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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Jahrhunderts versprühte: Parkettboden, Himmelbett, Vorhänge zugezogen, ein Ölbild an der Wand, das Russell als Teenager zeigte, in Rugby-Kluft und mit vom Spiel geröteten Wangen. Das Bett war tadellos gemacht, und auf dem Nachttisch stand eine Vase mit frischen Blumen. Kate öffnete die Tür zum Ankleidezimmer und warf einen Blick hinein. Eine Reihe dunkler Anzüge hing penibel geordnet an einer Stange. Auf der Kommode lag ein Stapel gereinigter und akkurat zusammengefalteter Hemden. Mehr als zwanzig Paar blank geputzte Schuhe standen in einem speziell dafür angefertigten Schuhregal. »Sieh dir das an, Reg. Er hat ein Designerregal für seine Schuhe. So was hättest du doch sicher auch gern zu Hause, nicht wahr?«
    Cleak steckte den Kopf durch die Tür. »Ich? Nein, danke. Ich hab nur ein Paar Arbeitsschuhe, ein Paar Sportschuhe und ein Paar Schuhe für sonntags. Die passen alle wunderbar unter mein Bett.«
    Kate nahm ein Paar aus dem Regal. Auf der Innensohle entdeckte sie ein eingenähtes Lederschildchen mit der Aufschrift: »Gefertigt von Lobbs für R. T. Russell, Marquis of Henley.« Sie stieß einen leisen Pfiff aus. »Unser Lord hat sogar einen Titel.«
    In diesem Augenblick stieß ein Kollege von der Spurensicherung die Schlafzimmertür auf. »Schaut euch mal das letzte Zimmer im Flur an«, sagte er aufgeregt. »Wir haben Russells Kommandozentrale gefunden.«
    »Was meinst du mit Kommandozentrale?«, fragte Kate.
    »Du wirst schon sehen.«
 
    Verglichen mit dem Rest der Wohnung wirkte Russells Arbeitszimmer - oder treffender seine »Kommandozentrale« - wie aus einem Science-Fiction-Film. Der Fußboden war mit Travertin-Fliesen belegt, die Wände mit weißen Holzpaneelen verkleidet. Den Mittelpunkt bildete ein großer, glänzender Chromschreibtisch, auf dem drei LCD-Monitore standen. An der gegenüberliegenden Wand hing ein Monitor von mindestens zwei Metern Durchmesser. In die Decke eingefasste Halogenstrahler sorgten für die passende Beleuchtung. Auch das Arbeitszimmer war penibel aufgeräumt, wenn nicht sogar beklemmend ordentlich.
    Auf beiden Seiten des Schreibtisches standen sorgsam arrangierte, mit Papierstapeln gefüllte Ablagefächer. »Ein Fahrplan von Victoria Station«, sagte Cleak und zeigte auf eine Broschüre. »Und das hier trägt den Titel: ›Langfristige Prognose für die weltweite Ölproduktion‹.«
    Kate blätterte ein paar der Ablagestapel durch. Darin fanden sich Internetdownloads von ausländischen Nachrichtenwebsites, Hochglanzprospekte von Firmen und Artikel, die wahrscheinlich von Russell selbst stammten. Sie handelten von der Klimaentwicklung in der Antarktis über neue militärische Stützpunkte in Moskau bis hin zu einer mathematischen Abhandlung über die Zerfallsdaten von Atommüll. Unter Russells Broschüren fand sich sogar eine Ausgabe der Gendarmerie, der Monatszeitschrift von Polizisten für Polizisten. Kate fragte sich, wie Russell an dieses Heft gekommen war.
    »Hat einer von euch eine Ahnung, womit er seine Brötchen verdient hat?«, fragte Kate.
    »Wenn du mich fragst, war er Forscher«, sagte Cleak.
    »Ja, aber auf welchem Gebiet?« Kate setzte sich auf Russells Schreibtischstuhl und zog eine Schublade heraus. »Reg«, sagte sie mit scharfem Unterton. »Sieh dir das mal an.«
    Cleak warf einen Blick über ihre Schulter. »Beeindruckend. Das neueste Modell.«
    In der Schublade lag eine Halbautomatik, daneben eine Schachtel mit scharfer Munition. »Beretta?«, fragte Kate.
    »Browning«, erwiderte Cleak, der vor etlichen Jahren Mitglied der königlichen Leibgarde gewesen war. »Die gängige Armeewaffe. Zehn Kugeln im Patronenlager, eine im Lauf. Keine große Reichweite, aber aus nächster Nähe von beachtlicher Durchschlagskraft.« Er nahm die Pistole am Lauf aus der Schublade und roch an der Mündung. »Damit ist eine ganze Weile nicht geschossen worden.«
    »Warum hat Russell eine Waffe im Schreibtisch? Was meinst du?«
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem er auch die Sicherheitsschlösser und das Alarmsystem installieren ließ. Der Mann hatte Feinde.«
    »Ich möchte die Überwachungsbilder der Wohnung von den letzten zweiundsiebzig Stunden sehen. Von innen und von außen. Jemand hat im Apartment auf Russell gewartet, als er von seinen Eltern zurückkam. Die Beule an seinem Kopf stammt nicht von einem Stoß am Türrahmen. Der Killer muss Spuren hinterlassen haben.«
    »Verstanden, Chefin.«
    »Lass die Leiche in die Gerichtsmedizin bringen. Sag ihnen, dass wir bis

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