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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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Jonathan zu den Skizzen, die an einer Wand hingen. Seth’ Kunstwerke wirkten durch die Rahmen besonders rustikal, was in Phillips Augen gut zu der Atmosphäre einer traditionellen Bootswerkstatt paßte.
    »Die Skipjack meines Bruders Ethan; eine der wenigen,
die noch jeden Winter in die Chesapeake-Bucht auslaufen, um Austernfischerei zu betreiben. Sie ist seit über zehn Jahren im Dienst.«
    »Sie ist eine Wucht.« Auf Jonathans Gesicht trat ein verträumter Ausdruck, wie Phillip es nicht anders erwartet hatte. Welche Art von Taschendiebstahl man auch betrieb, man mußte sein Opfer sorgfältig beobachten. »Ich würde sie gern in natura sehen.«
    »Das läßt sich mit Sicherheit arrangieren.«
    Er ließ Jonathan noch ein wenig Zeit, bevor er zum nächsten Schlag ansetzte. »Also, dieses Boot hier erkennen Sie bestimmt wieder.« Er zeigte auf die Zeichnung einer schnittigen Rennyacht. »Die Circe. Mein Bruder Cameron war an Entwurf und Bau beteiligt.«
    »Und sie hat meiner Lorelei in zwei aufeinanderfolgenden Jahren den Sieg vor der Nase weggeschnappt.« Jonathan verzog gutmütig das Gesicht. »Cam war der Captain.«
    »Er kennt seine Boote aus dem Effeff.« Phillip hörte das Sirren des Bohrers unter Deck, wo Cameron arbeitete. Er hatte vor, Cam in Kürze zu dem Gespräch hinzuzuziehen.
    »Das Boot, das wir momentan in Arbeit haben, geht vorwiegend auf einen Entwurf meines Bruders Ethan zurück, obwohl Cam auch diese oder jene Idee beigesteuert hat. Uns ist vor allem daran gelegen, den Ansprüchen und wünschen unserer Kunden gerecht zu werden.« Er führte Jonathan zu der Stelle, wo Seth am Bootsrumpf schliff. Ethan stand an Deck und brachte die Reling an. »Dieser Kunde legte Wert auf Schnelligkeit, Stabilität und luxuriöse Ausstattung.«
    Phillip wußte, daß das Boot bestens zur Demonstration ihrer Beplankungsmethode taugte – er hatte selbst zahllose schweißtreibende Arbeitsstunden in diese Tätigkeit investiert. »Sie soll sowohl äußerlich etwas hermachen als auch technische Höchstleistungen erbringen. Teakholz
vom Bug bis zum Heck, auf eigenen Wunsch des Kunden«, fügte er hinzu und klopfte munter mit den Fingern gegen den Bootskörper.
    Dann sah er Ethan an und wackelte mit den Augenbrauen, das verabredete Zeichen. Ethan unterdrückte einen Seufzer. Ihm gefiel ganz und gar nicht, was nun folgte, aber Phillip hatte ihm erklärt, wie wichtig es war, daß ein potentieller Kunde sich vor Ort ein Bild von ihrer Arbeit machen konnte.
    »Die Nahtstellen sind ohne Leim miteinander verfugt.« Ethan lockerte seine Schultern. Ihm war zumute, als sei er wieder in der Schule und müsse ein Referat halten. Das hatte er immer aus tiefster Seele gehaßt. »Wir dachten, wenn es den alten Bootbsbauern gelungen war, ohne Leim zu beplanken und dennoch zu erreichen, daß die Beplankung mindestens hundert Jahre hielt, dann könnten wir es auch. Und wie oft habe ich nicht erlebt, daß verleimte Planken nachgegeben haben.«
    »Hmmm«, machte Jonathan wieder, und Ethan holte nochmals tief Luft.
    »Der Bootsrumpf wird nach dem traditionellen Verfahren kalfatert – mit Baumwollelementen. So wird die Beplankung bombenfest. Zum Schluß versiegeln wir alles mit Standardkomponenten.«
    Jonathan gab erneut einen undefinierbaren Laut von sich. Er ahnte nur von fern, worüber Ethan sprach. Mit Booten kannte er sich insofern aus, als er damit segelte – Boote, die er funkelnagelneu und seetüchtig von einem Händler kaufte. Aber was er sah, gefiel ihm.
    »Scheint ein prachtvolles, stabiles Boot zu sein. Ein hübsche Yacht. Mir liegt ebenfalls an Schnelligkeit, Tüchtigkeit und ästhetischer Wirkung.«
    »Dann sorgen wir dafür, daß Sie genau das bekommen.« Phillip lächelte ihm zu und hob hinter Jonathans Kopf einen Finger. Zeit für den nächsten Schachzug.

    Ethan verschwand unter Deck, wo Cam die Schablone für einen Bettkasten ausmaß. »Du bist jetzt dran«, murmelte er.
    »Hat Phillip ihn schon am Haken?«
    »Kann ich nicht sagen. Ich habe meine kleine Ansprache vom Stapel gelassen, und der Typ hat nur genickt und irgenwelche Laute von sich gegeben. Wenn du mich fragst, hatte er nicht den leisesten Schimmer, wovon ich rede.«
    »Natürlich nicht. Jonathan hat Angestellte, die sich um die Instandhaltung seiner Boote kümmern. Er hat noch nie im Leben einen Schiffsrumpf abgekratzt oder ein Deck neu beplankt.« Cam richtete sich auf und rieb seine steifen Knie. »Er gehört zu den Typen, die einen Maserati fahren, ohne

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