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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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aufpassen.« Stirnrunzelnd hielt er ihre Hand in den Wasserstrahl, um die Rötung zu kühlen. »Tut es weh?«
    »Nein.« Sie spürte nichts anderes als seine Berührung und ihren wilden Herzschlag. Aber sie durfte sich nicht lächerlich machen, indem sie sich den Gefühlen überließ,
die er in ihr wachrief. Schnell versuchte sie, sich von ihm loszumachen. »Es ist nichts, Ethan. Laß es gut sein.«
    »Wir brauchen Brandsalbe.« Er richtete sich auf, um im Schrank danach zu suchen. Ihre Blicke begegneten sich. Einen Moment lang standen sie nur da und hielten sich unter dem kalten Wasserstrahl an den Händen.
    Ethan dachte, daß er es sonst tunlichst vermied, ihr so nahe zu sein, daß er die winzigen Goldpünktchen in ihren Augen sehen konnte. Sie brachten ihn dazu, über sie zu staunen, ins Schwärmen zu geraten. Dann mußte er sich jedesmal mühsam in Erinnerung rufen, daß diese Frau Grace war, die er schon als Mädchen gekannt hatte. Aubreys Mutter. Eine Nachbarin, die ihn als verläßlichen Freund kannte und schätzte.
    »Du mußt besser auf dich aufpassen.« Seine Stimme klang rauh, weil seine Kehle plötzlich wie ausgedörrt war. Der zarte Limonenduft von Grace hüllte ihn ein.
    »Ist doch halb so wild.« Sie verging vor Sehnsucht, hin und her gerissen zwischen überschäumender Freude und abgrundtiefer Verzweiflung. Er hielt ihre Hand so vorsichtig, als wäre sie aus Glas, und zugleich sah er sie vorwurfsvoll an, als sei sie nicht minder leichtsinnig als ihre zweijährige Tochter. »Die Pommes werden zu braun, Ethan.«
    »Oh ... Natürlich. Entschuldige.« Verlegen trat er zurück und kramte wieder nach der Salbe. Einen Wimpernschlag lang hatte er sich gefragt, ob ihr Mund sich wohl so weich anfühlte, wie er vermutete. Sein Herz klopfte. Dabei gefiel es ihm ganz und gar nicht, die Kontrolle zu verlieren; er legte Wert darauf, immer ruhig und gelassen zu bleiben. »Nimm trotzdem was von der Salbe.« Er legte die Tube auf den Tresen, bevor er noch weiter zurückwich. »Ich ... sorge inzwischen dafür, daß die Kids sich vor dem Essen die Hände waschen.«
    Auf dem Weg hinaus klemmte er sich noch den Wäschekorb
unter den Arm, dann war er auch schon verschwunden.
    Grace drehte das Wasser ab und rettete die Fritten. Nachdem sie sich überzeugt hatte, daß sonst alles seinen regulären Gang ging, nahm sie die Tube und tupfte einen Klacks Salbe auf ihre Finger. Die Tube legte sie ordentlich in den Schrank zurück.
    Nachdenklich stützte sie sich auf den Rand des Spülbeckens, um wieder aus dem Fenster zu schauen.
    Am Himmel war weit und breit kein Regenbogen zu sehen.

2. Kapitel
    Wahnsinn, endlich war Samstag – der letzte Samstag des Schuljahres, der letzte Samstag vor den Sommerferien! Seth hatte das Gefühl, alle Samstage seines Lebens seien zu einer einzigen großen bunten Kugel verschmolzen.
    Samstag bedeutete, daß er mit Ethan und Jim auf dem Kutter rausfahren durfte, statt in einem Klassenzimmer zu versauern. Es bedeutete harte Arbeit, heiße Sonne und kalte Getränke. Ein Tag unter Männern.
    Die Augen von seiner Orioles-Mütze und der supercoolen Sonnenbrille beschattet, die er auf einem Abstecher ins Einkaufszentrum erstanden hatte, warf Seth schnell den Fischhaken aus, um die nächste Markierungsboje einzuholen. Seine noch eher bescheidenen Muskeln wölbten sich unter seinem Akte X-T-Shirt, das alle Welt über das Geheimnis des Universums aufklärte.
    Er beobachtete Jim bei der Arbeit: wie er die Falle seitlich kippte und die behelfsmäßige Sicherung des Köderfachs  – den Deckel einer Konservendose – am Boden der Falle löste. Nummer eins, weg mit dem alten Köder, dachte Seth. Das Signal für die Möwen, laut kreischend im Sturzflug vom Himmel herabzustürzen. Cool. Dann nehme man die Falle fest in die Hand, drehe sie herum und schüttle sie so kräftig, daß die Krebse in die bereitstehende Wanne purzeln.
    Seth war überzeugt, daß er das auch konnte – wenn er wollte. Er hatte keine Angst vor den blöden Krebsen, nur weil sie mit ihren abartigen Scheren so aussahen wie mutierte Riesenkäfer von einem unbekannten Planeten.
    Statt dessen war es seine Aufgabe, die Falle mit neuen Ködern, einer Handvoll ekliger Fischreste, zu bestücken,
das Fach zu sichern und darauf zu achten, daß die Leine sich nicht verhedderte. Anschließend galt es, den Abstand zwischen den Schwimmern richtig einzuschätzen und die Falle über Bord zu werfen. Platsch! Anschließend mußte er mit dem Haken die

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