Gesunde Muskeln - Gesunder Körper
erkennen sind. Kleinere Muskelschäden, die ebenfalls erkennbar wären, werden häufig übersehen oder als klinisch irrelevant eingestuft. Zudem handelt es sich hierbei um subjektive Beeinträchtigungen, denn es gibt noch kein objektives Verfahren zur Messung von Muskelverspannungen. Andererseits lehrt uns die Erfahrung, dass Schmerzen oft in erster Linie auf verhärteten, geschädigten Muskeln beruhen. Selbst wenn das Muskelproblem durch eine Gelenkverletzung entstanden ist, ist es häufig der Faktor, der die vollständige Genesung verhindert.
Beispielhaft möchten wir von einem Patienten berichten, den wir vor nicht allzu langer Zeit behandelt haben. Der Manager, der schon am College gern und gut Fußball spielte, zog sich beim Fußball einen Kreuzbandriss zu. Dr. Kelly stabilisierte das Kniegelenk mit einer lehrbuchmäßigen Rekonstruktion des vorderen Kreuzbands. Alles sprach für eine reibungslose Genesung, denn der Patient war jung, fit und motiviert. Aber dennoch konnte er das Bein trotz monatelanger Physiotherapie im Anschluss an die Operation kaum heben. Daraufhin schickte Dr. Kelly ihn zu Dr. DeStefano, der einen Teil des Narbengewebes löste, das sich um den operierten Bereich gebildet hatte, und die Muskeln verlängerte,
die sich infolge der operationsbedingten Ruhigstellung verkürzt hatten.
Anschließend kehrte unser Fußballer wieder zu seinen Physiotherapeuten zurück, um die Muskeln zu kräftigen, und konnte nach einigen Wochen wieder rennen. Weder die Operation noch die Physiotherapie hatten hier versagt, beide waren in diesem Fall unverzichtbar. Auch die manuelle Muskeltherapie war kein Wunderwerk. Vielmehr verläuft eine Heilung in festgelegten Abläufen. Verhärtete, entzündete oder vernarbte Muskeln müssen zunächst heilen, bevor man sie erneut kräftigt und ihre Flexibilität erhöht. Ein verletzter Muskel kann auf Beanspruchung (selbst im Rahmen einer Physiotherapie) nicht reagieren, sondern könnte im Gegenteil noch mehr geschädigt werden.
Das Muskel- und Skelettsystem wird sowohl von schweren Traumata wie einem Kreuzbandriss als auch von altersbedingt nachlassender Flexibilität und Kraft von Muskel- und Bindegewebe an den Gelenken in Mitleidenschaft gezogen. Doch ein Teil jener »natürlichen Alterungsprozesse« hat weniger mit der nachlassenden Regenerierungsfähigkeit der Zellen zu tun als mit einer Ansammlung kleinerer Muskelschäden, die nie behandelt wurden. Vielleicht haben Sie Knieschmerzen und können nicht mehr so joggen oder Volleyball spielen wie früher. Oder Ihre Handgelenke melden sich, weil Sie den ganzen Tag am Computer sitzen. Mit der Zeit summiert sich auch der scheinbare » Kleinkram« zu Dauerschmerz, Bewegungseinschränkungen und einem weniger aktiven Leben. Was dann insgesamt kein Kleinkram mehr ist. In diesem Buch wollen wir kurz erklären, wie Muskeln und Skelett zusammenarbeiten (oder mitunter auch
nicht), wie Entscheidungen zur Lebensweise den Körper beeinflussen und was man tun kann, um Probleme zu erkennen und in vielen Fällen selbstständig zu beheben.
Muskelmedizin beginnt daher mit zwei Kapiteln zur Biologie von Muskeln, Gelenken und Knochen sowie den Ereignissen und Kräften, die sie schädigen können. Im zweiten Teil geht es dann um Alltagsentscheidungen, die sich auf den Körper auswirken. Vieles liegt nicht in unserer Hand, seien das nun die Gene (haben beide Elternteile bereits eine künstliche Hüfte?) oder Pech (hatten Sie in der Schule mal eine ernste Knieverletzung?). In Teil II behandeln wir jedoch drei wichtige Bereiche, die der Einzelne selbst beeinflussen kann.
In Kapitel 4, »Körper und Psyche«, erfahren Sie, wie fatal sich Stress auf das Muskel- und Skelettsystem auswirken kann und wie man diese Schäden eindämmt, indem man die eigenen Gedanken und Gefühle in den Griff bekommt. In Kapitel 5, »Ernährung«, wird geschildert, wie die Ernährung gesunde Knochen unterstützen und Gelenkentzündungen lindern kann. Außerdem erklären wir, weshalb ein gesundes Körpergewicht die Belastung und Abnutzung der Gelenke hinauszögert. Abschließend erhalten Sie in Kapitel 6 einen allgemeinen Fitnessplan, der Muskeln, Knochen und Kreislauf stärkt und das Verletzungsrisiko verringert.
In Teil III begeben wir uns auf eine Reise zu den sieben »Hot Spots« des Körpers: Hals und Nacken; Schulter; Ellenbogen, Handgelenk und Hand; Kreuz; Hüfte; Knie; Sprunggelenk und Fuß. Dabei konzentrieren wir uns auf die häufigsten Ursachen für Schmerzen
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