Gesund durch Meditation
Selbstheilung verwandeln kann. Wer nicht mit Rückenproblemen zu tun hat, kann das achtsame Staubsaugen als Vorbeugung üben. Und wenn Staubsaugen für Sie überhaupt nicht in Frage kommt, so wird es andere Arbeiten im Haushalt geben, bei denen Sie im gleichen Sinne verfahren können. Wie im Yoga arbeiten Sie mit und an den Grenzen Ihrer Möglichkeiten, wobei Sie auf die Signale Ihres Körpers achten. So können Sie erleben, wie Ihr Körper im Laufe von Wochen und Monaten kräftiger wird.
In der Klinik empfehlen wir unseren Patienten mit Rückenproblemen, sich den Lebensbereichen, in denen es durch ihre körperliche Verfassung am meisten Ausfälle gibt, auf sehr vorsichtige Weise wieder anzunähern und zunächst ein bisschen damit zu experimentieren, was ihnen möglich ist. Schmerzen zu haben muss nicht bedeuten, sich in seiner Körperlichkeit in Frage zu stellen. Vielmehr sind die Beschwerden ein Grund mehr, mit dem Körper zu arbeiten und ihn so weit wie möglich zu kräftigen, damit Sie sich in wichtigen Bereichen auf ihn verlassen können. Nichts wird besser, wenn Sie auf Ihren gewohnten Spaziergang, die Einkäufe in der Stadt, die Hausarbeit oder Ihr Liebesleben verzichten.
Experimentieren Sie, aber tun Sie es auf achtsame Weise! Finden Sie heraus, was funktioniert oder was Sie verändern müssen, um den wichtigsten Alltagsaufgaben nachkommen zu können, auch wenn es vielleicht nur in eingeschränkter Form möglich ist. Berauben Sie sich nicht aus einem Impuls der Ängstlichkeit oder des Selbstmitleids der Aktivitäten, die das Leben bereichern und ihm Bedeutung und Struktur geben. Erinnern Sie sich an unsere Feststellung in Kapitel 12 , dass mit einer Aussage wie »Ich kann nicht« das Unvermögen vorprogrammiert ist. Es handelt sich um eine »selbsterfüllende Prophezeiung«, die sich ihre eigene Realität schafft. Aber da es lediglich ein Gedanke ist, der auch falsch sein kann, wäre es besser, sich in diesem Moment selbst zu beobachten und den »Ich-kann-nicht«-Gedanken bewusst durch einen anderen zu ersetzen: »Vielleicht geht es ja doch, mal sehen, wenn ich es mit Achtsamkeit versuche …« Immer und immer wieder haben mir über die Jahre Menschen berichtet, dass es ihnen buchstäblich das Leben gerettet habe, in dieser Weise mit und an sich zu arbeiten.
Schmerz und Meditation
Es ist kein Zufall, dass uns die Meditation einiges über die Bewältigung von Schmerz zu lehren hat. Die intensive Schulung in der Meditation ist traditionell die Domäne der Klöster und spirituellen Zentren. Während der vergangenen gut zweieinhalbtausend Jahre hatten die Mönche ausgiebig Gelegenheit, ihre Erfahrungen mit dem Schmerz in die Entwicklung von Methoden zur Schmerzüberwindung einfließen zu lassen. Ausdauerndes Meditieren kann physisch wie psychisch sowohl qualvoll als auch beglückend und befreiend sein. Man stelle sich nur einmal vor, das Programm unseres Ganztagsseminars, wie es in Kapitel 8 dargestellt ist, über Wochen oder Monate in Schweigen beizubehalten. Und tatsächlich gibt es Menschen, die genau das in speziellen Meditations-Retreats tun und es meist als zutiefst bereichernd erleben.
Wenn man für längere Zeit mit gekreuzten Beinen reglos auf dem Boden sitzt, in der Regel für eine halbe bis zu einer ganzen Stunde oder sogar länger und das täglich insgesamt zehn Stunden über Tage oder Wochen, kann es sein, dass der Körper irgendwann unerträglich zu schmerzen beginnt. Betroffen sind vor allem Rücken, Nacken, Schultern und Knie. Für gewöhnlich legen sich diese Schmerzen von selbst wieder, aber sie bis dahin tagelang durchzustehen ist eine ziemliche Herausforderung. Wer bereit ist, sich dieser Erfahrung bewusst zu stellen, sich dem Schmerz zu öffnen, ihn anzunehmen und zu beobachten, ohne vor ihm davonzulaufen, erfährt dabei eine Menge über sich selbst und das Phänomen »Schmerz«. Vor allem sieht man, dass es möglich ist, mit ihm zu arbeiten. Man sieht, dass andauernder Schmerz keine feste Größe ist, sondern sich ständig in seiner Qualität verändert. Man sieht, dass Empfindungen einfach sind, was sie sind, und dass Gedanken und Gefühle einer ganz anderen Kategorie angehören. Man sieht, dass der Geist eine große Rolle beim Leiden spielt, aber ebenso in der Befreiung vom Leiden. All das lehrt der Schmerz.
Wer an einem Meditations-Retreat mit längeren Sitzperioden teilnimmt, wird zwangsläufig mit der Schmerzerfahrung konfrontiert, denn wenn man über längere Zeit eine
Weitere Kostenlose Bücher