Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gewitterstille - Kriminalroman

Gewitterstille - Kriminalroman

Titel: Gewitterstille - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
mit ihrer schwierigen Tochter verheiratet war.
    »Kann ich dann vielleicht den Mann von Frau Kessler sprechen?«, bat sie deshalb. »Es ist wichtig.«
    »Herrn Kessler können Sie hier nicht mehr erreichen. Er ist tot.«
    Anna fragte sich, ob die Frau am anderen Ende wohl geistig verwirrt war.
    »Sagten Sie nicht gerade, er verkauft seine Autos?«
    »Nicht Herr Kessler – also nicht Christoph Kessler. Das macht alles sein Bruder. Er kümmert sich um die Nachlass angelegenheiten.«
    Anna traf diese Nachricht gänzlich unvorbereitet.
    »Oh, das tut mir leid. Davon wusste ich nichts. Ich bin die frühere Nachbarin von Frau Möbius.«
    Die Frau am anderen Ende der Leitung begann plötzlich zu weinen.
    »Entschuldigung«, schluchzte sie. »Jetzt weiß ich erst, wer Sie sind. Ich kenne Sie aus der Zeitung. Das ist heute alles einfach zu viel für mich. Der Zwillingsbruder von Herrn Kessler läuft mir ständig über den Weg, und immer denke ich, ein Geist steht vor mir. Ich fange andauernd an zu heulen.«
    »Sind Sie die Haushälterin?«
    »Ja.« Die Frau schnäuzte sich vernehmlich in ein Taschentuch.
    »Wann ist Herr Kessler denn gestorben?«
    »Am dritten. August.«
    »Am dritten August?« Anna war fassungslos. »Das ist der Tag, bevor Petra Kesslers Mutter gestorben ist.«
    »Ja, das ist furchtbar.« Die Stimme am anderen Ende der Leitung klang jetzt wieder ein wenig gefasster.
    »Aber das… Wie ist er denn gestorben?«
    »Eine Fleischvergiftung und das Herz. Er ist kollabiert. Als Frau Kessler ihn gefunden hat, war er schon tot.«
    Die Bitterkeit, mit der die Frau am anderen Ende das sagte, ließ Anna aufhorchen.
    »Frau …«
    »Hölter, Susanne Hölter.«
    »Frau Hölter, ich bin ganz schockiert. Frau Kessler hat mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt, dass ihr Mann gestorben ist. Welch großer Verlust.«
    »Es ist ein Verlust. Für mich ist es ein sehr großer Verlust. Herr Kessler war ein wunderbarer Mensch. Ohne ihn ist dieses Haus nicht mehr dasselbe.«
    »Und er hat eine Fleischvergiftung erlitten, sagen Sie?«
    »Ja.« Die Frau begann wieder zu schluchzen. »Und mir hat Frau Kessler versucht, die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben, weil ich angeblich verdorbenes Fleisch aus dem Tiefkühler genommen habe. Aber ich habe bestimmt nichts Schlechtes aufgetaut. Das Fleisch war völlig in Ordnung – das hätte ich doch gerochen. Ich habe die Steaks sogar für Frau Kessler zum Braten vorbereitet. Dass die wirklich in so wenigen Stunden verderben – eher, na ja …« Sie verstummte.
    »Na ja, was?«
    »Ich sage dazu nichts mehr. Mich hat man schief angeguckt, weil ich die Haushälterin bin. Aber dazu hat man kein Recht. Was ich glaube, das interessiert sowieso niemanden.«
    »Mich interessiert es.«
    »Nein, ich will Ihnen gar nicht sagen, was ich von der Polizei halte. Sie sind doch diese Staatsanwältin, von der ich gelesen habe. Die Polizei interessiert nichts. Die haben mich angeguckt, als würden sie mir gleich was anhängen, nur weil ich gewagt habe, etwas zu sagen. Aber ich sehe natürlich nicht so aus wie Frau Hochwohlgeboren und kann mich auch nicht so ausdrücken.«
    »Ich verstehe überhaupt nichts, Frau Hölter. Wer wollte Ihnen ein Verfahren anhängen?«
    »Ich sage nur, dass ich Herrn Kessler nicht vergiftet habe und auch nicht glaube, dass ein Stück Fleisch so schnell schlecht wird.«
    »Ja, aber wollen Sie denn unterstellen …?«
    »Ich unterstelle gar nichts. Mir hat Frau Kessler unterstellt – also nicht ausdrücklich, aber egal. Ich weiß nur, was ich weiß.«
    »Frau Hölter!«
    »Ich kann mich jetzt nicht mehr länger mit Ihnen unterhalten. Ich muss Termine machen. Der Flügel …« Abermals begann sie zu schluchzen. »Ich sehe ihn jetzt noch daran sitzen und spielen. Versuchen Sie Ihr Glück bei Frau Kessler auf dem Handy. Auf Wiederhören.«
    Ehe Anna noch etwas sagen konnte, wurde am anderen Ende aufgelegt. Anna war völlig verwirrt. Wenn sie die Frau richtig verstanden hatte, hegte diese offenbar den Verdacht, dass Petra Kessler ihren Mann vergiftet hatte. Was hatte Bendt gesagt: Irgendetwas an Asmus’ Aussage störte Braun … Was, wenn der wirklich nicht der Mörder von Luise Möbius war? Bisher hatten sich die Ermittlungen ausschließlich auf ihn konzentriert. Aber warum sollte Petra Kessler ihre Mutter getötet haben? Es gab dafür kein greifbares Motiv, und dennoch verspürte Anna das Bedürfnis, der Sache auf den Grund zu gehen. Vielleicht war es ein Zufall, dass der Mann von

Weitere Kostenlose Bücher