Ghost Lover
Angst versetzte. Steven versuchte, die Tür aufzubrechen. Verzweifelt starrte sie auf das dünne Holz, das bereits jetzt erste Risse zeigte. Nach zwei weiteren Schlägen barst der Eingang und Steven stand im Schlafzimmer.
Ella wich zurück, stolperte und fiel auf das Bett. Mit einem Satz war Steven über ihr, drückte sie in die Matratze und legte seine Hände um ihren Hals. Sie lag inmitten eines Meeres aus Blumen, einem Ort, der Schönheit und Gutes verhieß, und war doch gefangen in der Realität des Schreckens.
Schmerz explodierte in ihrer Kehle und breitete sich bis hinter ihre Stirn aus. Blitze und Sterne überzogen ihr Sichtfeld. Und dann war plötzlich alles vorbei.
Steven hatte von ihr abgelassen. Sie richtete sich keuchend und röchelnd auf und sah, dass Steven mit Adam Stapleton rang. Adam holte mit der Faust aus und schlug Steven nieder. Doch der Tobende erhob sich sofort wieder und rannte auf Adam zu. Es war beinahe lächerlich. Adam trat beiseite und Steven, der sich auf einen Aufprall eingestellt hatte, konnte nicht rechtzeitig abbremsen. Er stieß gegen Adams Schulter und rammte ihn, sodass Adams Hinterkopf gegen den Fensterrahmen krachte. Der Viscount dagegen prallte an das offene Fenster, verlor das Gleichgewicht und stürzte kopfüber hinaus.
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Ella auf das Fenster. Es herrschte Stille. Für einen Moment schien alles den Atem anzuhalten. Dann stöhnte Adam und kippte vornüber. Sofort war Ella bei ihm und legte seinen Kopf auf ihren Schoß. Sie strich ihm die goldblonden Haare aus dem Gesicht.
Einem so lieb gewonnenen und doch so fremden Gesicht. Einen Moment lang rang sie mit sich, machte sich bewusst, dass dies nicht ihr geliebter Marcus, sondern ein anderer, fremder Mann war.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sie haben mir das Leben gerettet. Ich bin … ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll“, sprudelte es auf Englisch aus ihr heraus.
„Du kannst weiterhin deutsch mit mir sprechen“, sagte er mit deutlich ausgeprägtem, britischen Akzent.
Ella stutzte. „Woher kannst du deutsch, am Telefon …“
„Ich habe es von meiner deutschen Nurse gelernt. Habe ich dir das nicht erzählt, Mistress Francke?“ Er schlug die Augen auf. Augen in der Farbe des tropischen Himmels.
Ella sprang auf.
Er stieß einen Schmerzlaut aus, als sein Kopf auf den Boden knallte.
Schwerfällig erhob er sich und blieb auf Armlänge vor Ella stehen.
Sie zitterte unkontrolliert und einen Moment lang hatte sie Atembeschwerden. Um sie herum begann sich alles zu drehen.
„Marcus?“
Er nickte. „Ja, Liebste. Ich bin es.“
Schluchzend warf sie sich in seine Arme und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. Sie weinte all ihre Angst und ihren Schmerz heraus. Und Marcus hielt sie im Arm und streichelte sie, bis sie ihre Fassung wiedergewonnen hatte.
„Wie ist das möglich? Was ist passiert?“ Verwundert berührte sie sein Gesicht, seine Schultern, seinen Bauch, seine Hände und musterte jede Einzelheit an ihm.
„Adam ist bei dem Treppensturz gestorben und ich fand mich in seinem Körper wieder.“
Ellas Augen leuchteten hoffnungsfroh. „Wir können jetzt zusammen sein?“ Ihre Stimme zitterte. „Für immer?“
„Für immer, meine Rose!“
„Bist du sicher? Bist du dir wirklich sicher?“ Ihre Lippen zitterten.
Er beugte sich über sie und küsste sie voller Hingabe und Liebe. Und da wusste Ella sicher, dass Marcus bei ihr bleiben würde.
Und das dies der Erste von vielen, vielen weiteren Küssen war.
– Ende –
Ivy Paul wurde 1975 im nebligen Augsburg geboren. Die Nabelschnur der schönen Patrizierstadt erwies sich seither als äußerst reißfest, und so hat sich der Wirkungskreis der zweifachen Mutter nie nennenswert verlagert.
Eine Treue, die sich bezeichnenderweise auch auf ihr liebstes Hobby, das Schreiben erstreckt. Sollte eine Schaffenskrise ausbrechen, überwindet sie diese mit ihren zweitliebsten Hobbys: Seife sieden, Anrühren duftender Cremes oder Backen. Beim Schaffen soviel sinnlicher Genüsse dauert es nie lange, bis die Tastatur wieder klappert.
http://ivypaulsfantasiewelten.blogspot.com
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