Gesunde Muskeln - Gesunder Koerper
ebenfalls ermüden und dann schmerzen. Wenn ein Teil eines Muskels Probleme hat, kann an der Stelle, wo die Sehne am Knochen ansetzt, eine schmerzhafte Zugbelastung spürbar werden. Solche Übertragungsschmerzen erschweren die Diagnose
und erfordern die Einbeziehung des Gesamtbilds der Skelettmuskulatur. Kreuzschmerzen bedeuten eben nicht immer, dass dort die Ursache des Problems liegt und die Behandlung dort ansetzen muss. Deshalb sollte man grundsätzlich einen Arzt aufsuchen, anstatt eine Eigendiagnose zu stellen!
Sehnen werden oft als schmerzhaft empfunden. Jeder kennt die Sehnenscheidenentzündung, bei der die Sehne und der zugehörige Muskel überlastet und überdehnt sind. Häufige Beispiele sind der »Tennisellenbogen« (laterale Epikondylitis) oder die angeschlagene Achillessehne. Die Sehne selbst ist dabei laut aktuellen Meldungen nur selten entzündet. Die chronischen Schmerzen entstehen vielmehr meist durch eine Schädigung der Kollagenfasern in der Sehne, eine abwärts führende Spirale aus mikroskopisch feinen Rissen und Vernarbungen, für die Tendinose die bessere Bezeichnung ist. Die konventionelle Behandlung einer Tendinose durch entzündungshemmende Wirkstoffe ist meist von wenig Erfolg gekrönt und übersieht dabei die mögliche Ursache des Problems, nämlich übermäßig kontrahierte Muskelfasern, die auf die Sehnenenden Zug ausüben.
Bei einer schweren Gelenkverletzung hingegen sind Muskelprobleme nicht die Ursache, sondern eine Folgeerscheinung. Hier registrieren die Schmerzrezeptoren innerhalb des Gelenks ein Problem bei der Bewegungsabfolge im Gelenk und senden Signale an die Muskeln, damit das betroffene Gelenk langsamer oder gar nicht mehr bewegt wird, um einer weiteren Schädigung vorzubeugen. Solche Schutzreflexe lassen in der Natur zum Beispiel ein Tier mit angezogenem Bein weiterhinken, um das verletzte Gelenk zu entlasten. Der Mensch hingegen trifft lieber die bewusste Entscheidung über seinen Körper und bringt möglicherweise trotz der Schmerzen in Knie oder Hüfte und rundherum verhärteter Muskeln seinen Lauf oder sein Spiel zu Ende.
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Übertragungsschmerzen
Sehr häufig äußern sich Muskelschmerzen in entfernten Körperregionen. Die Symptome eines verletzten oder gereizten Muskels sind in solchen Fällen nicht dort zu spüren, wo sie ursprünglich entstanden sind. Das kann die Diagnose und Therapie erschweren, aber auch für den Patienten recht verwirrend sein. Die Abbildungen rechts zeigen typische Übertragungsschmerzen durch Muskelprobleme, die mitunter ausschließlich, mitunter auch nur zusätzlich in den schattierten Bereichen Beschwerden bereiten.
M. psoas (A)
M. gluteus maximus (C)
M. piriformis (E)
M. trapecius (G)
M. biceps brachii (I)
M. scaleni (K)
Wie wir bereits gesehen haben, kann die eigentliche Schmerzquelle bei Muskelschäden in den Nerven, den Sehnen oder den Muskelfasern selbst begründet sein – oder in einer Kombination aus allen drei Komponenten. Zum Glück ist das Hauptproblem, die verspannten Muskeln, durch manuelle Therapien wirksam behandelbar.
Bei der Muskelbehandlung muss der manuelle Therapeut sich auch mit der Folgeerscheinung, nämlich der Entzündung, befassen. Die Entzündung ist bei einem Verletzungstrauma zunächst im Grunde etwas Gutes. Der Körper versucht, sich vor weiteren Verletzungen zu schützen, und setzt einen Heilungsprozess in Gang, indem er reichlich Plasma, Flüssigkeit und Immunzellen in den verletzten Bereich schleust. Bei anhaltender Reizung oder einem chronischen Problem nistet sich diese Entzündung gründlich ein und wird Teil des Problems anstatt die Lösung. Nun bleiben die Muskelfasern verkürzt und drücken dadurch die Kapillaren zusammen, was die Durchblutung vor Ort mindert. Diese Reaktion hat doppelt negative Folgen, denn sie drosselt die Sauerstoffzufuhr und hemmt den Abtransport von Abbauprodukten des Stoffwechsels.
In einem derart gereizten Milieu legt der Körper Narbengewebe auf Kollagenbasis an, um das Gewebe zu stabilisieren. Bei einer akuten Verletzung ist das auch sinnvoll, denn ein anderes »Pflaster« haben die Muskeln nicht. Bei chronischen Problemen hingegen ist es kontraproduktiv. Die mikroskopisch feinen Verklebungen
behindern nämlich die fein abgestimmten, gegenläufigen Kontraktionen der Muskelfasern und das Gleiten des Muskels über benachbarte Muskeln und Nerven, aber auch die Gesamtbewegung innerhalb der ausgedehnten Bindegewebshülle, die dem gesamten Weichteilsystem seine Form
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