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Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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quirliger, geschäftiger und nervöser Aktivität wie ein Hundekadaver auf einem Haufen fleischfressender Ameisen.
    Überall gab es Tempel, deren Tore weit offen standen. Aus dem halbdunklen Innern der Gebäude drangen Gongschläge, das Rasseln von Becken und – im Falle besonders konservativer fundamentalistischer Religionen – die kurzen Schreie von Opfern. Hier und dort sah Mort Läden, deren sonderbare Waren bis auf die Straße reichten. Er bemerkte viele lächelnde junge Damen, die sich nur wenig Kleidung leisten konnten. Er bewunderte Jongleure, Feuerspeier und andere Leute, die sofortige Transzendenz versprachen.
    Tod wanderte ungerührt durch das Chaos. Mort hatte irgendwie damit gerechnet, daß der Knochenmann die Menge wie ungreifbarer Rauch durchdränge, aber in dieser Hinsicht wurde er enttäuscht. Die schlichte Wahrheit lautete: Wo auch immer sich Tod befand – die Leute wichen ihm aus.
    Auf Mort traf das nicht zu. In dem allgemeinen Gedränge bildete sich eine Gasse für seinen Lehrmeister, aber hinter dem Skelett schloß sie sich rechtzeitig genug, um ihn in Schwierigkeiten zu bringen. Anders ausgedrückt: Man trat ihm auf die Füße; man stieß ihm Ellenbogen in die Rippen; man versuchte, ihm seltsam riechende Gewürze und sonderbar geformtes Gemüse zu verkaufen; und eine bereits recht betagte Dame behauptete mit kühner Verwegenheit, er sähe wie ein gut situierter junger Mann aus, der bestimmt nichts dagegen hätte, sich ein wenig zu vergnügen. Mort dankte ihr freundlich und meinte ungeachtet aller Zweifel, er amüsiere sich bereits prächtig.
    Tod erreichte die Straßenecke und schnupperte. In der Nähe bewiesen einige Feuerspeier ihre Künste, und der flackernde Flammenschein spiegelte sich auf dem glatten Schädel des Knochenmanns wider. Ein Betrunkener taumelte heran, wankte aus keinem unmittelbar ersichtlichen Grund beiseite, runzelte verwirrt die Stirn und setzte dann seinen komplizierten Zickzack-Kurs fort.
    DIES IST EINE WAHRE STADT, JUNGE, sagte Tod. WAS HÄLTST DU DAVON?
    »Sie scheint recht groß zu sein«, erwiderte Mort unsicher. »Warum gefällt den Menschen eine derartige Enge? Ich meine, hier geht's zu wie in einem Bienenstock.«
    Tod hob die beinernen Schultern.
    ICH FÜHLE MICH HIER WOHL, sagte er. ANKH-MORPORK IST VOLLER LEBEN.
    »Herr?«
    JA?
    »Was ist ein Currygericht?«
    Das blaue Glühen in den leeren Augenhöhlen strahlte heller.
    HAST DU JEMALS IN EINEN FÜNFHUNDERT GRAD HEISSEN EISWÜRFEL GEBISSEN?
    »Nein, Herr«, antwortete Mort.
    CURRY SCHMECKT SO ÄHNLICH.
    »Herr?«
    JA?
    Mort schluckte. »Entschuldige bitte, Herr, aber mein Vater sagte mir, ich solle Fragen stellen, wenn ich irgend etwas nicht verstehe.«
    EIN BEGRÜSSENSWERTER RAT, stellte Tod fest. Er ging durch eine Seitengasse, und erneut teilte sich die Menge vor ihm, als bestünde sie aus entgegengesetzt geladenen Partikeln.
    »Nun, Herr, mir ist da etwas aufgefallen, äh, man muß sich doch den Tatsachen stellen, nicht wahr, und die besonderen Umstände, ich meine…«
    HERAUS DAMIT, JUNGE!
    »Wie bist du überhaupt in der Lage, Speisen zu dir zu nehmen?«
    Tod blieb so plötzlich stehen, daß Mort gegen ihn stieß. Als der Lehrling zu sprechen begann, brachte ihn der Knochenmann mit einer brüsken Geste zum Schwiegen. Er schien zu lauschen.
    WEISST DU, JUNGE, MANCHMAL KANN ICH ZIEMLICH BÖSE WERDEN, sagte Tod mehr zu sich selbst.
    Er wirbelte um die eigene Achse, eilte mit langen Schritten und wehendem Kapuzenmantel davon. Die Gasse wand sich an dunklen Mauern und stillen schiefen Häusern entlang, war eigentlich kein Durchgang, sondern eher eine schmale Lücke zwischen den Gebäuden.
    Tod blieb an einer alten wackligen Regentonne stehen, streckte den Arm hinein und holte einen kleinen ziegelsteinbeschwerten Sack hervor. Mit der anderen Hand zog er das Schwert – im Halbdunkel tanzten blaue Funken über die Klinge – und durchtrennte den Strick.
    JA, MANCHMAL GERATE ICH GERADEZU AUSSER MIR, sagte er, öffnete den Beutel und drehte ihn um. Mort beobachtete, wie ein kleines Pelzbündel herausglitt und auf dem Boden liegen blieb. Tod berührte es wie zärtlich mit weißen Fingern.
    Nach einigen Sekunden lösten sich graue Rauchfäden von den ertrunkenen Tieren und bildeten drei katzenförmige Wolken. Sie blähten sich auf und erzitterten ein wenig, als seien sie nicht ganz sicher, welche Gestalt sie annehmen sollten. Verwirrte Augen blinzelten und sahen Mort an. Als er versuchte, eins der Katzenphantome

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