötzlich ans Herz gewachsen war. „Das brauchst du nicht mehr zu befürchten“, sagte er weich.
Er verabschiedete sich und nickte Chloe kurz zu. Dieses eine Mal hatte er keine Lust, sie zu necken. Tatsächlich schien es ihm das Beste zu sein, ihr möglichst aus dem Weg zu gehen.
Er war fast vor der Kanzlei des Anwalts angelangt, als ihm auf einmal einfiel, dass Ms. Sutton ihn am Abend zuvor zu der Tanzstunde eingeladen hatte, die an diesem Nachmittag in ihrem Hause stattfinden würde. Sie hatte die Hoffnung geäußert, ihn zu dieser Gelegenheit begrüßen zu dürfen. Dass sie hinzugefügt hatte, Chloe sei der Ansicht, dass er eine solche Zerstreuung langweilig finden würde, hatte ausgereicht, ihr augenblicklich eine Zusage zu geben. Besonders als er erfahren hatte, dass Chloe dabei sein würde. Er
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