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Gesund durch Meditation

Gesund durch Meditation

Titel: Gesund durch Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Kabat-Zinn
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angedeutet, kann Ihnen den Weg zu einer eigenen Form des Umgangs mit dem Schmerzerlebnis weisen, auf dem es Ihnen gelingt, ihm Raum zu geben, sich mit ihm anzufreunden und mit ihm zu leben. Es ist ein Weg, den viele unserer Patienten schon gegangen sind.
    Wenn Sie unter chronischen Schmerzen leiden und der hier beschriebene Ausblick auf den Umgang mit Schmerz bei Ihnen Anklang findet, ist vielleicht jetzt der richtige Moment, es damit zu versuchen (falls Sie es nicht schon längst versucht haben). Aber kein Weg führt daran vorbei, zu üben und immer wieder zu üben. Finden Sie in sich selbst zu Augenblicken der Stille und der Aufmerksamkeit, pflegen Sie sie, und vertrauen Sie sich Ihrem Schmerz als Ihrem Lehrmeister und Führer an.
    Gewiss ist es harte Arbeit, und es wird immer wieder Phasen geben, in denen Sie aufgeben möchten, vor allem wenn Sie unter chronischen Schmerzen leiden und keine raschen »Erfolge« sehen. Vergessen Sie dann aber nicht, dass Sie für diese innere Arbeit Nachsicht, Geduld und Milde mit sich selbst und Ihren körperlichen Beschwerden benötigen, denn Sie arbeiten ja im wahrsten Sinn des Wortes an der eigenen Schmerzgrenze – und zwar auf
sanfte
Weise, ohne sich zu überfordern und einen Durchbruch erzwingen zu wollen. Der Durchbruch kommt von selbst, wenn die Zeit dafür reif ist und Sie im Sinne des Geistes der Selbstentdeckung Ihre Energie einsetzen. Die Achtsamkeit ist kein Bulldozer, mit dem man jeden Widerstand einfach plattwalzt. Sie rüttelt vielmehr sanft an unseren Barrieren, hier ein wenig und dort ein wenig – und während sie zu wanken beginnen, eröffnen sich neue Dimensionen des Seins, sogar mitten in Zweifel und Schmerz.

22. Achtsamkeit und chronische Schmerzen
    Der achtsame Umgang mit chronischen Rückenschmerzen
    Wer noch niemals mit chronischen Schmerzen zu tun hatte, macht sich keine Vorstellung davon, wie sehr sie das Leben verändern und sich auf alles auswirken können, was man tut. Man muss nicht Invalide sein, um die Folgen eines Rückenleidens auf deprimierende Weise zu spüren zu bekommen. Auch wer nur einen »schlimmen Rücken« hat, der ihn zur Vorsicht zwingt, kann sich manchmal wie gelähmt vorkommen. Zuweilen reicht es aus, einen Kugelschreiber vom Boden aufzuheben, in die Badewanne zu steigen oder eine unvorsichtige Drehung beim Verlassen des Autos zu machen, um auf Tage oder Wochen hinaus in die Rückenlage gezwungen zu sein, die allein die starken Schmerzen erträglich macht. Aber nicht nur der Schmerz selbst, sondern auch die ständige Gefahr, ihn mit einer falschen Bewegung wieder auszulösen, beeinträchtigt eine normale Lebensführung. Tausenderlei alltägliche Verrichtungen verlieren ihre Selbstverständlichkeit und erfordern ein besonders langsames und vorsichtiges Vorgehen. Und auch in Zeiten der Schmerzfreiheit kann das ungute Gefühl von Instabilität und Zerbrechlichkeit der tragenden Körpermitte eine große Verunsicherung bedeuten. Nichts fühlt sich richtig an, ob man steht, geht oder sich umdreht. Man hat das Gefühl, sich abstützen zu müssen, und ist ständig auf der Hut vor Kollisionen mit Gegenständen oder Menschen, die das labile Gleichgewicht erschüttern könnten. Es ist kaum möglich, ein Gefühl von »Normalität« zu entwickeln, wenn der zentrale Drehpunkt des Körpers auf diese Weise zum Problem wird.
    Manchmal kann man sich trotz aller Vorsicht den Rücken verrenken. Ohne dass man sich eines bestimmten Auslösers bewusst ist, versteift sich die Rückenmuskulatur, und man ist für Tage oder Wochen in seinem Befinden zurückgeworfen. In dem einen Augenblick geht es noch ganz passabel, und im nächsten steckt man in ernsten Schwierigkeiten.
    Menschen mit chronischen Rückenproblemen haben »gute Tage« und »schlechte Tage«, und bei den meisten von ihnen sind die schlechten weit in der Überzahl. Es kann äußerst demotivierend sein, von einem Tag zum nächsten zu leben, ohne zu wissen, wie man sich morgen fühlen und wozu man noch in der Lage sein wird. Konkrete Planungen entfallen, und es wird nahezu unmöglich, einer normalen Arbeit nachzugehen und auf unkomplizierte Weise soziale Kontakte zu pflegen. Und wenn es doch einmal einen guten Tag gibt, übertreibt man es in seiner Begeisterung und seinem Nachholbedarf leicht und muss es nachher büßen – ein Teufelskreis kann entstehen. Ein Rückenproblem zwingt geradezu zur Achtsamkeit, weil jede Unachtsamkeit in der Bewegung und im alltäglichen Tun zu massiven

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