Gewagter Einsatz
wurde.
Er öffnete die Tür und trat hinaus. Das sanfte Mondlicht liebkoste die knospenden Blätter einer Eiche und schimmerte im Tau, der auf dem gepflegten Rasen lag. Der süße Duft von Flieder und Geißblatt mischte sich mit dem kräftigen Aroma der Fichte daneben. Vertraute Frühlingsgerüche in Wisconsin, die für immer in seiner Erinnerung bleiben würden.
Leider waren sie nicht mehr zu trennen vom Blutgeruch und dem Gestank der Verderbnis, der unlösbar mit Dryden Kane verbunden war.
Das war die Realität des Lebens. Qual und Tod, ein Mörder auf der Flucht. Gepflegte Rasenflächen und treuherzig dreinblickende Teddybären passten nicht dazu.
Und eine mustergültige Psychologin wie Risa erst recht nicht.
Er schloss die Augen, versuchte, nicht an ihren sanften Lavendelduft zu denken, ihre samtige Stimme, die weiblichen Rundungen, die selbst ein unförmiges Nachthemd nicht verbergen konnte.
Verdammt. Er selbst hatte den Gewalttäter Dryden Kane in ihr Leben gebracht. Wäre er nicht gewesen, hätte sie den Job an der Universität von Wisconsin nicht angenommen und nicht alles Mögliche getan, um Kane in ihre Studie mit einzubeziehen, und ihre Schwester hätte dieses Monster nicht geheiratet und ihm nicht bei der Flucht geholfen.
Er hatte ihr Leben beschmutzt, denn Dixie würde sehr wahrscheinlich durch Kanes Hände sterben. Und Risas Welt zerbräche in tausend Scherben.
Schuld drückte seine Schultern nach unten und pochte in seinem Schädel. Hätte er nur nicht diesen Profiler-Job beim FBI übernommen! Keine Frage, die Arbeit war interessant und die Erfolgsquote beachtlich. War das Charakterprofil eines Kriminellen erst erstellt, konnten die Kerle schneller dingfest gemacht werden. Trent haderte mit sich. Wäre er nicht nach Wisconsin gefahren, um nach dem Unbekannten zu suchen, der Schülerinnen entführte und ermordete, wären Risa und er jetzt verheiratet. Und ihre Schwester nicht in Gefahr.
Doch die Dinge waren nicht mehr zu ändern. Und selbst wenn er in die Vergangenheit reisen könnte, dürfte er seine Entscheidungen nicht rückgängig machen. Einen anderen Weg in seiner beruflichen Karriere einzuschlagen bedeutete, dass die Mörder, die er ins Gefängnis oder in die Todeszelle gebracht hatte, frei herumliefen und weiter unschuldige Menschen töteten. Und damit könnte er nicht leben. Nicht einmal für Risa.
Trent trat hinaus auf die Veranda und ging über das feuchte Gras zu seinem Mietwagen.
Die Ereignisse konnte er nicht ungeschehen machen. Ihm blieb nichts, als seine Arbeit zu tun.
Er musste Kane finden, ehe er Dixie oder jemand anders umbrachte.
Und er würde sein Bestes geben, um Risa zu beschützen. Ob es ihr gefiel oder nicht.
In Hose und Baumwollpullover betrat Risa die Garage und drückte auf den schwach leuchtenden Knopf an der Wand. Das automatisch betriebene Garagentor fuhr langsam hoch.
Scheinwerferlicht blendete sie und vertrieb die Dunkelheit in der Garage. Sie hob eine Hand, um die Augen zu beschatten.
„Steig in den Wagen, Rees", übertönte Trents barsche Stimme das Surren des Motors. „Ich fahre dich ins Gefängnis."
Sie umklammerte ihren Autoschlüssel so fest, dass sich der Bart in ihre Handfläche grub.
Welch ein Wunder, Trent hatte seine Meinung geändert. Doch im gleichen Augenblick wurde ihr klar, dass er einzig und allein seine Strategie geändert hatte. Risa kannte ihn. Mit seinem Herzen hatte das nichts zu tun. Garantiert ging er davon aus, die hässliche Wahrheit ein wenig beschönigen zu können, wenn er bei ihr war.
Nun, ihr erster Schritt war gewesen, ihn dazu zu bringen, sie ins Gefängnis mitzunehmen.
Jetzt hatte sie eine Dreiviertelstunde Zeit, ihn zu überzeugen, dass sie seinen Schutz nicht brauchte – und dass sie helfen konnte.
Sie verließ die Garage und gab den Tastencode an der Wand ein. Das Tor senkte sich hinter ihr. Sie öffnete Trents Wagentür und ließ sich auf den Sitz sinken.
Sein Duft umhüllte sie wie warmes Wasser. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, ausgelöst von Erinnerungen an eine Zeit, da sie Trost in seinem Duft gefunden hatte, in der Wärme seines Körpers neben sich. Aber diese Zeit war vergangen. Genauso wie die Liebe, die sie einst geteilt hatten. Und die geplante gemeinsame Zukunft.
Sie presste die Zähne zusammen. Plötzlich aufsteigender Zorn zog ihr den Magen zusammen. Gut so. Besser als Wehmut und Traurigkeit über den Verlust oder den Betrug.
Zorn ließ sie klar und scharf denken, sich auf eine Sache
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