Gesunde Muskeln - Gesunder Koerper
(Denken Sie an den Ruck im Knie, wenn man den Bordstein übersieht und der Fuß ungebremst auf die Straße tritt, ohne dass die Beinmuskeln den kurzen Absatz abfedern können.)
Kräftige Muskeln können ein Gelenk kompensieren, dessen innere, verschiebbare Teile nicht mehr rundum gesund sind. Dafür möchten wir hier ein dramatisches Beispiel anführen: Vor einiger Zeit behandelten wir einen begabten Laufamateur. Sein letzter Marathon war planmäßig verlaufen, bis er den Lauf gegen Ende wegen akuter Hüftschmerzen abbrechen musste. Der Befund der Röntgenuntersuchung – fortgeschrittene Hüftarthrose (Cox-Arthrose) – verschlug uns die Sprache. Seine gut trainierten Sportlermuskeln waren so funktionstüchtig, dass er Marathons absolvierte, während ein passiver Mensch mit ähnlich ausgeprägter Krankheit sich wohl schon die letzten fünf Jahre nur noch unter Schmerzen und humpelnd fortbewegt hätte. Natürlich ist unser Marathonläufer nicht nur ein Extremfall, sondern auch ein warnendes Beispiel, denn ihm standen nunmehr ein künstliches Hüftgelenk und das Ende seiner Laufkarriere bevor. Doch jeder Einzelne sollte gesunde Muskeln anstreben, die gesunde (oder ausreichend gesunde) Gelenke stützen.
Aus der wissenschaftlichen Literatur wissen wir, dass Schmerzen und Bewegungseinschränkungen nicht immer nur auf Gelenkschäden beruhen. In einer berühmten Studie, die 1994 im New England Journal of Medicine erschien, wiesen 64 Prozent der Untersuchten, erhebliche Bandscheibenschäden auf, die im MRT sichtbar waren, aber keinerlei Beschwerden hervorriefen. Ähnliche Studien zu Meniskusschäden ergaben laut einer Meldung aus Harvard, dass bei jedem Dritten über 45-Jährigen ein Meniskusriss vorliegt, von denen aber nur ein Bruchteil Symptome verursacht.
Werfen wir nun einen Blick auf die Muskelfasern. Wie das Bindegewebe
altert auch ein Muskel mit der Zeit, trocknet aus und wird weniger geschmeidig. Damit steigt die Verletzungsgefahr. Im Gegensatz zu Knochen, die normalerweise nach der Heilung fester sind als vorher, bildet sich nach Muskelrissen ein Verschlussgewebe zweiter Wahl. Dieses Narbengewebe aus Kollagen ist steifer und schwächer als die ursprünglichen Fasern. Im Gegensatz zum Bindegewebe sind Muskeln jedoch gut durchblutet und von Kapillaren durchzogen, die Sauerstoff und Nährstoffe liefern. Dadurch ist eine rasche (wenn auch nicht so perfekte) Heilung gewährleistet. Gesunde Muskeln können auf gesunde Belastung reagieren, indem sie größer und stärker werden.
Wenn der Mensch nicht aktiv gegensteuert, gehen Muskelmasse und Leistungsfähigkeit ab dem 40. Lebensjahr um etwa ein Prozent pro Jahr zurück. Alle Körperfunktionen lassen mit zunehmendem Alter nach, aber nichts regeneriert sich so gut wie Muskeln, die man beansprucht. In einer berühmten Studie eines Forschers der Universität Arkansas konnten 100-jährige Teilnehmer durch leichtes Hanteltraining ihre Kraft verdoppeln. Ganz sicher hat die amerikanische Schwimmerin Dana Torres einigen die Augen geöffnet, als sie bei der Olympiade in Peking die halb so alte Konkurrenz schlug und drei Silbermedaillen einheimste. Muskeln sind für den Menschen eine erneuerbare Energiequelle, die mit Wind- oder Sonnenenergie vergleichbar ist. Das Bindegewebe hingegen, insbesondere der Gelenkknorpel, ist mehr wie das nicht erneuerbare Öl. Wenn er uns im Stich lässt, haben wir Mühe, uns an den neuen Zustand anzupassen. Wenn er verbraucht ist, ist er endgültig dahin.
Um den Körper anzutreiben und die Gelenke zu schützen,
müssen die Muskeln Nervenimpulse mit simultanem Anspannen und Entspannen von Agonist und Antagonist beantworten. Wenn dies nicht möglich ist, liegt häufig eine Fehlfunktion der Muskeln oder eine Verletzung vor, darunter vor allem Traumata und chronische Schäden. Ein Trauma entsteht durch eine spontane Schädigung, also ein Stolpern, einen Sturz oder einen Autounfall. Am häufigsten kommt es dadurch zu einer Muskelzerrung, bei der die Fasern des verletzten Muskels abrupt überdehnt werden und reißen. Das Ausmaß der zerrissenen Fasern bestimmt den Schweregrad der Zerrung. (Bei Muskeln spricht man von einer Zerrung , während man bei Bändern von einer Dehnung redet. Muskeln und Bänder können auch reißen.) Im einfachsten Fall wird ein Muskel zu stark oder zu lange belastet und macht dann schlapp, zum Beispiel wenn untrainierte Freizeitsportler zu Beginn der Saison mit kurzen Sprints anfangen und sich dabei eine Zerrung am hinteren
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