Gesund durch Meditation
Einschränkungen der Beweglichkeit führen kann.
Im Sinne der Schmerzakzeptanz und -regulierung erzielen unter den Klinikpatienten mit chronischen Schmerzen jene die besten Ergebnisse, die den Umgang mit dem Schmerz von vornherein als ein langfristiges Sanierungsprogramm betrachten, die also keine wesentliche Verbesserung innerhalb von acht Wochen erwarten. Besser und realistischer ist es, von sechs Monaten, einem Jahr oder sogar zwei Jahren auszugehen und mit Geduld und Ausdauer weiterzuarbeiten, ohne sich um anfängliche Erfolge oder deren Ausbleiben zu sehr zu kümmern. Dessen ungeachtet besteht die Möglichkeit, dass sich die Lebensqualität schon mit dem allerersten Üben des Body-Scans verbessert.
Zusätzlich zu der Bereitschaft, langsam und systematisch an chronischen Rückenschmerzen zu arbeiten, sollte zum strategischen Vorgehen auch eine realistische Zielvorstellung gehören, was mit konsequenter Arbeit zu erreichen ist. Es kann sinnvoll sein, sich auszumalen, in welcher körperlichen Verfassung man in drei oder in fünf Jahren sein will. Denn eine solche Vision hilft dabei, konsequent einem Programm achtsamer Leibesübungen zu folgen. Es kann auch nützlich sein, sich in der Rolle eines Sportlers zu sehen, der ein professionelles Trainingsprogamm zu absolvieren hat, das sich nicht nur auf den Rücken konzentrieren, sondern den ganzen Körper stärker und geschmeidiger machen soll. Unser Trainingsziel ist die eigene Sanierung. Der Ausgangspunkt ist dabei immer die augenblickliche körperliche Verfassung. »Sanieren« kommt vom lateinischen
sanare,
das nichts anderes heißt als »gesund machen«, »heilen«. Den Körper zu sanieren bedeutet also keineswegs nur, seine Funktionstüchtigkeit wiederherzustellen, sondern
im Körpererleben die Erfahrung von Heilheit zu machen.
Zu einem langfristigen Sanierungsprogramm, insbesondere zur Stabilisierung des Rückens, können zum Beispiel die Übungen gehören, die man in der Physiotherapie gelernt hat, oder möglichst umfassende Yoga-Arbeit, die im Einzelnen allerdings mit dem Arzt oder Physiotherapeuten besprochen werden sollte. Wenn Ihnen einzelne Übungen zu schwer fallen, vereinfachen Sie sie, lassen Sie sie ganz weg, oder ersetzen Sie sie durch andere, auch je nach Tagesform. Es ist nicht notwendig, alle Übungen auszuführen. Beschränken Sie sich auf diejenigen, die Ihr Arzt für sinnvoll hält, und meiden Sie die anderen, von denen er abrät oder bei denen Sie vorläufig noch ein ungutes Gefühl haben. Wie wir schon gesehen haben, kann jede noch so einfache Körperbewegung oder -position zu Yoga werden, solange sie achtsam und sorgsam ausgeführt oder eingenommen wird. Auch achtsames Pilates kann hier je nach Umständen ein gangbarer Weg sein.
Für jedes Übungsprogramm zur achtsamen Körperarbeit gilt aber, dass es sehr langsam und behutsam absolviert werden muss, vor allem bei Rückenproblemen. Eine Physiotherapeutin, die viele unserer Patienten behandelte, sagte mir einmal, dass sie besonders gerne mit Menschen arbeite, die das MBSR -Programm durchlaufen haben. Sie seien deutlich sensibler und entspannter und bewiesen ein viel besseres Körpergefühl als andere, die nicht in der Achtsamkeit geschult sind und nicht wissen, wie man
mit
der Dehnung, Streck- oder Beugebewegung atmet oder
mit
dem Körper und der Schmerzempfindung arbeitet, anstatt gegen sie. Auch die Teilnehmer selbst berichten, dass sich ihnen durch das bewusste Einsetzen ihres Atems die Übungen ganz anders erschließen.
Für Menschen mit Rückenproblemen ist die Entwicklung des Körpergefühls durch regelmäßiges Training sogar noch wichtiger. Denken Sie an die Formel
»Use it, or lose it«
– was man nicht gebraucht, verkümmert. Die Rückenschmerzen dürfen nicht zur Entschuldigung dafür werden, dass man den ganzen Körper vernachlässigt. Zusätzlich zu Ihren Übungen im achtsamen Yoga können Sie Ihren Körper insgesamt kräftigen, indem Sie regelmäßig spazieren gehen oder mehrfach in der Woche Rad fahren, eventuell auch auf einem Heimtrainer, schwimmen gehen oder Wassergymnastik betreiben. Wenn Sie bereit sind, alles zu tun, was in Ihrer Macht steht, um sich im Geiste des MBSR körperlich zu sanieren, sollten Sie jeden Tag, wenigstens aber jeden zweiten Tag, zumindest einige Streck- und Dehnübungen ausführen, wie sie in Kapitel 6 beschrieben sind, selbst wenn es anfangs nur fünf Minuten sind.
Im Zentrum Ihres Sanierungsprogramms sollte weiterhin der tägliche Body-Scan
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