Gezinkt
Mensch war gestorben und hatte ihnen diese Worte hinterlassen, um sie zu warnen. Was versuchte er zu sagen?
Silverman nahm vage wahr, dass sich sein Vater verabschiedete, und noch vager, dass ihm seine Frau später gute Nacht sagte. Die Tür des Arbeitszimmers schloss sich abrupt hinter ihr. Sie war wütend. Aber das kümmerte Michael Silverman nicht. Im Augenblick zählte nichts anderes, als die Bedeutung dieser Botschaft zu entdecken.
Etwas, das der Reverend am Nachmittag gesagt hatte, kam ihm in den Sinn. Der Da Vinci Code . Ein Code... Silverman dachte an den Informanten. Der Mann war kein Akademiker gewesen, aber schlau auf seine Weise. Vielleicht hatte er mehr im Sinn gehabt als die wörtliche Bedeutung der Passage; konnte es sein, dass die genaueren Angaben seiner Warnung irgendwie chiffriert in den Buchstaben selbst steckten?
Es war schon bald vier Uhr morgens, aber Silverman ignorierte seine Erschöpfung und ging online. Er fand eine Website über Wortspiele und Rätsel. In einem Spiel bildete man so viele Wörter wie möglich aus den ersten Buchstaben eines Sprichworts oder Zitats. Okay, das konnte es sein, dachte Silverman aufgeregt. Er notierte die ersten Buchstaben aller Wörter aus Lukas 12:15 und begann sie neu zu ordnen.
Er erhielt Dutzende von Wörtern: Radar, Dübel, Rübe , aber er entdeckte keine klare Bedeutung in den einzelnen Begriffen und in keiner Kombination von ihnen.
Welche anderen Codes konnte er noch versuchen?
Er probierte es mit einem naheliegenden und ordnete den Buchstaben Nummern zu: A für 1, B für 2 und so weiter. Aber am Ende hatte er nur eine Unmenge von zufälligen Zahlen. Hoffnungslos, dachte er. Als versuchte man ein Computerpasswort zu erraten.
Dann fielen ihm Anagramme ein, wo man die Buchstaben eines Wortes oder Satzes neu ordnet, um neue Wörter zu bilden. Nach kurzer Suche im Web fand er eine Seite mit einem Anagramm-Generator, einem Programm, das einen ein Wort eintippen ließ und ein paar Sekunden später alle Anagramme ausspuckte, die sich daraus bilden ließen.
Stundenlang tippte er jedes Wort und Kombinationen von Worten aus der Bibelpassage ein und studierte die Ergebnisse. Um sechs Uhr morgens wollte Silverman zu Tode erschöpft schon aufgeben und ins Bett sinken. Aber als er die ausgedruckten Seiten mit den Anagrammen ordnete, fiel sein Blick zufällig auf die Anagramme, die das Wort Habgier ergab: Gib, bar, Bahre ...
Bahre? Moment mal, dachte er.
Er nahm sich das Wort Überfluss vor: Fusel, übel ...
Fusel, übel, Bahre ... ?
Ha, dachte er triumphierend. Ich hab’s!
Detective Mike Silverman feierte seinen Erfolg, indem er am Schreibtisch einschlief.
Eine Stunde später wachte er auf und ärgerte sich über die laute Maschine, die in der Nähe ratterte – bis er begriff, dass das Geräusch sein eigenes Schnarchen war.
Der Detective machte den ausgetrockneten Mund zu, zuckte zusammen, weil ihn der Rücken schmerzte, und setzte sich auf. Dann massierte er sich den steifen Hals und taumelte nach oben ins Schlafzimmer, wo ihn das Sonnenlicht blendete, das durch die Balkontür fiel.
»Bist du schon auf?«, fragte seine Frau benommen aus dem Bett, als sie ihn in Hemd und Hose im Schlafzimmer stehen sah. »Es ist noch früh.«
»Schlaf weiter«, sagte er.
Nachdem er rasch geduscht hatte, zog er sich an und raste ins Büro. Um acht Uhr stand er mit seinem Partner Steve Noveski im Büro ihres Captains.
»Ich hab’s«, sagte er.
»Was?«, fragte sein Vorgesetzter, ein Mann mit Hängebacken und schütterem Haar.
Noveski sah seinen Partner ebenfalls fragend an. Er war gerade eingetroffen und hatte Silvermans Theorie noch nicht gehört.
»Die Nachricht, die wir von dem toten Informanten bekommen haben – wie Doyle Pease zu töten gedenkt.«
Der Captain hatte von der Bibelpassage gehört, sich aber noch nicht groß damit befasst. »Und wie?«, fragte er skeptisch.
»Medizinischer Notfall«, verkündete Silverman.
»Hä?«
»Ich glaube, er wird über einen Arzt versuchen, an Pease heranzukommen.«
»Erzählen Sie.«
Silverman erklärte ihm die Sache mit den Anagrammen.
»Wie Kreuzworträtsel?«
»In gewisser Weise.«
Noveski sagte nichts, aber auch er schien der Idee skeptisch gegenüberzustehen.
Der Captain legte sein langes Gesicht in Falten. »Jetzt mal langsam. Sie wollen also sagen, da liegt unser Informant, man hat ihm die Halsschlagader durchgeschnitten, und er verfasst Wortspiele ?«
»Das Gehirn arbeitet oft komisch, es sieht
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