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Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter

Titel: Gib den Jungs zwei Küsse: Die letzten Wünsche einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: St John Greene
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jetzt den Schmerz der Jungs hätte schultern können, hätte ich das getan, aber ich konnte sie nicht davor schützen.
    Ihre kleinen Augen sahen mich nun forschend an und versuchten im schwächer werdenden Licht Anhaltspunkte zu finden. Sie waren erst vier und fünf Jahre alt und viel zu jung für das. Ich schluckte unbeholfen und spürte, wie mein Gesicht rot wurde, als ich vergeblich versuchte, meine Tränen zurückzuhalten.
    »Mummy ist tot. Sie wird nicht mehr aus dem Krankenhaus zurückkommen. Sie ist heute Morgen gestorben.« Als ich diese Worte aus meinem Mund kommen hörte, brach ich seufzend zusammen. Die Jungs klammerten sich an mich, und wir weinten, zu dritt einander in den Armen haltend, bis unser heißer Atem sich auf den winterkalten Scheiben niederschlug.
    »Ist Mummy im Himmel?«, schniefte Reef schließlich.
    »Ja«, sagte ich.
    »Ist sie auf einer Wolke?«, hakte er schluckend nach.
    »Ja«, sagte ich, beeilte mich aber noch hinzuzufügen: »Ihr könnt sie euch auf einer Wolke vorstellen, wenn ihr wollt.«
    Man hatte mich vor Äußerungen wie »Mummy ist eingeschlafen« gewarnt, weil die Jungs dann womöglich abends im Bett Angst vorm Einschlafen bekamen oder sich einbildeten, sie könnte eines Tages wieder aufwachen. Ich wollte sie auch nicht in dem Glauben bestärken, Mummy sei auf einer Wolke, denn das war sie nicht, aber ich sagte mir, dass es in Ordnung ging, wenn Reef diese Vorstellung zusagte.
    Eine Weile schwiegen wir alle. Wir saßen da, hielten uns fest und weinten, bis lauter Maschinenlärm über uns dafür sorgte, dass wir uns alle umdrehten und aus dem beschlagenen Heckfenster des Autos schauten. Mit tränennassen Augen beobachteten wir zwei Flugzeuge, die diagonal über den verhangenen grauen Himmel über uns flogen und ein perfektes weißes Kreuz zurückließen.
    »Seht nur, Mummy hat uns gerade einen Kuss geschickt«, sagte Reef, und wir weinten weiter.
    Jetzt waren wir nur noch zu dritt. Dies spürte ich plötzlich ganz akut, als wir uns in unserer eigenen weißen Wolke zusammenkuschelten und Sauerstoff und Schmerz teilten. Ungeachtet der Dunkelheit und der Kälte, die sich auf uns herabsenkten, schluchzten wir mindestens eine halbe Stunde lang. Das Salz meiner Tränen brannte auf meiner Haut, und die Wangen der Jungen verwandelten sich von rosigem Pink in fleckiges Rot. Ich hätte Stunden und Tage weinen können, aber als das leise Schluchzen und das keuchende Weinen der Jungs ein wenig nachließen, spürte ich, dass es Zeit war aufzuhören.
    »Möchtet ihr einen Kaugummi?«, fragte ich sie. Ihre Mienen hellten sich ein wenig auf, als sie die rosa Kaugummipäckchen auswickelten, aber Finn liefen immer noch Tränen über die Wangen.
    »Danke, Daddy«, sagte er höflich und stopfte sich dabei den Kaugummi in den Mund. »Warum ist Mummy gestorben?« Er schniefte laut und schaute mir direkt in die Augen.
    »Nun, du weißt doch, dass sie sehr krank war, nicht wahr? Und als du sie gestern Abend im Krankenhaus gesehen hast und sie dich ganz fest umarmt hat, da war sie sehr, sehr krank. Sie war so krank, dass sie gestorben ist.«
    »Ich möchte sie sehen«, sagte Finn. »Kann ich Mummy wiedersehen?«
    »Tut mir leid Finn, aber du kannst sie nicht mehr sehen.«
    Er kaute kläglich auf seinem Kaugummi herum, und ich musste ihm hilflos zusehen, weil mir kein Wort einfallen wollte, das meine Antwort irgendwie besser gemacht hätte.
    »Ich mag das«, sagte Finn nach ein oder zwei Minuten. »Es schmeckt lecker, Daddy.«
    Reef nickte. »Danke, dass du uns Kaugummi gegeben hast«, sagte er und wischte sich mit seinem Mantelärmel die Tränen aus dem Gesicht.
    »Können wir wieder mal einen bekommen?«
    »Ich denke, wir sollten zu besonderen Anlässen immer Kaugummi haben. Auch Mummy hielt das für eine gute Idee. Jetzt lasst uns nach Hause fahren.«
    Eine seltsame Ruhe erfüllte mich, als ich mich wieder auf dem Fahrersitz anschnallte. Ganz allein hatte ich eine Aufgabe bewältigt, dazu noch eine derart gewaltige. Ich spürte, dass Kate nicht nur damit einverstanden gewesen wäre, wie ich diese Situation gemeistert hatte, sie hätte es an meiner Stelle ganz genauso gemacht. Dieser Gedanke war tröstlich.
    Als wir vom leeren Strand wegfuhren, betrachtete ich die Jungs im Rückspiegel. Beide starrten mit geschwollenen Augen aus den Fenstern, kauten geräuschvoll auf ihren Kaugummis und füllten den Wagen mit süßem Erdbeeraroma.
    Von nun an lag die Verantwortung für diese beiden kleinen

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