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Gewitterstille

Gewitterstille

Titel: Gewitterstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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das nie wieder, hörst du? Und jetzt erzähl noch mal in Ruhe, was los war.«
    Er unterbrach sie kein einziges Mal, während sie sprach.
    »Warum also fährt eine Frau nach dem Tod ihres Mannes mitten in der Nacht in der Gegend herum und tankt ausgerechnet bei einer Tankstelle, die auf halber Strecke zwischen ihrem Wohnort und dem Haus ihrer Mutter liegt, und zwar um zwei Uhr nachts.«
    »Das ist auf jeden Fall eine Frage, der wir nachgehen müssen. Was ich allerdings nicht verstehe, ist, dass diese Frau Hölter, wenn sie doch den Verdacht hatte, dass Petra Kessler ihren Mann und dann auch noch ihre Mutter umgebracht hat, nicht die Polizei eingeschaltet hat.«
    »Das habe ich sie auch gefragt.«
    »Ja, und?«
    »Frau Hölter ist an dem Morgen nach Kesslers Tod in den Urlaub geflogen und hat erst zwei Wochen später – also nach ihrer Rückkehr – erfahren, dass er gestorben ist.«
    »Na und? Dann hat sie doch wahrscheinlich auch erfahren, dass Luise Möbius tot war. Warum ist sie also nicht zur Polizei gegangen?«
    »Christoph Kessler war zu der Zeit schon längst eingeäschert, und die Ärzte haben das Ausmaß der Vergiftung zuvor überhaupt nicht hinreichend überprüft. Ermittlungsansätze gab es also keine mehr. Als Frau Hölter dann bei der Polizei war und gesagt hat, Frau Kessler habe möglicherweise ihren Mann und ihre Mutter umgebracht, haben deine Berliner Kollegen in den Datensystemen geforscht, und da wird Petra Kessler als Anzeigeerstatterin wegen des Mordes an ihrer Mutter geführt, weil sie die Ermittlungen durch die Diebstahlsanzeige in Gang gebracht hat.«
    »Verstehe, man hat Frau Hölter für eine Frau mit Hirngespinsten gehalten und es offenbar fahrlässig versäumt, den von Frau Hölter geäußerten Verdacht wenigstens an die Lübecker Polizei weiterzugeben.«
    »Ja. Inzwischen war ja auch schon aus der Presse bekannt, dass Jens Asmus per Haftbefehl gesucht wurde, also dringend tatverdächtig war. Er hatte ein glasklares Motiv, Petra Kessler dagegen nicht.«
    »Warum, um Himmels willen, arbeitet die Hölter überhaupt noch dort?«
    »Keine Ahnung. Ich habe das Gefühl, sie fühlt sich Christoph Kessler gegenüber verantwortlich und kann ihn irgendwie nicht loslassen.«
    »Wenn du recht hast und Petra Kessler tatsächlich die Mörderin ihrer Mutter sein sollte, warum hat sie dann die Diebstähle angezeigt und so den Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht?«
    »Weil sie gar nicht damit gerechnet hat, dass sie sich durch eine Diebstahlsanzeige ins eigene Fleisch schneiden könnte. Nachdem ihre Mutter beerdigt war, war Petra Kessler sicher, dass niemand deren Tod mit den Diebstählen in Verbindung bringen würde. Warum auch? Sie konnte ja gar nicht wissen, dass die Sachen an dem Morgen gestohlen worden sind, als ihre Mutter aufgefunden wurde. Wahrscheinlich ging sie davon aus, dass alles schon viel eher abhandengekommen war.«
    Bendt machte eine kleine Pause.
    »Frau Staatsanwältin?«
    »Ja.«
    »Sie sind als Ermittlerin gar nicht mal so übel.«
    »Ach.«
    Beide lachten, dann wurde Bendt wieder sachlich. »Wir müssen auf jeden Fall sofort handeln. Videoüberwachungs bänder von der Tankstelle wird es für die fragliche Nacht vermutlich nicht mehr geben. Und der Beleg allein reicht noch nicht als Nachweis dafür aus, dass Petra Kessler die Fahrerin des Wagens war, der betankt wurde. Ver suchen müssen wir es trotzdem. Außerdem brauchen wir Durchsuchungsbeschlüsse. Wann soll die Kessler denn zurück in Berlin sein?«
    »Keine Ahnung. Ich bin nicht sicher, ob sie heute überhaupt noch nach Berlin wollte.«
    »Wird ihre Haushälterin oder der Bruder von Christoph Kessler ihr sagen, dass du dort warst?«
    »Ausgeschlossen. Karl Kessler weiß überhaupt nicht, wer ich bin, und die Hölter hält dicht. Die verrät kein Sterbenswort.«
    »Gut, ich rufe gleich Braun an wegen der Anträge. Fragt sich jetzt nur noch, welches Motiv sie gehabt haben soll, ihren Mann und ihre Mutter zu töten.«
    »Ich bin sicher, dass ihr das herauskriegen werdet, sofern der Verdacht zutrifft. Wie geht es übrigens deiner Hand?«
    »Könnte besser sein. Vor allem aber hätte ich sehr viel mehr Ruhe und Freude an meiner Krankschreibung, wenn mich nicht so eine Staatsanwältin aus Lübeck ständig auf Trab halten würde.«

46. Kapitel
    S ophie las und las, und es dauerte eine Weile, bevor sie wirklich verstand, was die Briefe und Gutachten, die sie in Händen hielt, für Jens bedeuten konnten. Es fiel ihr schwer, Emily im

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