Ghostbound (German Edition)
sich im letzten Frühjahr für dich eingesetzt hat“, erklärte Nan.
„Detective Sergeant, Nan, nicht Constable“, verbesserte Riley. Er wirkte nervös. Sein Blick wanderte ununterbrochen durch das Zimmer, so als ob er jeden Augenblick einen Angriff aus dem Hinterhalt erwartete.
„Danke, Riley“, brummte Daniel.
Rileys Augen flackerten zu Elizabeth, ruhten kurz auf ihrem Gesicht, dann für eine Sekunde auf der silbernen Sonne, bevor sie weiter durch das Zimmer schossen. „Wie geht es Danny?“, fragte er zögernd.
Ehe Elizabeth antworten konnte, sagte Nan: „Oh, Schatz, er hatte leider einen Unfall. Er ist vergangenen Dienstag verstorben.“
„Unfall?“ Rileys Blick war skeptisch, als er kurz zu Elizabeth zurückkehrte. Dann senkte er die Augen, wie um seine Schuhe zu betrachten, und murmelte: „Das tut mir sehr leid.“
„Irgendwas stimmt nicht mit ihm, Liz“, bemerkte Daniel.
„Riley, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte Elizabeth den Jungen.
„Aber klar doch. Nan, ich hab vergessen, dass ich John noch CDs vorbeibringen wollte. Ich bin noch mal kurz weg, okay?“
Riley schien es ausgesprochen eilig zu haben, das entging auch seiner Großmutter nicht. „Schatz, ist wirklich alles in Ordnung? Ist irgendetwas passiert?“
„Nein, Nan, keine Sorge. Ich bin in ´ner Stunde wieder zurück.“ Er nickte Elizabeth verabschiedend zu, ließ den Blick noch mal durch den Raum wandern, dann stürmte er zur Tür hinaus.
Verwundert über das seltsame Verhalten des Jungen sah Elizabeth zu Daniel hoch, der die Augenbrauen so fest zusammengezogen hatte, dass sich zwei senkrechte Furchen auf seiner Stirn bildeten.
„Teenager“, murmelte Nan kopfschüttelnd. „Wer weiß schon, was in deren Köpfen vor sich geht?“
Elizabeth erhob sich aus dem Sessel. „Ich denke, wir gehen jetzt auch. Vielen Dank für alles, Nan. Sie haben uns wirklich sehr geholfen.“ Nan stand ebenfalls auf und nahm Elizabeths Hand zwischen die ihren. „Alles Gute, Kindchen.“ Und in den Raum hinein: „Ihnen auch, mein lieber Junge. Besuchen Sie mich mal wieder. Sie beide, meine ich.“
„Danke, Nan. Für alles“, sagte Daniel mit leiser, aber ehrlich dankbarer Stimme.
Sobald sie auf die Straße traten, wandte Elizabeth sich gut gelaunt an Daniel: „Also Constable , der Besuch hat sich wirklich gelohnt, findest du nicht? Ich glaube wir haben einiges zu besprechen. Wie viel Zeit bleibt uns noch, bis wir zu diesem Poker-Club müssen?“
„Ich gebe dir gleich Constable ! Aber ja, das war wirklich ziemlich aufschlussreich. Ich frage mich, was …“ Daniel hielt inne, denn in diesem Augenblick stellte sich ihnen Riley mit tief in den Hosentaschen vergrabenen Händen und hochgezogenen Schultern in den Weg. Seine Augen waren auf den Boden geheftet, und er biss auf seiner Unterlippe herum. Dann sah er auf.
„Hi, Danny. Wie geht´s dir, Mann?“
11
„Riley?“ Daniel machte einen Schritt auf den Jungen zu und blickte ihn scharf an. „Kannst du mich etwa sehen?“
„Nein, nicht sehen. Nur hören und … fühlen.“
„Fühlen?“, fragte Elizabeth ungläubig nach. Was ging denn hier vor? Gerade erst hatte sie eine Idee davon bekommen, warum es ihr vergönnt war, Daniel wahrzunehmen. Aber warum konnte dieses nervöse, dürre Bürschlein Daniel hören und fühlen ?
Riley räusperte sich unbehaglich, und sein Blick wurde erneut fahrig. „Ich kann schon immer mit Geistern sprechen und spüren, wenn einer in der Nähe ist. Aber normalerweise versuche ich sie zu ignorieren, weil sie mich sonst nicht mehr in Ruhe lassen. Wenn die erst einmal rausfinden, dass du sie hörst, belagern sie dich. Und sie wollen ständig, dass du etwas für sie erledigst oder jemanden irgendeine Botschaft übermittelst. Und wenn du es nicht sofort tust, werden sie wütend und ziehen die Poltergeistnummer ab.“
„Verstehe. Deshalb hast du vorhin nichts gesagt. Ich nehme an, nicht mal deine Großmutter weiß von deinem kleinen Talent?“, fragte Daniel.
„Und warum machst du jetzt eine Ausnahme von deiner Regel?“, fuhr Elizabeth schroff dazwischen.
„Nein, niemand weiß es“, beantwortete Riley Daniels Frage und lachte kurz auf. „Nan wäre bestimmt ganz aus dem Häuschen, wenn sie das wüsste. Sie erzählt immer, dass ihre Schwester auch diese Gabe hatte. Liegt wohl in der Familie.“
„Warum hast du dich entschlossen, doch mit mir zu sprechen?“, wiederholte Daniel praktisch Elizabeths Frage.
Sie kam sich von diesem
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