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Ghosts 01 - Ghosthunter

Ghosts 01 - Ghosthunter

Titel: Ghosts 01 - Ghosthunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Derek Meister
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fürchterlich aus. Gehetzt, zu wenig Schlaf …“
    „Einen Monat vor seinem Tod?“
    Sie nickte. „Er bat mich, ein paar Kisten für ihn aufzubewahren.“
    „Kisten?“
    „Sie waren für dich bestimmt, Ian.“
    Lächelnd öffnete sie die Beifahrertür ihres roten Cabrios und machte eine einladende Handbewegung. „Ich sagte doch, ich hatte dich früher erwartet.“

46
    Chiyo ließ ihren Kaugummi platzen, zog ihre schwarzen Strümpfe hoch, die bei der Flucht durch die Blechrohre aufgerissen waren, und sah noch einmal durch den Türspion.
    In der Wohnung spielte Musik. Sie meinte auch, den Schatten ihres Freundes im Flur zu sehen. Noch einmal klingelte sie, ließ den Finger diesmal aber einfach auf dem Knopf.
    „Mach auf, Takai! Ich weiß, dass du da bist“, schrie sie. Eine Frau mit Lockenwicklern im Haar öffnete neugierig ihre Tür gegenüber und gaffte. Chiyo streckte ihr die Zunge raus. Sie bohrte weiter mit dem Finger in dem Klingelknopf und schob nervös ihren Kaugummi hin und her. Warum machte ihr Freund nicht endlich die Tür auf?
    „Takai! Komm schon!“ Sie schlug ein paar Mal mit der Faust gegen die Tür. Wie immer war der Aufzug in dem schmutzigen Hochhaus am Rande der Stadt kaputt gewesen und sie hatte mit dem klobigen Helm durch das schmale Betontreppenhaus bis in den zwölften Stock laufen müssen.
    Ein Airbus drehte irgendwo über Hachi ō ji bei und der Lärm seiner Düsen übertönte einen Moment lang ihr Klingeln. Nachdem der Flieger eingeschwenkt und das Dröhnen verebbt war, horchte sie am Türblatt und konnte Technomusik hören. Endlich näherten sich Schritte.
    Einen Augenblick später öffnete ihr Freund die Tür. Er hatte sich ein weißes Rüschenhemd übergeworfen und war in eine Jeans geschlüpft.
    „Chiyo?“ Er sah verschlafen auf seine protzige, mit Schmucksteinen besetzte Digitaluhr, die sie vor zwei Monaten für ihn geklaut hatte. Die Uhr war ihr Geschenk zu ihrem einjährigen Jubiläum gewesen.
    „Wer denn sonst?“, entfuhr es ihr wütend. „Ich warte schon wie bescheuert.“
    Er gähnte, aber irgendwie kam ihr Takai gar nicht müde vor. Seine Wangen waren rosig, sein Haar zerzaust und seine Augen ziemlich wachsam. Sie wollte ihn küssen, aber er wich ihr aus.
    „Was ist denn los?“, fragte sie misstrauisch. „Hast du irgendwas eingeworfen?“ Bevor er antworten konnte, hatte sie sich schon an ihm vorbei in den engen Flur gedrückt. „Ich muss irgendwo unterkommen. Nach Hause kann ich nicht und ich dachte, bei dir –“
    „Warte mal, Chiyo. Ich bin gerade mit meiner Mutter am Chatten. Es ist … Ich hab nichts genommen.“ Er holte sie ein und zog sie zu sich. „Hör mal, das ist ein bisschen ungünstig im Moment.“
    „Ungünstig? Du hast Nerven! Ich weiß nicht wohin. Ein paar Tage nur, es wird sich schon alles klären.“
    Er schwieg.
    „Ich hab einen coolen Helm dabei. Draußen im Flur.“
    Chiyo hatte gehofft, er würde nicken, irgendeine Regung zeigen, aber Takai fuhr sich nur durch sein dichtes schwarzes Haar, das in alle Richtungen abstand.
    „Ich habe gehört, sie haben dich verhaftet?“
    Sie verdrehte die Augen. „Nur vernommen“, korrigierte sie ihn. Noch immer musterte sie ihn mit Befremden. In seiner Frage schwang Sorge mit, doch sie galt nicht Chiyo. „Woher weißt du das?“
    „Ich war bei euch, aber so ’n alter Kommissar hat mich wieder weggeschickt.“
    Bildete sie sich das ein oder bugsierte er sie langsam zurück zur Haustür?
    „Was ist hier los?“, fuhr sie ihn an. „Du verschweigst mir doch was.“
    Takai verzog gequält das Gesicht. „Hör mal, Chiyo. Ich stell doch gerade diese Flugpässe und Bordkarten für die Taiwaner in Ikebukuro her. Und du hast doch schon eine Akte bei den Bullen. Diebstähle, Schlägereien am Hafen, Körperverletzung … Na ja, es ist … Es ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt, bitte versteh mich nicht falsch, aber …“ Er zuckte hilflos mit den Schultern.
    Chiyo verstand gar nichts. Noch nicht einmal falsch.
    „Sag mir endlich, was hier los ist.“
    „Ich … Also, ich meine, gib mir nur ein paar Tage. Eine Pause würde uns beiden gut tun. Ich meine, ich brauche diesen Job, wenn ich denen die Flugpässe nicht fälsche, dann kann ich meine Miete diesen Monat nicht zahlen. Und du bist verhaftet worden und so jemand wie du in meiner Wohnung, das ist gerade –“
    „So jemand wie ich!“ , schnitt sie ihm das Wort ab. „Du meinst, ich bin jetzt offiziell eine Kriminelle und deswegen willst du

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