Ghosts 01 - Ghosthunter
langweilig wurde. Die Profs schauen einfach nicht über ihren Tellerrand.“ Er nahm einen Schluck aus der Dose. „Ich bin aus Ipswich. Das ist nicht weit von hier. Seitdem die Ufos im Dezember 1980 hier gelandet sind, kommt es ständig zu Erscheinungen. Seltsame Lichter im Wald, Entladungen an den Strommasten, verbrannte Traktoren.“
„Verbrannt?“ Ian nippte an seinem Bier, um den Kloß in seiner Kehle runterzuspülen.
„Das sind keine dummen Jungenstreiche, wisst ihr. Seit ein paar Wochen hat es zugenommen, aber schon davor hatten wir hier unwahrscheinlich viele Waldbrände. Ich meine, hier brennt es selbst im Winter.“ Wesley griff nach seiner schweinsledernen Aktentasche, die viel zu altbacken für den jungen Mann in seinen kurzen Containerhosen wirkte. Er zog ein Notizbuch heraus, in das er in winziger Schrift feinsäuberlich Diagramme und Tabellen gezeichnet hatte. Er zeigte sie Ian und erklärte: „Vorige Woche zum Beispiel. Da hat es geregnet. Stundenlang. 10 Liter pro Quadratmeter. Der Boden war aufgeweicht und trotzdem hat einer der Wachtürme mit einem Mal in Flammen gestanden! Einfach so.“
„Na ja. Mit Regen kann auch mal ein Gewitter kommen.“ Mit einem fiesen Knirschen zerdrückte Bpm seine Dose und warf sie in hohem Bogen zum Papierkorb. Natürlich traf er nicht.
Wesley stand auf. „Gewitter“, sagte er verächtlich, las die Dose auf und steckte sie in seine Aktentasche. „Darf keinen Alkohol hier trinken, während der Schicht … Es hat nicht geblitzt. Da drüben war der Turm.“ Er deutete mit seiner Zigarette aus dem Fenster. „Und da hinten, da sind die Hangars für die Düsenjäger. Bisher konnte mir kein Mensch verraten, warum sie wie Bunker gebaut sind. Ich meine, die haben partiell über vier Meter dicke Mauern. Warum?“
„Vielleicht haben sie hier mal Atomwaffen gelagert?“, warf Ian ein. Er nahm einen großen Schluck Bier. Seine Kehle fühlte sich trocken an.
„Das habe ich auch erst gedacht, aber ich habe nachgeforscht. Ich habe keine Überstellungen von Atomsprengköpfen gefunden. Es gibt weder Flieger noch Bahntransporte, die Nuklearsprengköpfe hierher gebracht haben. Dass die Amerikaner hier im Kalten Krieg Atomwaffen gelagert haben sollen, war nur ein Gerücht oder vielmehr eine Vertuschungsaktion gewesen.“
Ian sprang von der Kiste auf. „Vertuschungsaktion? Für was?“ Durch die Scheibe konnte er schemenhaft die tote Anlage erkennen. Der Tower ragte in die Sterne und warf einen dunklen Schatten auf die Startbahn.
„Mein Vater hat ein paar Symbole gezeichnet“, wagte Ian sich vor. Er stellte die Bierdose auf den Boden, griff nach seinem Armeerucksack und zückte die Schachtel, die Seymour ihm gegeben hatte. „Hier, das sind sie. Ein Soldat, ein gewisser Nick Waterspoon, hat diese fünf Symbole gezeichnet. Und mein Vater hat sie auch gemalt.“ Ian reichte Wesley die Kopie von Waterspoons Kritzeleien.
„Dein Vater?“ Verwundert sah Wesley zu Ian. „Wer ist dein Vater?“
„Er war Bankier. Er ist –“ Ian zögerte.
Verbrannt.
„Er ist gestorben. Schon lange her.“
Wesley kratzte sich am Bauch und drückte seine Zigarette im Ascher aus. „Hmmmm … Von wann stammen die Symbole? 1980? Dezember?“
Ian nickte. „Diese ja. Aber mein Vater hat sie erst Jahre später gezeichnet.“
„Interessant.“ Wesley hielt die Zeichnungen unter seine Taschenlampe und lächelte. „Die kommen mir bekannt vor … ja …“
„Woher denn?“
„Von den Aliens. 1980 haben sie diese Symbole hier im Wald hinterlassen. So heißt es zumindest.“
Ian spürte ein ungutes Gefühl in seinem Magen. Er sah sich zu Bpm um. Der hockte noch immer auf seinem Klappstuhl mit trotzig verschränkten Armen. Auf Ians fragenden Blick reagierte er mit einem heftigen Kopfschütteln.
„Was bedeuten sie?“, wandte sich Ian an Wesley.
„Keine Ahnung.“
„Und warum zeichnet sie mein Vater fast fünfzehn Jahre nach dem Vorfall?“
„Das musst du schon selber wissen.“ Er schob sich an Bpm vorbei zu den Kontrollpulten und riss sich noch eine Dose vom Träger. Zischend öffnete er sie. „Kann ich dir leider nicht sagen, aber über diesen Nick Waterspoon habe ich schon mal was gelesen.“
„Ach!“ Bpm stand auf. „Das ist ja ein Zufall.“
„Ich bin es gewohnt, dass man mir nicht glaubt“, brummte Wesley. „Wartet hier.“ Er klopfte sich noch eine Zigarette aus dem Päckchen, schnappte sich sein Feuerzeug und verließ den Kontrollraum.
„Das ist jetzt nicht
Weitere Kostenlose Bücher