Lust de LYX - Träume der Sehnsucht (German Edition)
Alles schmerzte. Er konnte sich kaum auf die Seite drehen, ohne dass jeder Muskel in seinem Körper aufschrie, und er wagte kaum, die Arme zu heben, um zu prüfen, ob er sich etwas gebrochen hatte.
Also blieb er einfach still auf der schmalen Pritsche liegen und starrte an die Decke. Der Raum, in dem er lag, war nahezu kahl: weiß bemalte Betonwände mit grauen feuchten Flecken, helles Deckenlicht, eine Toilette und ein Waschbecken mit einem Spiegel in der Ecke – und die Pritsche. Viel mehr hätte in den kleinen Verschlag auch nicht hineingepasst.
Er hob versuchsweise den Arm und stöhnte leise, als sich sein Bizeps meldete, doch diese Schmerzen waren im Gegensatz zu den anderen erträglich. Behutsam tastete er über seine Stirn; anstelle von Haut spürte er raue Gaze. Ein Verband. Er war verletzt, und irgendjemand hatte ihn versorgt.
Seine Hand glitt über sein Gesicht, dann blieb sein Blick an seinem Arm hängen. Er kniff die Augen zusammen. Es schien sich um eine Tätowierung zu handeln, ein Dreieck, das in der Mitte zu einem Knoten verschlungen war. Das Zeichen wirkte irgendwie vertraut, aber er konnte sich nicht daran erinnern, es je zuvor gesehen zu haben. Seine Hand glitt hinab zum Bauch, er trug ein graues T-Shirt und eine abgewetzte Jeans. Der Gedanke aufzustehen und dabei die Hose ausziehen zu müssen, um seine Knie zu untersuchen, erschien ihm geradezu absurd. Aber zumindest konnte er einen Blick auf seinen Bauch werfen. Vorsichtig ergriff er den Saum seines Shirts und zog es hoch – darunter befand sich ein Meer aus blauen Flecken und ekelhaft verfärbten Blutergüssen. Der Anblick kam unerwartet, er spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Hastig schob er das Shirt wieder herunter und knurrte unterdrückt, als sein Körper ihm signalisierte, dass er derlei Bewegungen im Augenblick nicht schätzte.
Er atmete scharf ein und wieder aus und versuchte, gegen den Schmerz anzuatmen. Es passierte rein instinktiv, fühlte sich aber vertraut an. Woher nur? Wie kam er hierher? Was hatte es mit diesen Verletzungen auf sich? Und … wer war er? Er versuchte, sich an seinen Namen zu erinnern, an irgendetwas aus der Zeit vor seinem Erwachen, doch da war nur dunkle Leere.
Fassungslos starrte er an die Decke, doch auch da verbarg sich die Antwort nicht – die weiße Fläche schien ihn mit ihrer Makellosigkeit eher zu verhöhnen. Er atmete tief ein und versuchte, seine Gedanken zu sammeln, bis er spürte, wie sich ein anderes Bedürfnis in ihm regte – früher oder später würde er also aufstehen müssen. Er war sich nicht sicher, ob seine Beine ihn tragen würden. Immerhin fühlten sich seine Knie an, als wären sie noch kurz zuvor mit einem Baseballschläger bearbeitet worden. Aber er würde mit Sicherheit nicht liegen bleiben und sich einnässen.
Vorsichtig legte er die Hand an die Betonwand neben sich und tastete nach irgendeinem Halt, um sich aufzurichten. Doch da war nichts. Mit der anderen Hand packte er den Rand der Pritsche und stemmte sich in die Höhe. Sein malträtierter Bauch brüllte auf, und er tat es ihm nach. Das Brüllen half ihm, den Schmerz, der wie wahnsinnig zwischen seinen Ohren hämmerte, zu übertönen, bis er endlich aufrecht saß. Schwindel erfasste ihn, doch er versuchte, ihn zu ignorieren. Wenn er erst wieder auf den Rücken fallen würde, wäre es vorbei. Er war sich sicher, dass er dann nicht mehr hochkäme.
Eine Ewigkeit blieb er so sitzen und genoss es, das Zimmer aus einer anderen Perspektive betrachten zu können. Seit er die Augen aufgeschlagen hatte, hatte er nur die Decke gesehen.
Verwirrt fuhr er sich wieder über das Gesicht und stöhnte auf, als er den Verband zu fest streifte. Kopfschmerzen flammten auf, und für einen Moment sah er Sterne tanzen. Er blinzelte, um sie zu vertreiben. Die Fragen schob er beiseite. Später, alles später. Jetzt war erst einmal der nächste Weg wichtig. Er musste von dieser Pritsche aufstehen und die Toilette erreichen.
Langsam drehte er sich und schwang die Beine über den Rand. Stolz ließ er sie baumeln und atmete betont langsam und ruhig. Das war der einfache Teil gewesen. Jetzt kam der schwierige – ausprobieren, ob seine Füße ihn auch wirklich trugen. Seine Arme waren offensichtlich kräftig; er sah die Muskeln unter dem grauen Stoff des Shirts arbeiten, während er sich auf der dünnen Matratze abstützte und seine Beine zentimeterweise tiefer schob. Bald lastete sein ganzes Gewicht auf seinen Armen. Der angeschwollene Bizeps
Weitere Kostenlose Bücher