Ghostbound (German Edition)
anblickten, als wäre Elizabeth das größte Wunder, das sie je zu sehen bekommen hatten. Sie stellte sich vor, ihn zu halten, fest, ganz fest, und ihn niemals gehen zu lassen.
„Liz?“
Sogar seine Stimme konnte sie hören. Zögerlich und ungläubig und doch voller Zärtlichkeit.
„Baby?“
Ihr Kopf ruckte in die Höhe.
Er stand über ihr, nur zwei Schritte entfernt. Das bereits nachlassende Leuchten des Amuletts auf seiner Brust erhellte sein Gesicht, auf dem verschiedenste Gefühle um die Vorherrschaft rangen: Angst, Verwirrung, Erleichterung und Staunen. Schließlich siegte die Erleichterung. Er fiel vor ihr auf die Knie und schloss sie in die Umarmung, in die sie sich eben noch geträumt hatte.
„Oh Liz. Mein Engel. Dem Himmel sei Dank.“ Während er immer wieder über ihr Gesicht streichelte, als wollte er sich davon überzeugen, dass es sich nicht nur um ein Trugbild handelte, war Elizabeth noch wie gelähmt.
Wie war das möglich? Wie konnte er hier sein? Sie hatte doch versagt. Oder etwa nicht?
Mit einem befreienden Schluchzen löste sie sich aus ihrer Starre und warf stürmisch ihre Arme um ihn. Gerade noch rechtzeitig, denn nur einen Augenblick später war die Sonne bereits vollständig über den Horizont gewandert und Daniel somit wieder körperlos.
„Ich dachte schon, es ist vorbei“, flüsterte er. „Der Ruf war so stark. Ich wurde mit einer ungeheuren Gewalt fortgezogen wie in einen Sog. Es war, als würde ich mich auflösen und alles, was ich noch sah, war blendend weißes Licht.“ Er strich über ihr Haar, geradezu fiebrig. „Und dann war ich auf einmal hier, als hättest du mich auf halben Weg abgefangen und zu dir geholt.“
Noch immer völlig fassungslos brachte Elizabeth keinen einzigen Ton heraus.
„Es tut mir so leid, dass ich dich alleine gelassen habe.“ Er küsste ihre Tränen. „Aber wer kann denn schon ahnen, dass du auf den hundert Yards vom Auto zur Haustür verloren gehst. So was kann auch nur dir passieren. Wir sollten dir ein Glöckchen umhängen.“
„Tut mir wirklich leid, dir einen solchen Schrecken eingejagt zu haben“, erwiderte Elizabeth in einer abgehackten Mischung aus Schluchzen und Lachen. „Aber meine Nacht war auch nicht gerade ein Kuraufenthalt.“
„Ich weiß, Baby.“ Knisternd und kühl legten sich seine Lippen auf ihre. Er küsste sie innig. Seine Finger glitten dabei durch ihre Haare, während Elizabeth behutsam sein Gesicht berührte. Für einen köstlichen Augenblick vergaß sie, wo sie war und was sie gerade durchgestanden hatte, denn die Welt bestand nur noch aus Daniel und ihr und diesem Kuss.
„Also ich finde das ganz schön unfair!“, meldete sich Fergie plötzlich zu Wort. „Warum darfst du Besuch mit auf das Zimmer bringen und ich nicht?“
41
„Das ist Fergie. Wie die Herzogin“, stellte Elizabeth ihre Zimmergenossin vor.
„Hi Fergie“, sagte Daniel zögerlich.
„Hi, du bist bestimmt Danny, oder?“, kam es prompt zurück. „Beth hat die ganze Zeit nur von dir gesprochen, oh ja.“
„Hat sie das?“ Daniel schien nicht recht zu wissen, was er von der Situation halten sollte und schielte immer wieder unsicher zu Elizabeth.
„Sieht so aus, als hättest du mit deiner Theorie neulich voll ins Schwarze getroffen“, flüstere sie ihm lächelnd ins Ohr. Mit der Nasenspitze glitt sie seine Schläfe entlang.
„Welche Theorie?“, flüsterte er verständnislos zurück.
„Tiere können dich sehen, kleine Kinder und …“ Geisteskranke wollte sie in Fergies Anwesenheit nicht sagen, deshalb nickte sie nur beredt in deren Richtung. „Beckett, Jayne und jetzt Fergie.“
„Oh, die Theorie, ja“ Daniels Augen wurden weit. „Heißt das, das hier ist gar kein Krankenhaus, sondern eine Klapse?“
„Wir bevorzugen den Begriff psychiatrische Klinik “, informierte ihn Fergie sofort.
„Wie bist du denn bloß hier gelandet?“ Bestürzt nahm er Elizabeths Gesicht zwischen seine Hände. „Hast du während des Verhörs irgendetwas Dummes gesagt?“
„Natürlich nicht! Und danke für dein Vertrauen in mich.“
„Entschuldige.“ Er küsste ihre Stirn. „Also, was ist passiert?“
Sie erzählte ihm, wie die Detectives Clark und Stokes sie vor der Haustür abgepasst und nicht mehr in die Wohnung gelassen hatten.
„Das ist Praxis, wenn man davon ausgeht, dass weitere Verdächtige gewarnt werden könnten“, warf Daniel nickend ein.
Dann beschrieb Elizabeth, wie die Befragung abgelaufen war, und wie die
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