Ghost Lover
ich es dennoch tun. Es gilt, vergangenes Unrecht zu sühnen.“
„Unrecht, das deinen Nachfahren zugefügt wurde.“ Ella schluckte. „Ich könnte vorgeben, es mir mit dem Verkauf doch überlegt zu haben“, sagte sie schließlich und spann den Faden weiter: „Vor allem jetzt, im Hinblick auf die Rowdys, die mich hilflose Frau heimgesucht haben. Ich bin sehr beunruhigt deswegen.“
Marcus ergriff ihre Hand und küsste sie. „Ich will, dass es deine freie Entscheidung ist.“
„Es bedeutet dir so viel“, erklärte Ella. „Und vielleicht ist das der Grund, dass wir diese besondere Beziehung zueinander haben. Ich will das für dich tun.“ Sie unterdrückte den Schmerz und die aufsteigenden Tränen.
„Vielleicht ist dies das Einzige, das dich noch hier festhält.“ Marcus griff nach ihr und zog sie auf seinen Schoß. „Nein, nein, das Einzige, das mich noch im Hier und Jetzt festhält, bist du und deine Liebe.
Du hast mich wieder zum Menschen gemacht.“
Ella barg ihr Gesicht an seiner Schulter. „Aber offenbar ist meine Liebe nicht stark genug.“
„Wie oft geschieht das, das uns widerfuhr?“ Marcus strich ihr zärtlich durch das Haar.
Ella atmete seinen Duft tief ein, ein Versuch, seinen Geruch in ihrer Erinnerung zu konservieren.
Wenn es nun vorbei sein sollte, würde sie das Ende mit Würde akzeptieren und wenn dazugehörte, Marcus’ Nachfahren zu ihrem angestammten Recht zu verhelfen, dann tat sie das.
„Du hast dich viel zu fein herausgeputzt“, meinte Marcus missbilligend.
Ella sah an sich hinunter. Sie trug eine kurzärmlige Wickelbluse, ihren hellblauen Godet-Rock und halbhohe Pumps. „Ich weiß beim besten Willen nicht, was es an meiner Kleidung auszusetzen gibt.“ Anklagend deutete Marcus auf ihre Beine. „Diese durchsichtigen Strümpfe mit dem Spitzensaum.“
„Aber die Spitze sieht man doch nicht. Außerdem, wenn Steven vermutet, ich trage derartige Strümpfe, wird das nur dazu führen, dass er sich mehr Zeit für mich nimmt.“
Marcus schnaubte. „Ich verbiete dir, mit ihm zu tändeln.“
„Was soll ich nicht? Du meinst vermutlich flirten? Keine Sorge, alles, was ich tun werde, ist, ihn zu beschäftigen und zu versuchen, im Haus bleiben zu können, bis du wieder bei mir bist.“
Sie schmiegte sich besänftigend an Marcus.
„Ich weiß“, entgegnete er.
„Du machst dir zu viele Gedanken. Was soll denn schon schiefgehen?“
„Du hast recht, ich werde dennoch erst ruhiger sein, wenn wir die Heiratsurkunde gefunden haben.“
Sie stiegen in den Vauxhall und Marcus schloss geschickt den Sicherheitsgurt, als hätte er das schon seit jeher beherrscht.
Wenig später standen Ella und Marcus vor dem Herrensitz der Wyndhams. Ella betätigte die Klingel und Angus, der Butler öffnete, wie schon bei Ellas erstem Besuch. Als er Ella erkannte, verkleinerte er den offenen Türspalt, sodass nur noch die Hälfte seines Gesichts zu sehen war.
„Sie wünschen?“, fragte er würdevoll.
Marcus nutzte die Gelegenheit und glitt durch das Eingangsportal in die Halle. Ella war dadurch einen Moment lang abgelenkt.
„Miss?“
Sie konzentrierte sich auf den alten Butler.
„Ist der Viscount zu sprechen?“
„Ich weiß nicht, ob Seine Lordschaft anwesend ist.“
„Wären Sie so freundlich, nachzusehen, ob er vielleicht im Hause ist und mich empfangen würde?“
Angus nickte knapp und schloss die Tür. Ella konnte ihm sein Verhalten nicht verübeln. Das letzte Mal war sie in Rage gewesen. Niemand, der bei Verstand war, lud einen solchen Besucher ein zweites Mal ein.
Sie wartete eine schiere Ewigkeit vor dem Portal, bis der Butler erneut erschien. Er stieß die Tür einladend auf und ließ Ella ein. Diesmal nahm sie sich die Zeit und sah sich in der Eingangshalle um. Bei ihrem ersten Besuch war sie viel zu aufgeregt gewesen, um sich mit der Einrichtung zu beschäftigen. Eine breite Treppe führte in das erste Stockwerk und in der Galerie hingen alte Gemälde. Viel reizvoller als das fand Ella jedoch den riesigen Kristallleuchter über der Treppe. Einzelne Sonnenstrahlen fingen sich in dem geschliffenen Glas und reflektierten das Licht nicht nur an die Wände, sondern auch auf die anderen Prismen, die wiederum leuchteten und funkelten.
Tief beeindruckt wandte sie sich an das Ende der Treppe. Dort standen links und rechts auf Beistelltischen Vasen, in denen sich üppige Blumenbouquets fanden. Unwillkürlich fragte sie sich, welche Botschaften die Blumen vermitteln sollten, und ob
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