Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
Vom Netzwerk:
auf weiß. »Wahrheit oder Lüge?« Er schaute seine Brüder an.
    »Damit befassen wir uns später.« Ethan spürte, wie der schmerzhafte Druck auf sein Herz sich verstärkte. Aber er schüttelte nur den Kopf. »Lies den Rest vor.«
    »Na gut. ›Ray wußte, wie weh es mir tat, mich von dem Jungen zu trennen, deshalb hat er mir hin und wieder unter die Arme gegriffen. Jetzt, da er nicht mehr ist, mache ich mir Sorgen, ob Seth bei Ihnen auch wirklich gut aufgehoben ist. Ich bin bereit, mich eines Besseren belehren zu lassen. Wenn Sie entschlossen sind, ihn zu behalten, dann werden Sie sich an Rays Zusagen halten und mich unterstützen. Ich erwarte eine kleinere Geldsumme, als Zeichen Ihres guten Willens. Sagen wir, fünftausend Dollar. Sie können es mir postlagernd nach Virginia Beach schicken. Ich lasse Ihnen zwei Wochen Zeit, da die Post ja nicht die schnellste ist. Sollte ich nichts von Ihnen hören, weiß ich, daß Sie den Kleinen nicht mehr wollen.
Dann komme ich, um ihn abzuholen. Er muß mich furchtbar vermissen. Richten Sie ihm bitte aus, daß seine Mom ihn sehr lieb hat und vielleicht bald zu Besuch kommt.‹«
    »Miststück«, stieß Phillip hervor. »Sie stellt uns auf die Probe, ob wir auf ihre Erpressungsversuche genauso reinfallen wie Daddy.«
    »Ihr dürft nicht bezahlen.« Anna legte die Hand auf Cams Arm und spürte, daß er vor Zorn bebte. »Überlaßt die Sache den Behörden. Ihr müßt darauf vertrauen, daß ich ihr das Handwerk lege. Vor Gericht ...«
    »Anna.« Cam reichte Ethan den Brief, als dieser die Hand danach ausstreckte. »Wir werden nicht zulassen, daß der Junge vor Gericht gezerrt wird. Nicht, solange es einen anderen Ausweg gibt.«
    »Ihr habt doch nicht vor, ihr Geld zu geben! Cam...«
    »Ich habe nicht vor, ihr auch nur einen einzigen Cent in den Rachen zu werfen.« Er trat einen Schritt zurück, um seine Wut niederzukämpfen. »Sie glaubt, sie hätte uns am Wickel, aber da täuscht sie sich. Jetzt hat sie es nicht mehr nur mit einem einsamen alten Mann zu tun.« Mit blitzenden Augen fuhr er herum. »Wir werden ja sehen, ob sie es wagt, hierherzukommen und sich vor unseren Augen an Seth zu vergreifen.«
    »Ihre Formulierungen sind ziemlich gut durchdacht«, bemerkte Ethan, nachdem er den Brief noch einmal überflogen hatte. »Es bleibt zwar eine Drohung, aber sie ist keinesfalls dumm.«
    »Die Gier treibt sie«, warf Phillip ein. »Wenn sie nach der Summe, die Dad ihr gezahlt hat, schon neue Forderungen stellt, heißt das, sie sondiert, wieviel die Geldquelle hergibt.«
    »Ja, sie sieht euch jetzt als ihre Geldquelle«, bestätigte Anna. »Und es läßt sich nicht vorhersagen, was sie tun wird, wenn sie begreift, daß diese Quelle sich nicht so ohne weiteres anzapfen läßt.« Sie hielt inne und preßte die Fingerspitzen
an ihre Schläfen, um scharf nachzudenken. »Sobald sie in diesem Gerichtsbezirk auftaucht und Kontakt zu Seth aufzunehmen versucht, kann ich sie unter Arrest stellen lassen und bei Gericht zumindest ein einstweiliges Kontaktverbot erwirken. Ihr habt die Vormundschaft. Und Seth ist alt genug, um selbst zu der Angelegenheit gehört zu werden. Die Frage ist nur, ob er sich äußern will.«
    Sie hob frustriert die Hände und ließ sie dann wieder sinken. »Er hat mir sehr wenig über das Leben erzählt, das er geführt hat, bevor er hierherkam. Ich brauche Einzelheiten, um jeden Versuch ihrerseits abzuschmettern, das Sorgerecht zu bekommen.«
    »Er will sie nicht. Und sie will ihn nicht.« Ethan nahm mit Mühe Abstand davon, den Brief zu zerknüllen und auf den Boden zu werfen. »Es sei denn, er ist noch den Preis eines Schusses wert. Sie hat ihren Kerlen erlaubt, sich an ihn heranzumachen.«
    Anna drehte sich zu ihm um und schaute ihm fest in die Augen. »Hat Seth dir das erzählt? Hat er dir gesagt, daß es zu sexuellem Mißbrauch gekommen ist und daß sie daran beteiligt war?«
    »Er hat mehr als genug gesagt.« Ethans verzog grimmig den Mund. »Und es ist allein seine Entscheidung, ob er anderen davon erzählen will und es hinterher in irgendwelchen Gerichtsakten stehen soll.«
    »Ethan.« Anna legte die Hand auf seinen Arm. »Ich liebe ihn auch. Ich will ihm nur helfen.«
    »Ich weiß.« Er wich zurück. Sein Zorn war einfach zu groß. Er mußte verhindern, daß er ihn an anderen ausließ. »Tut mir leid, aber es gibt Momente, da machen die Behörden nur alles noch schlimmer. Man hat das Gefühl, als ob man zerquetscht würde.« Er kämpfte gegen die

Weitere Kostenlose Bücher