Gesunde Muskeln - Gesunder Koerper
verleiht. Diese Reibungen erzeugen neue Entzündungen und Schwellungen und lösen ihrerseits die Bildung neuer Verhaftungen aus und so weiter.
MANUELLE MUSKELTHERAPIE
Manuelle Therapieansätze können das Muskelgewebe auf unterschiedliche Weise aus dieser Abwärtsspirale herausziehen. Seit Jahrhunderten bringen Massagen den Körper wieder auf Trab. Eine Massage regt die Durchblutung an, damit die nach Sauerstoff lechzenden Muskeln wieder mit Blut versorgt werden. Sie hilft aber auch dem Lymphsystem beim Abtransport von Abfallprodukten. Mit modernen Therapieansätzen wie Active Release Techniques (ART) und Triggerpunkttherapie ist die manuelle Therapie im 21. Jahrhundert angelangt, wo sie sich auf der Grundlage anatomischer und physiologischer Erkenntnisse geschädigter Muskeln annimmt. Ihre Wurzeln lassen sich bis ins alte China zurückverfolgen, wo Akupressur und Akupunktur entwickelt wurden. (Die Wegbereiterin der Triggerpunkttherapie, die Ärztin Janet Travell, sorgte unter anderem für die Präsidenten John F. Kennedy und Lyndon Johnson.)
Eine Aufzählung bekannter Anwender manueller Therapien würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Dr. DeStefano beherrscht
etliche Behandlungstechniken für Muskeln, nutzt aber in erster Linie ART. Diese Vorliebe hat sicherlich einen Einfluss auf die Behandlungen, die wir für die jeweiligen Problemzonen vorschlagen. Doch die Betonung in diesem Buch liegt nicht auf speziellen Techniken, sondern auf dem Verständnis und der Diagnose von Problemen, die auf vielerlei Weise manuell angegangen werden können. Es gibt keinen wissenschaftlichen Maßstab, dem zufolge eine bestimmte manuelle Therapie »besser« ist als eine andere. Manche Therapeuten erzielen ausgezeichnete Erfolge, indem sie Methoden kombinieren, die auf ganz unterschiedlichen theoretischen Ansätzen basieren, zum Beispiel ART und Akupunktur. Viele ART-Therapeuten gehen die unterschiedlichsten Muskel- und Skelettprobleme ihrer Patienten wie Dr. DeStefano gern durch eine Kombination von Muskelarbeit und chiropraktischer Behandlung an.
In den letzten zehn Jahren gab es einen großen Wissenszuwachs beim Verständnis der Physiologie überlasteter Muskeln. Nach wie vor ist jedoch unklar, auf welche Weise die verschiedenen Schulen manueller Therapien letztlich ihre guten Ergebnisse erzielen. Jede manuelle Therapie hat ihr eigenes Dogma, das sich allerdings im Unterschied zu vielen medizinischen und chirurgischen Behandlungen häufig nicht auf harte Fakten stützt.
Spannende Ergebnisse gibt es hingegen im Hinblick auf die Schlüsselrolle des Bindegewebes, das Muskeln, Gelenke und Knochen zu einem einzigen, miteinander verbundenen System verschmilzt. Hier finden bahnbrechende Arbeiten zu den Integrinen statt, einer Gruppe molekularer Rezeptoren. Diese Moleküle scheinen die Kommunikation zwischen den verschiedenen
Zellen des Bewegungsapparats zu ermöglichen, damit sich zum Beispiel bei einer Armbewegung alles – von der Haut bis zum Knochen – mitbewegt.
Solche Forschungen könnten uns in Zukunft zu einem besseren theoretischen Verständnis für unsere Behandlung verhelfen, ob wir nun einen Muskel manuell bearbeiten oder ihn durchtrennen, um ein Gelenk operativ wiederherzustellen. Im vorliegenden Buch hingegen geht es in erster Linie um praktische Ansätze, mit deren Hilfe Ihre Muskeln und Gelenke so gut funktionieren und so lange halten sollen wie der Rest Ihres Körpers.
TEIL II
Belastbarkeit
In den folgenden drei Kapiteln geht es darum, die Belastbarkeit des Bewegungsapparats zu erhöhen, damit er besser vor Verletzungen und Alltagsbelastungen geschützt ist. Mit Hilfe unserer Trainingsprinzipien und Lieblingsübungen können Sie sich ein umfassendes Programm für funktionelle Fitness zusammenstellen, das Gleichgewicht, Ausdauer, Muskelkraft und Knochen anspricht und damit sowohl insgesamt die Gesundheit fördert als auch das Verletzungsrisiko senkt.
KAPITEL 4
Körper und Psyche
Wir werden dafür bezahlt, dass wir Muskeln und Gelenke unserer Patienten behandeln, nicht ihre Psyche. Und wir behaupten keineswegs, dass wir die komplexe Beziehung zwischen Körper und Psyche in allen Einzelheiten verstehen (wer vermag das schon?). Dennoch fällt uns immer wieder auf, wie tief diese Verbindungen reichen und wie bedeutsam sie sein können. Denken Sie zum Beispiel an das Atmen. Im letzten Kapitel haben wir erläutert, dass entzündetes, verkrampftes Gewebe schlechter durchblutet und damit auch schlechter mit Sauerstoff
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