Gesund durch Meditation
und loslassen, Atemzug um Atemzug, Augenblick um Augenblick.
Lassen Sie sich im Verlauf Ihrer Meditationsübung weder zu sehr von »Erfolgen« mitreißen noch von einem Mangel an »Fortschritt« entmutigen. Kein Tag gleicht dem anderen und selbst kein Augenblick und Atemzug dem folgenden. Urteilen Sie also nicht voreilig nach ein oder zwei Sitzungen.
Heilung und persönliches Wachstum brauchen Zeit.
Die Meditationsübung erfordert Geduld und Ausdauer über Wochen und Monate, wenn nicht Jahre hinweg. Wenn Sie schon seit Jahren Probleme mit Schmerzen haben, ist es nicht gerade vernünftig anzunehmen, dass sie nun innerhalb von Tagen wie durch ein Wunder verschwinden, nur weil Sie begonnen haben zu meditieren. Aber gerade dann, wenn Sie schon alles andere ausprobiert haben und noch immer unter Schmerzen leiden, haben Sie nichts zu verlieren, wenn Sie für acht Wochen – oder auch für längere Zeit – regelmäßig meditieren.
Wenn der Schmerz so stark wird, dass es Ihnen unmöglich ist, die Aufmerksamkeit in eine andere Körperregion zu lenken, beenden Sie die Übung und unterbrechen Sie die gesprochene Anleitung, falls Sie mit der CD arbeiten. Richten Sie Ihre Konzentration nun ganz auf den Schmerz selbst. Es gibt, neben den bisher besprochenen Ansätzen, noch eine Reihe anderer Methoden, mit Schmerz umzugehen. Der eigentliche Schlüssel für die Arbeit mit dem Schmerz ist jedoch immer der unumstößliche Entschluss, die Aufmerksamkeit sanft und behutsam, aber beharrlich
auf
den Schmerz und in ihn
hinein
zu lenken, egal wie schlimm es sich anfühlt. Dieser Schmerz ist genau das, was Sie im Augenblick spüren. Also können Sie ebenso gut versuchen, ihn bis zu einem gewissen Grad zu akzeptieren, einfach weil er
jetzt hier
ist.
Wenn Sie in Ihren Schmerz hineingehen und ihm direkt begegnen, kann es Ihnen manchmal so erscheinen, als hätten Sie einen schweren Kampf zu bestehen oder durchlitten Höllenqualen. Wenn Sie erkennen, dass auch dies nur Gedanken sind, hilft es, sich klarzumachen, dass die Übung der Achtsamkeit keine kämpferische Auseinandersetzung, kein Kräftemessen zwischen Ihnen und Ihren Schmerzen ist. Machen Sie selbst aber einen Kampf daraus, so führt dies nur zu mehr Anspannung und folglich zu mehr Schmerz. Zur Achtsamkeit gehört das entschlossene Bemühen, körperliches Unbehagen und seelische Erregung in jedem Augenblick zu beobachten und anzunehmen. Denken Sie daran, dass Sie versuchen, etwas über den Schmerz herauszufinden, von ihm zu lernen, ihn besser kennenzulernen, ja sogar mit ihm auf intime Weise vertraut zu werden und nicht, ihn abzustellen, loszuwerden oder vor ihm zu fliehen. Wenn Ihnen diese Haltung gelingt und Sie auch nur einen Atemzug oder selbst einen halben bei Ihrem Schmerz verweilen können, um sich mit ihm »anzufreunden«, ist das bereits ein erster Schritt in die richtige Richtung. Von hier aus können Sie die Übung ausdehnen und ruhig und offen bleiben, während Sie sich dem Schmerz zwei, drei oder mehr Atemzüge lang bewusst stellen.
Wir können noch einen kleinen Schritt weiter gehen und uns fragen: »Wie schlimm ist es jetzt, in diesem Augenblick?« Wahrscheinlich werden Sie in den meisten Fällen feststellen, dass Sie die Frage »Ist es IN DIESEM MOMENT auszuhalten?« mit ja beantworten können, selbst wenn Sie sich sehr schlecht fühlen. Das Problem besteht darin, dass diesem Moment ein anderer folgt und wieder ein anderer und Sie
»wissen«,
dass jeder von ihnen mit mehr Schmerz belastet sein wird.
Die Lösung? Experimentieren Sie damit, jeden einzelnen Moment so zu nehmen, wie er gerade kommt, und versuchen Sie, dabei Augenblick für Augenblick hundertprozentig in der Gegenwart zu sein. Setzen Sie dies, falls nötig, während der gesamten fünfundvierzig Minuten fort oder bis der Schmerz nachlässt, und kehren Sie dann zum Body-Scan zurück. Zumindest können Sie dabei die Entdeckung machen, dass die Empfindung, die wir »Schmerz« nennen, nichts Unveränderliches ist, sondern sich von Sekunde zu Sekunde verwandeln kann.
Abgesehen von der Beobachtung der puren Empfindung gibt es aber, wie gesagt, noch zwei weitere wichtige Dimensionen des Schmerzerlebens, deren Sie sich annehmen können, indem Sie zusätzlich aller Gedanken und Gefühle
über
die körperlichen Empfindungen gewahr werden. Vielleicht fällt Ihnen dabei als Erstes auf, dass Sie sich mit Ihrem Denken auf die gesamte Erlebniskonstellation summarisch als »Schmerz« beziehen und, indem Sie diesen
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