Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
dass selbst ein Geistlicher Bilder von Angehörigen auf dem Schreibtisch oder an den Wänden hatte.
    Schließlich blickte der Mann auf. »Bis jetzt springt mir eigentlich nichts ins Auge.« Er wirkte frustriert.
    Silverman ging es genauso. Seit der V-Mann am Morgen erstochen aufgefunden worden war, hatte sich der Detective mit den Worten des Evangeliums nach Lukas abgemüht und versucht, ihre Bedeutung zu entschlüsseln.
    Seht zu ...
    »Aber ich muss sagen, die Vorstellung fasziniert mich«, fuhr der Reverend fort. »Es ist genau wie in Der Da Vinci Code . Haben Sie es gelesen?«
    »Nein.«
    »Sehr unterhaltsam. Es geht die ganze Zeit um Geheimcodes und verborgene Botschaften. Wenn Sie einverstanden sind, Detective, würde ich gern noch ein wenig nachforschen und mich weiter mit der Sache befassen. Ich liebe Rätsel.«
    »Das würde ich sehr begrüßen, Reverend.«
    »Ich werde tun, was ich kann. Sie lassen diesen Mann gut bewachen, nehme ich an?«
    »Oh ja, darauf können Sie wetten. Aber es wird riskant, ihn zum Gericht zu bringen. Wir müssen herausfinden, wie sich der Killer an ihn heranmachen will.«
    »Und je früher, desto besser, nehme ich an.«
    »Richtig.«
    »Ich mache mich sofort daran.«
    Dankbar für die Hilfsbereitschaft des Mannes, aber auch entmutigt, weil er keine schnellen Antworten parat gehabt hatte, ging Silverman zurück durch die stille, verlassene Kirche. Er stieg in seinen Wagen und fuhr zu dem sicheren Haus, um bei Randall Pease nach dem Rechten zu sehen. Der Zeuge war ekelhaft wie immer und beschwerte sich pausenlos, aber der Beamte, der auf ihn aufpasste, berichtete, er habe keinerlei Anzeichen von Gefahr im Umkreis des sicheren Hauses bemerkt. Der Detective fuhr ins Revier zurück.
    Im Büro tätigte Silverman ein paar Anrufe, um zu hören, ob einer seiner anderen Informanten etwas von einem angeheuerten Killer gehört hatte; es war nicht der Fall. Sein Blick kehrte immer wieder zu der Bibelpassage zurück, die vor seinem Schreibtisch an der Wand befestigt war.
    » Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er Güter im Überfluss hat.«
    Eine Stimme schreckte ihn auf. »Wie sieht’s mit Mittagessen aus?«
    Er blickte auf und sah seinen Partner Steve Noveski im Eingang stehen. Der junge Detective mit dem angenehmen, runden Babygesicht schaute demonstrativ auf die Uhr.
    Silverman, der noch immer in seine Bibelpassage versunken war, starrte ihn nur an.
    »Mittagessen, Kumpel«, wiederholte Noveski. »Ich bin am Verhungern.«
    »Nö, ich muss erst aus der Sache hier schlau werden.« Er klopfte auf die Bibel. »Ich bin irgendwie davon besessen.«
    »Wie, du denkst nach?«, sagte der andere Detective und packte so viel Sarkasmus in seine Stimme, wie nur darin Platz hatte.
     
    Während des Abendessens zu Hause mit seiner Familie war Silverman die ganze Zeit geistesabwesend. Sein verwitweter Vater aß mit ihnen, und der alte Herr war nicht erfreut darüber, dass sein Sohn so zerstreut war.
    »Und was liest du da so Wichtiges? Das Neue Testament?« Er zeigte mit einem Kopfnicken zu der Bibel, über der er seinen Sohn vor dem Essen hatte brüten sehen. Dann schüttelte er den Kopf und wandte sich an seine Schwiegertochter. »Der Junge war seit Jahren nicht im Tempel und würde die Thora, die ihm seine Mutter und ich geschenkt haben, nicht finden, wenn sein Leben davon abhinge. Und jetzt schau sich einer das an, er liest über Jesus Christus. Was für ein Sohn.«
    »Ich brauche es für einen Fall, Vater«, sagte Silverman. »Ich muss noch arbeiten. Wir sehen uns später. Tut mir leid.«
    »Sehen uns später, tut mir leid«, murmelte der Alte. »Hast du nicht mehr Respekt...«
    Silverman schloss die Tür zu seinem Arbeitszimmer, setzte sich an den Schreibtisch und hörte seinen Anrufbeantworter ab. Der forensische Wissenschaftler, der die Nachricht des ermordeten Informanten mit der Bibelpassage untersucht hatte, berichtete, auf dem Zettel seien keine erkennbaren Hinweise zu finden, und weder Papier noch Tinte könnten zurückverfolgt werden. Ein Handschriftenvergleich ließ vermuten, dass das Opfer die Nachricht geschrieben habe, aber er sei sich nicht hundertprozentig sicher.
    Und während die Zeit verrann, hatte Reverend Lansing noch nichts von sich hören lassen. Silverman seufzte, streckte sich und betrachtete erneut die Bibelworte.
    » Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, dass er Güter im Überfluss hat.«
    Er wurde zornig. Ein

Weitere Kostenlose Bücher