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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Wohnung hinauf und wieder auf die Beule an seinem Hinterkopf. An irgendeinem Punkt vor oder während des Falls musste Lord Robert Russell sich diese Verletzung zugezogen haben.
    »Interessant«, murmelte Kate, in Gedanken versunken.
    »Was sagst du, Chefin?«, fragte Cleak.
    »Unter Russells Balkon befindet sich absolut nichts. Kein Vorsprung, kein Blumenkasten, nichts.«
    »Und?«
    »Such Russells persönliche Dinge zusammen«, sagte Kate mit der selbstsicheren Stimme einer leitenden Ermittlerin. »Wir brauchen sein Portemonnaie und sein Handy. Überprüf auch seine Taschen. Ich brauche eine detaillierte Liste über alles, was du findest, sogar über benutzte Taschentücher. Anschließend will ich die Bilder von sämtlichen CCTV-Kameras im Umkreis von fünfzig Metern sehen. Und vergiss die Kameras im Park nicht. Ich bin sicher, dass wir eine finden, die diese Stufen hier überwacht. Okay, es war dunkel, aber vielleicht können die Jungs aus dem Labor trotzdem etwas entdecken. Such uns Räume, in denen ich die Wachleute getrennt voneinander verhören kann. Ach ja - und ruf die Wachfirma an. Ich will auf die Sekunde genau wissen, wann Russell in der Nacht nach Hause kam.«
    »Wird erledigt, Chefin.«
    Kate erhob sich und streifte die Handschuhe ab. »Für mich steht zweifelsfrei fest, dass Russell Opfer eines Gewaltverbrechens wurde.«

5.
 
    »Hände in die Taschen, Ladies und Gentlemen.«
    Kate Ford betrat Russells Wohnung, gefolgt von Reg Cleak und Mitarbeitern der forensischen Abteilung. Sie warf einen Blick auf die hohe Zimmerdecke und die teure Wohnzimmereinrichtung und stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Nicht schlecht für die erste eigene Bude.«
    Cleak meinte spöttisch: »Macht schon ein bisschen mehr her als der Knast.«
    »Wer hier irgendwas anfasst, wandert auf direktem Weg dorthin.« Kate nahm die Türschlosssicherung unter die Lupe. Ein Riegel verlief horizontal, der andere vertikal. Unter einer alphanumerischen Tastatur an der Wand befanden sich ein biometrischer Sensor und ein Bildschirm, auf dem die Gesichter möglicher Besucher überprüft werden konnten.
    »Wozu hat er all diese Sicherheitsanlagen gebraucht?«, fragte sie Cleak. »Man sollte doch meinen, dass drei Wachleute und das festungsartige Eingangstor unten ausreichen.«
    Cleak deutete auf den Infrarotsensor unter der Decke. »Das ist noch längst nicht alles. Die ganze Wohnung ist ein einziges hypermodernes Alarmsystem.« In diesem Moment klingelte sein Handy, und er trat einen Schritt beiseite, um den Anruf entgegenzunehmen. »Das war die Wachfirma«, verkündete er kurze Zeit später. »Der Alarm wurde um 18.30 Uhr aktiviert. Bis Russell von seinen Eltern zurückkam, war alles ruhig. Um 2.41 Uhr und 39 Sekunden wurde der Alarm ausgeschaltet, um 2.41 Uhr und 48 Sekunden wieder eingeschaltet.«
    »Und er stürzte noch vor 2.45 Uhr vom Balkon«, murmelte Kate. »Was immer in seiner Wohnung passiert ist, es ging ziemlich schnell.«
    Sie betraten das Wohnzimmer. Kate öffnete die gläserne Schiebetür und trat hinaus auf den Balkon. Das Geländer war aus Eisen und zu schmal, als dass ein Mann wie Russell darauf hätte sitzen können. Sie warf einen Blick in die Tiefe. Wie erwartet gab es unter dem Balkon nichts, an dem Russell sich bei seinem tödlichen Sturz den Kopf hätte stoßen können. Von hier oben sah es so aus, als wäre Russell in einem Bogen in Richtung Gebäude gestürzt.
    Kate ging zurück ins Wohnzimmer. Robert Russell besaß nicht nur einen beachtlichen Teil des Vermögens seiner Eltern, sondern auch deren Geschmack. Die Wohnung sah aus, als wäre sie vor hundert Jahren eingerichtet worden: Wohin man auch sah, gab es Chintz, Plüsch, geblümte Polstermöbel, flauschige Orientteppiche und reich beschnitzte Möbel. Unter dem Esstisch lag ein Zebrafell; an der Wand hingen der geschwungene Stoßzahn eines Elefanten aus Britisch-Indien und ein Ölgemälde, auf dem die HMS Victory nach der siegreichen Schlacht von Trafalgar gegen die spanisch-französische Flotte zu sehen war.
    Kate ging in die Küche, die modern wirkte und mit den neuesten Geräten ausgestattet war, darunter ein Viking-Herd, wie Kate ihn sich immer schon gewünscht hatte, und ein Tiefkühlschrank, groß genug, um ein halbes Rind darin unterzubringen. Durch eine Flügeltür gelangte man in ein imposantes Speisezimmer, von dort in einen geräumigen Flur. Auf halber Höhe des Flures entdeckte sie Russells Schlafzimmer, das ebenfalls den Charme des beginnenden 19.

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