Gesundheit - Eine Frage des Geschlechts
unterdrücke und
6.
je weniger ich auf meinen Körper achte, desto männlicher bin ich. 98
Auch James M. O’Neil, Psychologie-Professor an der University of Connecticut, teilte dem Mann bereits in den 1980er Jahren sechs Konfliktfelder zu: 99
Eingeschränktes Gefühlsleben: Bloß keine Schwäche zeigen! Die Folge der unterdrückten Emotionalität können Aggressivität und Gewalt sein.
Erfolgs- und Leistungszwang: Die dauernde Jagd nach Bestätigung im Beruf lässt kaum Zeit und Energie für Selbstverwirklichung in der Freizeit und für die Familie.
Hemmung im Sexualverhalten: Sex hat wenig mit Zärtlichkeit und Nähe, aber viel mit Leistung zu tun.
Kontroll-, Macht- und Wettbewerbsstreben: Wer die anderen kontrolliert, hat die Macht. Das lernen Männer von klein auf.
Angst vor Kontakt mit anderen Männern („Homophobie“): Aus Furcht, als zu weiblich zu gelten, scheuen Männer die Nähe von anderen Männern; gleichzeitig wehren sie damit Homosexualität ab.
Wenig sorgsamer Umgang mit der eigenen Gesundheit: Männer missachten körperliche Warnsignale.
Dabei besteht inzwischen kein Zweifel mehr daran, dass Rollenzwänge nicht nur das soziale Leben der Männer – und der Frauen – beeinflussen, sondern auch ihre Gesundheit. Wenn nur mehr die Position und der Besitz den Wert eines Menschen ausmachen, wird die Person, der Mensch selbst, unwichtig. Depressionen, Burnout und Angsterkrankungen werden in letzter Zeit vermehrt im Zusammenhang mit dem Rollenkorsett gesehen, in dem Männer stecken. Dreimal so viele Männer wie Frauen begehen Selbstmord. 100
Dazu kommt der insgesamt wenig sorgsame Umgang mit der eigenen Gesundheit, eine Verhaltensweise, die der Psychologe O’Neil ja sogar als eigenes Konfliktfeld sieht. Männer achten weniger auf ihre Ernährung, sind deshalb auch häufiger übergewichtig, konsumieren mehr Alkohol, und auch wenn die Zahlen in letzter Zeit zurückgehen, rauchen sie noch immer mehr als Frauen. Zwar sind sie körperlich aktiver als Frauen, für rund 35 Prozent der Todesfälle von Männern sind jedoch waghalsige Aktionen und ein Raubbau an der eigenen Gesundheit verantwortlich, sagen amerikanische Studien. 101
So weisen sieben von acht Männern mindestens einen Risikofaktor für eine Herzerkrankung oder einen Schlaganfall auf, sei es Übergewicht, zu hoher Cholesterinspiegel oder Bluthochdruck. Obwohl Hodenkrebs die häufigste Krebserkrankung von Männern zwischen 20 und 40 Jahren ist, gibt es kaum Männer, die ihre Hoden regelmäßig selbst untersuchen.
Lebensstil und Gesundheit
Männer
Frauen
Tägliches Rauchen*
32% (abnehmende Tendenz)
21% (steigende Tendenz, vor allem bei jüngeren Frauen)
Übergewicht (BMI 25–30)**
42,5%
28,6%
Fettsucht (Adipositas: BMI >30)**
12,0%
12,7%
Problematischer Alkoholkonsum***
13,5%
7,9%
Teilnahme an Krebsfrüherkennungsuntersuchung
(ab dem 40. Lebensjahr)****
PSA-Test: 55%
Mammografie: 83%
Körperliche Aktivität in der Freizeit
(mindestens einmal pro Woche)*****
60,3%
48,7%
Quellen:
*Directorate General for Health & Consumers 2010 Tobacco. In: European Commission: The State of Men’s Health in Europe – Report, European Union 2011, Seite 18.
**Klimont J et al: Österreichische Gesundheitsbefragung 2006/2007. Hauptergebnisse und methodische Dokumentation. Statistik Austria im Auftrag von Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend und Bundesgesundheitsagentur. Wien 2007. Seite 178. ****Seite 43.*****Seite 196.
***Uhl A et al: Handbuch Alkohol Österreich. Zahlen. Daten. Fakten. Trends. Dritte, überarbeitete und ergänzte Auflage 2009. Ludwig-Boltzmann-Institut für Suchtforschung (LBISucht), AlkoholKoordinations- und InformationsStelle (AKIS) des Anton Proksch Institut (API) im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit. Seite 144.
Der bösartige Hautkrebs wird zwar bei Frauen um 50 Prozent öfter diagnostiziert als bei Männern, aber es sterben 50 Prozent mehr Männer als Frauen daran, schlicht aufgrund der Tatsache, dass sie später ärztliche Hilfe suchen. „Indem sie sich ungesund verhalten, wollen Männer allen zeigen: Ich bin ein richtiger Mann! Die Folgen finden wir dann eins zu eins in den Gesundheitsdaten wieder“, resümierte der Gesundheits- und Klinische Psychologe Romeo Bissuti, Leiter des Männergesundheitszentrums MEN in Wien, in einem Interview.
Überhaupt scheinen Männer Angst vor Gesundheitsorganisationen zu haben, wohl deshalb, weil sie sich dort in einer schwachen Position empfinden. Sie gehen nicht nur
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